Stallkobold mit Kanone: Eicher Eichus HD12

    • Offizieller Beitrag

    moin moin,

    im Januar konnte das Landtechnik-Museum Braunschweig - Gut Steinhof gleich mehrere Eicher Mistkanonen in die Sammlung aufnehmen.

    Ein fahrbereites Exemplar stammt zusammen mit einem Ersatzteilträger aus erster Hand, wo es bis zum Schluss mit der Mistsammelkanone im Schweinestall für Ordnung gesorgt hat. Kurz darauf ergab sich die Chance, einen weiteren, nicht fahrbereiten Eichus mit "Kanonengabel" (nein, nicht Kanonenkugel :wink: ) zu kriegen. Dieser Eichus ist mittlerweile auch fahrbereit, ein Bericht über die Aufarbeitung soll an dieser Stelle entstehen.

    Doch zuerst einmal die Ausgangssituation:

    http://www.fotos-hochladen.net
    http://www.fotos-hochladen.net
    http://www.fotos-hochladen.net

    Die dunklere Maschine mit dem Sammelkasten hat mal neue Farbe erhalten, original ist der hellere Farbton der Anderen.
    Das obere Foto zeigt die nicht fahrbereite Mistkanone, die an folgenden Dingen kränkelte:
    - Hinterräder defekt und nicht original, da Noträder eines Autos mit geändertem Lochkreis
    - Getriebe nicht schaltbar, da Schaltung defekt (VW-Käfer-Getriebe)
    - Motor (Hatz E89G) kriegt kein Sprit
    - Bremsen fest
    - Pedalwelle mit Pedalen verwachsen
    - Schalthebel abgebrochen
    und viele weitere Kleinigkeiten...

    mfG
    GTfan

    • Offizieller Beitrag

    moin moin,

    dem Spritmangel des Motors konnte sehr schnell abgeholfen werden:
    [Blockierte Grafik: http://www.fotos-hochladen.net/uploads/20150213184408jhxzr0clk5.jpg]
    Den ausgebauten Tank, in dem der abgebildete Filter steckte, hätte man komplett gefüllt an die Seite stellen können, es kam kein Tropfen Diesel durch. Und das bei dem Zustand des Filters... :o
    Eigentlich gehört die gefaltete Papierziehharmonika wie bei jedem vernünftigen Filter auf die komplette Länge des gröberen Plastiksiebes. Es war wirklich nur noch das Sieb intakt, wie dieses aber derart zuverlässig abdichten konnte, blieb ein Rätsel. Der ca. 20 Jahre alte Diesel im Tank war einwandfrei klar, keine Spur von Dieselpest.

    Um das Getriebe-Problem angehen zu können, muss vorne am Getriebe die Schaltstange samt Umlenkhebel ausgebaut werden. Das geht nur, wenn das Getriebe ausgebaut ist, da direkt davor ein Teil des Grundrahmens des Eichus verläuft. Das Getriebe lässt sich aber nur ausbauen, wenn der Motor raus ist. Und der nur, wenn die Hydraulikpumpe zur Seite ist. Also die einfache Lösung, den kompletten Antriebstrang heraus heben, dafür ist gerade so Platz:
    [Blockierte Grafik: http://www.fotos-hochladen.net/uploads/p10904840l95crpzoh.jpg]

    An der Angel:
    [Blockierte Grafik: http://www.fotos-hochladen.net/uploads/20150214160435abpm9d4n5g.jpg]

    Und auf dem Seziertisch:
    [Blockierte Grafik: http://www.fotos-hochladen.net/uploads/20150214170102qsln0y6hj1.jpg]

    Bei genauerem Blick zeigten sich dann noch diverse abgerissene Schrauben am Steuerdeckel des Motors, ein gerissener Auspuff-Flansch und weitere Kleinigkeiten...

    mfG
    GTfan

  • Hallo,

    ich finde es schön das es auch Leute gibt die sich mit solchen Fahrzeugen wie den Eichus beschäftigen. Denn schließlich gehören sie ja auch zu der Eicherähra!. Und ich bin guter Hoffnung das Ihr einen der beiden bis zum Treffen in Adenbüttel wieder fit habt.

    Gruß. Torben

    Der Bauer träumt - oh Herr der Fendt ein guter Eicher wär !

    Massey Ferguson 3630 Xtra, Eicher 3048, Eicher EKL 15/II, Eicher ES 202.

  • Servus
    bin mal auf den weiteren Bericht gespannt....
    Der Dieselfilter kommt mi bekannt vor, bei meinem war nur das Rohr mit den zugerotzten Löchern vorhanden. Die Odysee mit den Bremsen hab ich auch schon hinter mir. Getriebe,Bremsen und Lenkgetreibe sind vom Käfer bzw auch Bulli. War ja fast alles aus einem Baukasten bei VW :D Hab zum Glück nen Käferclub im Ort, bei dem ich die eine oder ander Info (und Teile) bekam.
    Gruß Ralph

    EKL 15/II
    Eichus HD12
    Solo 620
    Deutz 4006

    • Offizieller Beitrag

    moin moin,

    Teile für das Getriebe sind wie beschrieben zum Glück kein Problem, ebenso wie die Bremsen und das Lenkgetriebe. Das sind leider aber auch nicht die Schwachstellen eines Eichus, aber dazu später mehr.

    Da der Antriebsstrang schief im Rahmen befestigt war, lag das vordere Ende des Getriebes auf dem Rahmen auf. Der Deckel war an der Schaltwelle durchgescheuert, musste also neu.
    [Blockierte Grafik: http://up.picr.de/22071913ox.jpg]
    Der Rest des alten Schalthebels, leider von der Länge her auch absolut nicht ausreichend da mehrfach abgebrochen. Die Schlauchöse als Kugelgelenk-Ersatz ist ebenfalls eine alte Bastellösung, wurde aber beibehalten, da das Gegenstück dazu passend gearbeitet ist. Lediglich die oberen 30cm Schalthebel mussten also neu, gleichzeitig wurde die Freiform-Kunst mittels Schweißelektrode beseitigt.
    [Blockierte Grafik: http://up.picr.de/22071914kr.jpg]

    Der neue Schaltungsdeckel musste angepasst werden, da die Rippen bei dem Eicher-eigenen Schaltgestänge im Wege wären. Sie liefen eigentlich bis zum Ende des Rohres, das geht hier nicht.
    [Blockierte Grafik: http://up.picr.de/22071915bq.jpg]

    Das Gegenstück der Schaltung, lasst es mich Schaltknie nennen, war verbogen und passte somit nicht mehr auf den Deckel. Auch ließen sich so nicht alle Gänge schalten. Kaltverformung wäre nur schwer kontrolliert möglich gewesen, also kam die gute alte Esse zum Zuge.
    [Blockierte Grafik: http://up.picr.de/22071916xu.jpg]
    Rot glühend ließ sich der 90° Winkel wieder herstellen
    [Blockierte Grafik: http://up.picr.de/22071918cf.jpg]
    Fertig, passt.
    Hier ist nun auch ersichtlich, warum die Rippen weg mussten und ein herab gebogenes Schaltknie nicht auf den Deckel passt.
    [Blockierte Grafik: http://up.picr.de/22071919sv.jpg]

    Ein Foto des fertigen Schalthebels folgt später.

    Torben: Adenbüttel ist auf dem Schirm ;)

    mfG
    GTfan

  • Moin!
    Wenn denn bis dahin die Eichusse fertig sind? :wink:

    Müsste man glatt am 07.06. auf dem Steinhof spionieren....

    Chereeo

    Da hier die Zensur lebt und eine zielgerichtete Information - basierend auf Erfahrungen und Daten nicht erwünscht ist - z.B. für Fiat Traktoren - herrscht , gibt`s die nicht mehr von mir.

    Es gibt ja kompetentere Foren.

    • Offizieller Beitrag

    moin moin,

    zum spionieren am Sonntag ist natürlich jeder herzlich eingeladen ;)
    Die Eichus werden beide fit sein und auch vorführen, warum sie "Mistkanone" heißen! Es wird allerdings weniger geruchsintensive Munition verwendet... 8)

    Weiter gehts:

    Motor und Getriebe andächtig nebeneinander, am Getriebe ist die oberste Spitze demontiert, der Schaltdeckel, der in meinem vorherigen Beitrag bereits behandelt wurde.
    [Blockierte Grafik: http://up.picr.de/22116749nf.jpg]
    Der Motor hatte in den letzten Jahrzehnten einiges an Dreck abgekriegt und wurde intensiv gereinigt.
    [Blockierte Grafik: http://up.picr.de/22116750ir.jpg]
    Um mehrere abgerissene Schrauben des Steuerdeckels aus dem Block entfernen zu können, musste der Steuerdeckel runter, mit ihm kam gleich die Nockenwelle hinterher. Merke: Wer bei den kleinen Hatz-Motoren den Deckel des Steuergehäuses abnimmt, muss damit rechnen die Steuerzeiten neu einzustellen. Die Zahnräder sind aber markiert, alles halb so schlimm.
    [Blockierte Grafik: http://up.picr.de/22116751yn.jpg]
    Alles gesäubert und repariert wieder einbaubereit.
    [Blockierte Grafik: http://up.picr.de/22116866sl.jpg]
    Den Bremsen gehts an den Kragen:
    [Blockierte Grafik: http://up.picr.de/22116754my.jpg]
    gründliches Säubern und gezieltes Schmieren brachte auch hier die volle Funktion zurück.
    [Blockierte Grafik: http://up.picr.de/22116756mr.jpg]
    Damit auch ein Blick auf den echten Schwachpunkt des Eichus, seine Achswellen. Angeblich sind es auch gekürzte Achswellen vom Käfer mit anderem inneren Flansch, bei den verwendeten Bremsen wäre das naheliegend. Die Wellen sind jedoch nicht für diese Verwendung ausgelegt. Das Gewinde zum Festspannen der Bremstrommel ist in der Regel stark verschlissen/korrodiert und nicht mehr in der Lage, die Bremstrommeln richtig auf dem Welle fest zu spannen. Die Folge sind wackelnde Räder...
    Dieses Problem hatte den dritten Eichus der Sammlung bereits beim Vorbesitzer zum Teileträger degradiert, die anderen beiden Eichus sind noch halbwegs stabil. Wenn man diverse Angebote im Internet liest, so merkt man, dass es keine Einzelfälle sind.

    Damit kann es wieder an die Montage gehen, bei schönstem Wetter (nur das Bild wirkt so grau) an der frischen Luft:
    [Blockierte Grafik: http://up.picr.de/22116893zf.jpg]
    garnicht so viel dran an so einem Ding, wenn Motor und Getriebe erst mal raus sind...

    mfG
    GTfan

    • Offizieller Beitrag

    moin moin,

    und weiter gehts mit der Aufarbeitung:

    [Blockierte Grafik: http://up.picr.de/22285521xp.jpg]
    Nach dem Einfliegen von Motor und Getriebe war nach wenigen Stunden alles wieder einsatzbereit.
    [Blockierte Grafik: http://up.picr.de/22285523es.jpg]
    Eine kleine Hilfestellung beim Kartoffelpflanzen:
    [Blockierte Grafik: http://up.picr.de/22285562bj.jpg]
    Und die Präsentation beim Oldtimertreffen auf dem Messegelände in Braunschweig.
    [Blockierte Grafik: http://up.picr.de/22285563ys.jpg]
    Ein erster Arbeitseinsatz in geruchtsneutraler Umgebung verlief durchwachsen, eine der beiden Antriebsketten sprang bei größerer Last über.
    [Blockierte Grafik: http://up.picr.de/22285524wi.jpg]
    Die originale Kette hatte selbst nach einem längeren Dieselbad ihre gewohnte Gestalt nicht verloren, so war eine Kette des Ersatzteilträgers verwendet worden. Diese war recht lang, um eine Einheit gekürzt wäre sie jedoch zu kurz gewesen. Also musste eine neue Kette her.
    [Blockierte Grafik: http://up.picr.de/22285525wr.jpg]
    Der neue selbstgebaute Schalthebel, die Kröpfung ist originalgetreu und muss so sein, da man sonst beim Bremsen den Gang heraus tritt. Der Schuh des Fahrers hätte keinen Platz...
    Im Hintergrund erkennbar die Auflage des Bodenblechs, das Bodenblech ist für die Arbeiten an der Antriebskette demontiert.
    [Blockierte Grafik: http://up.picr.de/22285526yz.jpg]
    Ende gut, alles gut.
    [Blockierte Grafik: http://up.picr.de/22285527aa.jpg]

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Fabian,

    ein "Dankeschön" von mir für diesen interessanten Bildbericht. Die "Eichus" mit ihrer Mistkanone waren mir zwar grundsätzlich ein Begriff, aber im Detail unbekannt. Mag daran liegen, dass hier in meiner Heimat die Geräte wohl so gut wie gar nicht vertreten waren und ich den ersten Eichus in natura in Nordhorn gesehen habe.
    Hatz- und VW-Käfer-Teile lassen das Restauriererherz ja schon mal höher schlagen, nicht zuletzt wegen der entspannten Ersatzteilsituation.
    Was eine entspannte Ersatzteilsituation bedeutet, merke ich gerade selbst bei meinem weißrussischen Projekt... :D

    Viel Spaß!

    Gruß, Hendrik
    (der dich im Augst vielleicht mal besuchen kommt...)

    • Offizieller Beitrag

    moin Hendrik,

    auch mir waren die Eichus vorher nur auf wenigen Treffen begegnet. Auch war ich bis dato davon ausgegangen dass das Verbreitungsgebiet der Eichus ungefähr deckungsgleich mit dem der Weißwurst ist, zumindest aber am Weißwurst-Äquator (Main) ungefähr endet. Um so überraschender daher das Auftauchen dieser Exemplare mitten in Niedersachsen.

    Auf meinem letzten Foto ist im übrigen die "Kanone" ausgelöst zu erkennen. Die Rückwand der Gabel schießt federbetätigt (das lange Rohr auf dem Hubarm beherbergt die Feder) nach vorne, aus Sicherheitsgründen geht das nur bei angehobenem Arm. Lässt man den Arm nun wieder ab, klappt auch die Rückwand wieder in ihre ursprüngliche Position und rastet sich im Auslösemechanismus ein. Ein neuer Ladezyklus kann beginnen...
    Diese bewegliche Rückwand ist in der Sammelbox am zweiten Eichus im Grunde genauso vorhanden, hier bewegt sich jedoch auch ein Teil des Bodens der Kiste mit nach vorne. Beim Anheben des Armes ziehen sich die Rafferzinken nach oben weg, so dass die Schussbahn frei ist.

    Um auf rutschigem Stallboden zurecht zu kommen, hatte der Eichus übrigens ab Werk Spikes in den Vorderreifen!
    Das hier überholte Fahrzeug mit der Forke als Arbeitswerkzeug besitzt noch die originalen Vorderreifen, Reste der stark abgenutzten Spikes sind erkennbar. Leider sind die Reifen insbesondere an den Flanken stark verschlissen, der Mist-Kontakt greift scheinbar auch Gummi stark an.

    mit freundlichen Grüßen,
    Fabian

  • Moin,

    da ist eine kleine Korrektur notwendig: Das Abschiessen ist nicht aus Sicherheitsgründen nur bei angehobenem Arm notwendig, sondern wird die Feder beim anheben überhaupt erst gespannt. Im Vollständig abgesenkten Zustand ist somit die Feder komplett entspannt und kann die Rückwand einrasten lassen. :wink:
    Bei der Forke war ursprünglich noch ein Gummilappen unten an der Rückwand befestigt, Reste davon kann man noch erkennen...
    .
    Der Stallmist greift im Übrigen auch die Felgen stark an, ein Wechsel der Reifen wird hier nur mitsammt den Felgen gehen...

    Mfg
    Flachland

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Fabian,

    die Spikes-Reifen sind ganz "normale" Winterreifen, wie sie in Deutschland in den frühen 1970er Jahren üblich waren. Dann kam jedoch das böse Erwachen und man sah, wie sehr die Asphaltdecken unter den Spikes litten. Also wurden die Winter-Spikes schnell wieder verboten. Autowerkstätten und Reifenhändler hatten dann Spezialzangen zur Hand, mit denen die Spikes aus den Reifen gezogen wurden.

    Gruß, Hendrik

    • Offizieller Beitrag
    Zitat von Flachland

    Moin,
    Das Abschiessen ist nicht aus Sicherheitsgründen nur bei angehobenem Arm notwendig, sondern wird die Feder beim anheben überhaupt erst gespannt. Im Vollständig abgesenkten Zustand ist somit die Feder komplett entspannt

    Ja natürlich.
    Ich sehe das jedoch so, dass der Bedarf des Abschießens lediglich im ausgehobenen Zustand die Verwendung dieser Lösung erst ermöglicht hat...
    Hätte die Gabel auch im abgesenkten Zustand abgeschossen werden sollen, hätte man das anders lösen müssen. So war diese obendrein äußerst sichere Lösung möglich.

    Heute müsste man sich im Rallye-Bedarf nach den Reifen umsehen...

    mfG
    GTfan

  • Spike-Reifen werden wohl nicht mehr aufgezogen werden,
    sollten dennoch lose Spikes benötigt werden, kann ich vom Marktführer problemlos welche besorgen.
    Auch bei Spike-bestückten Reifen läßt sich was machen, denke ich.

    Super 1250 VL Special Bj. 83

    Compact 850 V Bj. 73

    S 450 Bj. 66

    Achtung Schlütermotor!
    Kinder und Kleinvieh aus dem Ansaugbereich!

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!