Farmall H von 1943: Wiederbelebung eines RowCrops

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    Moin,

    bevor nun die überholten Bandbremsen montiert werden, gibt's einen kleinen Blick zurück.

    Eine der beiden Haltestreben der Ackerschiene bzw. des Anbaurahmens war verbogen:

    Da ist Billy Bob wohl mal schwungvoll irgendwo gegengefahren. Wer weiß...


    Ein wenig auf dem Amboß geradegekloppt... sieht schon besser aus. Kann so bleiben.

    Als nächstes, auf den Bildern oben kann man es schon sehen, war das Zugpendel dran.

    Das rechte Ende wird unterhalb des Getriebes, weit vor der Hinterachse, drehbar gelagert. Das "Pendel" wurde hier wortwörtlich gemeint. Links ist eine eiserne Rolle zu sehen, die frei auf der "Ackerschiene" von links nach rechts rollen kann. Dadurch sollte auch bei Zugarbeiten in Kurven ein spurtreues Arbeiten ohne Zugkraftverlust garantiert werden.


    Durch Aufschweißen und bohren beseitigte ich den Veschleiss an der Bohrung im Zugpendel.
    Den Lagerbolzen fertigte ich neu an, als Material diente mir eine ausgediente Kolbenstange eines Hydraulikzylinders. Der alte Bolzen war nicht etwa verschlissen, er fehlte komplett. Irgendwann vor vielen Jahren muss er wohl während einer Leerfahrt sein Sicherungsblech verloren haben und dann nach unten aus der Bohrung gefallen sein...


    Die Rolle war erwartungsgemäß festgerostet, da sie in den letzten sieben Jahrzehnten häufig gebraucht wurde und werksseitig keine Schmiermöglichkeit vorgesehen war. Mit einigem Aufwand und bösen Flüchen konnte ich sie zerlegen, reinigen und großzügig neu geschmiert wieder zusammensetzen.


    Ich stehe zwar sehr auf Patina und "Kampfspuren", aber das hässliche Langloch hinten am Zugpendel hat mich dann doch zu sehr gestört. Auch hier habe ich kurzerhand aufgeschweisst und neugebohrt. Fertig montiert war ich dann positiv überrascht, die ganze Chose rollt leicht von links nach rechts, und das vollkommen klapper- und spielfrei.

    Nun wieder zu den Bremsen...

    Das ausgeschlagene Kupplungspedal erhielt eine neue Buchse (vorher gab's keine!). Nun konnte alles montiert werden.


    Die provisorisch montierte und eingestellte linke Bremsmechanik.


    Das gleiche auf der rechten Seite. Eine Feststellbremse hat der Farmall H auch, hierzu werden die Pedale in der niedergetrenen Position mit einer Blechlasche fixiert. Auf diesem Bild glänzt gerade alles ein bisschen, da ich die Oberflächen hier frisch mit Leinöl behandelt hatte.

    Gruß, Hendrik

  • Stimmt, wir sind hier beim Schlepperdu.... :D

    Darum musst du, Lanzturm, auch mal deine PNs lesen. Habe dir noch auf deine Frage zum Motorenöl geantwortet. :):wink:

    @Hendrik......Arjan geht wohl demnächst wieder rüber zum Teileeinkauf. Falls du was brauchst. Ich selbst bemühe mich noch um Kleinkram. Haube, Lenkrad, Rollen Abdeckung für den kleinen Round Fender und ne frische Batterie braucht er auch mal.

    Übrigens,toller Hano dort im Hintergrund :P

  • Und erst der MAN :mrgreen: bei sowas könnte ich noch mal schwach werden. Was ist das für einer?

    Grüsse

    Wo Bäche rauschen, Heide blüht, wo dunkle Wälder stehen - dort ist es wo mein Herz erglüht. Oh Heimat du bist schön!

    • Offizieller Beitrag

    Moin,

    Danke für eure Kommentare!

    Hier mal eine kleine Aufstellung der Schlepper, die auf meinen Bildern hier im Hintergrund zu sehen sind:

    - ein ganz früher Hanomag R22
    - ein Hanomag Robust 901S
    - ein MAN 4S2
    - ein MAN 2K3
    - ein John Deere R
    - ein Fendt F15
    - ein Ferguson TEF
    - ein Ferguson TEA
    - ein Lanz D1706
    - ein MF 165 Allrad
    - ein MF 178
    - ein MF 35 "Goldbauch"
    - ein MF 35 mit Perkins-Dreizylinder

    Mit Ausnahme des Hanomag R22, des John Deere und des Ferguson TEA (und der beiden Motorräder), gehören diese nicht mir, sondern meinem Schwiegervater.
    Einige dieser Schlepper sind eher Teileträger als vielversprechende Restaurationsobjekte.

    Falko:
    Sobald der Farmall aus eigener Kraft wieder aus der Werkstatt fahren kann, wird eine ausgiebige Tour mit dem dicken Johnny gemacht. Versprochen! Der Pflug will ja auch mal wieder durch den Boden gezogen werden...
    Und nochwas: Hab' Nachsicht mit unserem Lanzturm-Harald. Er ist noch neu hier und hat's nicht so mit den PNs. Meine hat er auch noch nicht gelesen.

    Gruß, Hendrik

    • Offizieller Beitrag

    Moin zusammen,

    mit den folgenden Arbeitschritten am Farmall bewegen wir uns langsam vom Getriebe in Richtung Motor. Als nächstes stand nun also die Überprüfung und Instandsetzung der Kraftübertragung vom Motor zum Getriebe an.

    Schon beim Trennen von Motor und Getriebe fiel mir das total defekte Ausrücklager ins Auge.

    Beim Ausrücklager handelt es sich um ein Axialkugellager, welches regelmäßig geschmiert werden muss. Das erfolgt durch das lange Röhrchen, in dessen unterem Ende ein Schmiernippel eingeschraubt ist. Da sich Billy Bob zum schmieren bücken, ja sogar auf den Boden legen muss, hat Billy Bob das schmieren einfach sein gelassen. Mit dem Resultat durfte ich mich nun herumärgern.
    Doch alles halb so wild, ein passendes neues Ausrücklager hatte ich im Bestand. Plug and play also.


    Hier das neue Ausrücklager, nachdem ich es auf seinen Träger aufgepresst hatte. Es wird durch ein Aluguss-Teil geführt, welches man hier ebenfalls sehen kann. Einsatzbereit und mit frischem Fett gefüllt.

    Als nächstes begutachtete ich die Welle, die Kupplung mit Getriebe verbindet.

    An ihr gab es nicht auszusetzen, selbst die getriebeseitigen Gummischeiben waren noch recht weich und nicht rissig, konnten also wieder verbaut werden.
    Das Bild oben zeigt die montierte Welle, von unten in den offenen Getriebetunnel fotografiert. Der hier zu sehende Hohlraum um die Welle wird später durch die Hydraulikeinheit "Lift-All" ausgefüllt.


    Das gleiche vom Motor aus gesehen.

    Bevor ich nun das überholte Ausrücklager montieren konnte, befasste ich mit mit der Ausrückwelle.
    An ihren Lagerstellen im Getriebe war sie recht stark ausgeschlagen. Hier half nur aufschweißen und abdrehen bzw. abfeilen.


    So gehört es zusammen. Passt alles wunderbar, bewegt sich leichtgängig und doch ohne übermäßiges Spiel.


    Zu guter letzt montierte ich nun die Strebe zwischen Kupplungspedal und Ausrückwelle, nachdem ich auch hier ausgeschlagene Bohrungen aufbohrte und neue Bolzen anfertigte.

    Hurra, Hurra,... jetzt konnte es mit dem Motor weitergehen! :D:mrgreen:

    Gruß, Hendrik

    • Offizieller Beitrag

    Moin und frohe Ostern,

    die wenigen freien Tage möchte ich nutzen, um den Thread hier weiter zu führen. Denn von nun an soll es um den nächsten Abschnitt, den Motor, gehen.

    Ich war sehr gespannt, wie wohl der Zustand des Motors sein würde, da ich den Schlepper in nicht laufendem Zustand gekauft habe. Ein Probelauf, geschweige denn eine Probefahrt, war somit nicht machbar. Wichtig war mir nur, dass die Kurbelwelle drehte, der Motor somit nicht fest war. Das war bei meinem Farmall H der Fall. So schlimm konnte es also nicht kommen. Da ja die Ersatzteilversorgung für den mehrere hunderttausendfach gebauten C-152-Motor gesichert ist, sollte das Risiko gering sein.

    Bevor die Bilder kommen, nochmal ein kurzer Überblick: Vier Zylinder-Vergasermotor, OHV, Hubraum 152 cui (=2,49 Liter), ca. 29 PS bei 1.650 U/min. Trockene Laufbuchsen. Kompressionsverhältnis 4,5 bis 5,9 : 1, je nach Ausführung (Höhenlagen bzw. Treibstoffart).

    Soviel dazu, nun kommen die Bilder. Die Zerlegung begann bereits im noch montierten Zustand, wegen der angenehmen Arbeitshöhe.

    Schon beim Abnehmen des Ventildeckels gab es die erste Ernüchterung. Drei Stößelstangen waren verbogen... also waren drei Ventile fest. Vermutlich habe ich selbst die Stößelstangen verbogen, als ich die Kurbelwelle auf Freigängigkeit prüfte. Na super.
    Also, alles auseinander.


    Hier sind bereits der Zylinderkopf, Ölwanne sowie sämtliche Anbauteile demontiert.


    Auf der linken Seite des Motorblocks gibt es einen Kontrolldeckel, nach dessen Abnahme Billy Bob den Kühlwasserraum um die Zylinder begutachten und ggfs. reinigen kann. Durchaus sinnvoll, da der Motor ja wie schon erwähnt trockene Laufbuchsen hat. Blöd nur, wenn Billy Bob nie den Deckel abnahm um mal zu schauen, was Sache ist. In meinem Fall fand ich reichlich Kesselstein, Rost und Dreckklumpen zwischen den Zylindern vor. Obwohl die Zwischenräume eng und kaum zugänglich sind, konnte ich einen Großteil des Drecks durch kratzen, spülen und ausblasen entfernen.


    Auf der Innenseite des seitlichen Blechdeckels sind Bleche angebracht, die den Kühlwasserstrom zu den Zylindern leiten sollen. Die Probe mit dem Schraubenzieher zeigte schnell und eindeutig, dass mein Deckel weich wie Blätterteig und somit reif für die Schrotttonne war. Der erste Punkt auf einem neuem Einkaufszettel...


    Auf der rechten Seite findet man ebenfalls einen Deckel, hinter dem jedoch die Stößelstangen arbeiten. Ein Blechstreifen soll verhindern, dass man beim herausziehen der Stößelstangen die Stößelbecher zu weit hinauszieht und sie herunterfallen. Schlau! Mal abgesehen von den drei S-förmigen Stößelstangen, die ich auf dem Amboss richtete und anschließend in der Drehmaschine kontrollierte, gab es hier nichts zu bemängeln.


    Nach Abnahme des Stirnraddeckels und der Wasserpumpe. In den Löchern links und rechts sitzen im montierten Zustand der Zündverteilerantrieb und der externe Drehzahlregler. Kontrolle der Stirnradmarkierungen: Nockenwelle, Kurbelwelle und Zwischenrad stimmten überein, der Zündverteilerantrieb war um einen Zahn versetzt. Na sieh' mal einer an...


    Demontierte Brocken, auf ihre Überarbeitung wartend. Den Zylinderkopf hatte ich hier schon seiner Ventile usw. entledigt. Wie schon vermutet, waren drei der acht Ventile festgerostet. Ich brauchte einen großen Hammer und reichlich Gewalt, um diese Ventile aus ihren Führungen zu schlagen.


    Ein neugieriger Blick in die Zylinderlaufbuchsen, nachdem ich die Kolben ausgebaut hatte. Und hier begann ein ganz spannendes Thema, da mein Farmall ein paar Überraschungen für mich bereithielt. Typisch Ami eben...

    Gruß, Hendrik

    • Offizieller Beitrag

    Die genaue Begutachtung der Laufbuchsen zeigte zunächst keine Auffälligkeiten, d.h. keine tiefen Rostnarben oder andere Beschädigungen. Jedoch konnte man auch hier schnell erkennen, dass der Motor schon lange nicht mehr gelaufen hatte. Ein gewissenhaftes Durchhonen sollte hier genügen.

    Betrachten wir nun die Kolben:

    Ja, was ist das denn? Das sind doch keine originalen Kolben?!
    Die Anzahl und Anordnung der Ringe stimmt nicht mit den typischen Farmall-H-Kolben überein...


    ...und auch die Form ist sehr merkwürdig. Grübel, grübel... das wird ja immer besser. Ich holte nun mal die Schieblehre zu Hilfe.
    Und sogar der Durchmesser passte nicht...! Zum Mäusemelken. Original hat der Farmall H eine Bohrung von 3 3/8 Zoll (= 86mm). Bei meinem maß ich eine Bohrung von 87,31 mm, was 3 7/16 Zoll entspricht. Also nicht nur nicht-originale Kolben, sondern auch noch Übermaß!

    Originale Kolben sehen so aus:
    [Blockierte Grafik: http://www.tractorshed.com/gallery/uptest/a64975.jpg]

    Was hatte ich denn nun vor mir liegen? Ich brauchte dringend neue Kolbenringe, die alten waren teilweise in den Ringnuten korrodiert und festgefressen. Teilweise so sehr, dass ich sie mit dem Flex und einer Millimeterscheibe aus den Nuten schneiden musste.


    Nur neue Kolbenringe, die es für den Farmall H problemlos zu kaufen gibt, halfen mir nicht weiter. Weder der Durchmesser, noch Abmessungen und Anzahl hätten gepasst.
    Ich entschloss mich, die Kolben weiter zu verwenden, da sie mir -mal von den kaputten Kolbenringen abgesehen- noch brauchbar erschienen.
    Immerhin muss der Farmall mit dieser Laufgarnitur ja auch gearbeitet haben.
    Die Kolben mit den Ringfragmenten übergab ich vertrauensvoll meinem Motoreninstandsetzer, auf dass er mir neue besorge. Dass man als letzte Lösung Kolbenringe nach Muster anfertigen lassen kann, war mir bewusst... das hatte ich schon vor einigen Jahren bei meinen großen John Deere R durchexerziert.

    Derweil versuchte ich, mir anhand der Kolbenbeschriftungen und dieser Bezeichnung...

    ...in amerikanischen Schlepperforen Informationen zu diesen ominösen Kolben zu besorgen.

    Damit es aber nun ein wenig voran gehen konnte, befasste ich mich mit der Ölwanne.

    Neben einer gründlichen Reinigung musste ich sie ein wenig zurechtdengeln. Billy Bob hatte sie wohl mal, weil sie so schön nach unten aus dem Rahmen heraussteht, als idealen Ansetzpunkt für den Wagenheber angesehen. Der klügere gibt bekanntlich nach... in diesem Fall die Ölwanne.


    So langsam nahm sie wieder ihre ursprüngliche Form an. Ansonsten war sie in einem sehr guten Zustand.


    Der Farmall H besitzt keinen Ölpeilstab, sondern zwei Kontrollschrauben (Min + Max). Diese originalen Kontrollschrauben fehlten in meiner Ölwanne und waren durch nicht-korrekte Verschlussstopfen ersetzt.

    Ein weiter Einkaufszettel füllte sich, entsprechende Bestellungen gingen über den großen Teich an verschiedene Lieferanten.
    Vierzehn Tage dauerte es, da konnte ich die ersten Pakete vom Zoll abholen.

    Unter anderem mit dabei: zwei neue Kontrollhähne im Originaldesign für die Ölwanne.


    Fertig! Hoffentlich kann sie bald wieder mit frischem Öl befüllt werden...

    Gruß, Hendrik

  • Klasse! gefällt mir gut deine Arbeit und auch die Technik vom Farmall.
    Kolbenringe mit diesem Durchmesser wird es wohl eher auf dem Amerikanischen/englischen Markt geben... Im Notfall könnte man die Nuten etwas breiter stechen, sollte es nicht exakt die gleichen Ringe geben. Aber ich denke dein Motorinstandsetzer wird schon etwas auftreiben können :wink:

    Eine Frage am Rande, da du ja sehr viele Schlepper im Originalzustand schon restaurier und konserviert hast:

    Wie schaffst du es den alten Öl-Fett-Staub-Dreck von den Bauteilen zu entfernen? Mit heißem Hochdruckreiniger und entsprechendem Kaltreiniger/Motorreiniger beisse ich mir an den meisten Verkrustungen die Zähne aus... Da hilft dann oft nur abkratzen, was später aber am alten Lack sichtbar ist.
    Auf Tagelanges einweichen mit Lösungsmitte ist dort oft Hilflos!

    Wie gehst du an die Sache ran?

    Gruß, Jakob

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Jakob,

    ich koche da auch nur mit Wasser. Da einige meiner Schlepper Vergasermaschinen mit entsprechenden Magnetzündern bzw. Zündverteilern sind, benutze ich keinen Hochdruckreiniger. Nur an stark verschmutzten Teilen, wenn der Schlepper sowieso zerlegt ist.

    Ansonsten Kratze und schabe ich mit Drahtbürste, Spachtel, Schraubenzieher und literweise Bremsenreiniger und WD40. An empfindlichen Stellen nehme ich Drahtbürsten mit Messingdrähten, die sind "weicher".

    Gruß, Hendrik

  • Hallo Hinnerk
    M+W ist eine Firma die in den 50ziger Jahren Power kits für fast alle Schlepper in den USA gebaut hat. Auch in den
    60zigern bauten die noch Turbolader kits für John Deere 4020 usw. Für Farmall M+ H bauten die viele Verbesserungen z. b.
    stufenlosen Gashebel anstatt der Ratsche. Für Farmall gab es von M+W ein add on kit das ins Differential eingebaut wurde, damit bekam der Farmall unabhängige Zapfwelle, jahrelang bevor es die von IH gab. M+W Company existiert noch, baut aber schon lange keine Schlepper Parts mehr. Teile gibt es aber für M+W auf Ebay, aber auch bei vielen Händlern, dir ist sicher Steiner in Minnesota bekannt.
    Grosses Lob, du machts saubere Arbeit. Ich habe zur Zeit einen MD von 1948 in der Werkstatt. Gruß Farmerrolf

  • Hallo,

    Ich zerlege den Schlepper im Zuge der Restauration auch komplett. allerdings gehe ich mit reiniger und Hochdruckwascher vor. Es werden ja sowieso alle Öle abgelassen und die Gehäuse sauber ausgewaschen, da bleibt dann kein tropfen wasser drin, sollte an einem alten WEDI welches hineingedrückt werden.

    Aber meist sind solche harten, Teer-artigen Krusten an den Teilen. Dort wo es auch Jahrzehnte lang Öl-Leckagen oder undichte Dieselleitungen gab. Diese Krusten sind kaum zu beseitigen. Leider...

    Die Frage bei einem Patina-Projekt stellt sich immer: Ab wann ist es Schmutz, und ab wann ist es Patina?

    Zu den Kolben: ganz klar dass das "Tuning Teile" sind. Steht ja auch drauf: "Add Power" - füge Leistung hinzu :D

    Gruß, Jakob

    • Offizieller Beitrag

    Moin,

    Rolf und Jakob haben vollkommen recht... die Kolben, die ich aus meinem Farmall H gezogen hatte, waren richtige Tuningkolben von M&W. Wer oder was M&W war, hat Rolf ebenfalls vollkommen richtig erklärt, dem gibt's nichts hinzuzufügen.

    Die Leistungssteigerung wurde durch eine größere Kompressionshöhe erzielt. Wann genau meinem Farmall seine Tuningkolben spendiert wurden, kann ich nicht sagen, Ich vermute, dass dies mit der Umrüstung vom Kerosene- auf Gasolinebetrieb einherging.
    Jedenfalls kamen damals bei Billy Bob die M&W-Kolben in so einer Verpackung an:

    Von Zeit zu Zeit werden auf ebay USA diese Aufkleber als Reproduktion angeboten:

    Sollte es mir gelingen, neue Kolbenringe für diese Kolben aufzutreiben und die Kiste wieder zum laufen zu bringen, werde ich verstärkt die Augen nach diesen Aufklebern aufhalten.. 8)

    Um die neuen Kolbenringe sollte sich mein Motorenonkel kümmern, der ja auch den Zylinderkopf wieder auf Vordermann bringen sollte.
    Da mein Farmall ganz offensichtlich schon viele Jahre nicht mehr gelaufen hatte und Wasser in den Brennräumen gestanden haben musste, waren einige Ventile und Ventilsitze stark korrodiert. ich habe keine Lust auf halben Kram, vor allem nicht bei Motorenkomponenten. Also orderte ich vor der Zylinderkopfüberholung bei Firma Steiner Tractor Parts in Lennon, Michigan einen kompletten Zylinderkopf-Überholsatz mitsamt Dichtungssatz.

    Und so sieht ein solcher Satz aus, wenn er nach einigen Tausend Meilen Luftweg in der heimischen Werkstatt ankommt:

    Acht Ventile, ebensoviele Federn und Führungen, 16 neue Ventilkeile. Und, ich konnt's ja kaum glauben, Ventilschaftabdichtungen!


    Die Ventile machten einen guten Eindruck und wirkten sauber gefertigt. Also ab mit dem ganzen Krempel zum Motorenonkel.

    Hm, was mache ich nun in der Zwischenzeit, bis der Motorenonkel mich hoffentlich bald anruft und die Fertigstellung von Zylinderkopf und Kolben verkündet?
    Genau, ich freue mich :)...

    ...über eine neue Kühlwasserverschlussplatte, :love: ...


    ...über neue Pleuellagerschalen,:love: ...


    ...über einen neuen Ölfilter,:love: ...


    ...über einen Überholsatz für den Zündverteiler:love:, ...


    ...und über einen neuen Schaltknauf:love:. Tja, es gab wieder viel zu tun...

    Gruß, Hendrik

    • Offizieller Beitrag

    Moin,

    weiter Fortschritte sind zu vermelden. Wie gewohnt als lockerer Bildbericht.
    Da sich die Beschaffung neuer Kolbenringe für meine Tuningkolben schwieriger gestaltete als gedacht, beschäftigte ich mit anderen Dingen. Es lag ja genug rum in der Werkstatt, was Zuwendung benötigte.

    Da nach mehr als siebzig Jahren die Kurbelwellenabdichtung (vorne wie hinten) mit Sicherheit nicht mehr brauchbar sind, nahm ich mir die Zeit, um vom Motor, der ja sowieso vom Getriebe getrennt war, das Schwungrad abzunehmen.


    Und so sah es eben dort hinter dem Schwungrad aus. Wie ich es schon vermutet hatte. Alles voll Öl, Dreck und sonstigen Ablagerungen, die sieben Jahrzehnte Feldarbeit eben mit sich bringen.


    Nach intensivem Einsatz von Spachtel, Drahtbürste und Bremsenreiniger sah alles gar nicht mehr so schlimm aus.


    Hier als Detail der Kurbelwellenstumpf mit Ölförderschnecke. Hier musste neu und gründlich abgedichtet werden.
    Die Kurbelwelle selbst lief leicht aber spielfrei in ihren Lagern. Ich sah hier keinen Anlass, die Kurbelwelle auszubauen und neue Lagerschalen einzusetzen.


    Der zweiteilige Dichtringträger, hier noch ungereinigt mit der alten, gebrochenen Dichtung drin.

    • Offizieller Beitrag


    Wohlweislich hatte ich mir bereits im Vorfeld einen komplett Dichtsatz für den C-152-Motor in den USA bestellt. Ich konnte also nach entsprechender Reinigung und Begutachtung alles wieder mit fertigen, griffbereiten Dichtungen zusammensetzen.


    In diesem Fall erfolgt die hintere Kurbelwellenabdichtung durch zwei Filzringhälften. Rechts im Bild die beiden alten Dichtungen von 1943.


    Sieht doch schon mal toll aus... wenn es jetzt noch seinen Zweck erfüllt und im Betrieb alles dicht bleibt, bin ich zufrieden. Kurzer Test an der Kurbelwelle: sie lässt sich noch drehen, wenngleich nicht mehr so spielend leicht wie zuvor. Ein gutes Zeichen, denke ich.

    Nun sprach alles dafür, mit dem Schwungrad weiter zu machen:

    Bei der Reinigung des Schwungrades stellte ich fest, dass es zwei konstruktive Besonderheiten aufweist:
    1.: Aus der Kurbelwelle austretendes Öl wird in einer im Schwungrad eingearbeiteten V-förmigen "Rinne" aufgefangen und durch die Zentrifugalkraft gezielt duch radiale Bohrungen im Schwungrad nach aussen geführt. So gelangt niemals Öl in die Kupplung.
    2.: Das Pilotlager kann von außen geschmiert werden, und zwar ebenfalls durch eine radiale Bohrung im Schwungrad, welche am Umfang mit einem Schmiernippel veschlossen ist.
    ...gar nicht dumm!


    Das gereinigte Schwungrad, hier zu sehen mit einem neuen Pilotlager.

    Gruß, Hendrik

    • Offizieller Beitrag

    Moin,

    Fortsetzung des Bildberichts. Auf der Schwungrad-/ Kupplungsbaustelle ging's weiter.


    Das aufgearbeitete Schwungrad montierte ich wieder an der Kurbelwelle. Natürlich wurden die Befestigungsschrauben mit dem vorgeschriebenen Drehmoment angezogen und entsprechend gesichert. Nun konnte die Kupplung montiert werden.

    Der Zustand des Kupplungsautomaten sowie der Mitnehmerscheibe entsprach dem der anderen Teile. Nicht wirklich Schrott, aber eben dolle verschlissen.

    Im amerikanischen ebay fand ich einen Anbieter, der komplette Kupplungsgarnituren als grundüberholte Austauschteile anbietet. Ich nahm Kontakt mit dem Anbieter auf und konnte glücklicherweise den Altteilepfand raushandeln. Wäre bei dem Gewicht und den sich daraus entsprechenden Versand- und Zollkosten für beide Seiten von Nachteil, so mein Argument. Alles in allem war das Set, bestehend aus Mitnehmerscheibe und Automat, auch trotz der hohen Versandkosten sehr günstig... zu dem Preis hätte ich die Teile hier in Deutschland nicht aufarbeiten lassen können.

    Vierzehn Tage später konnte ich meine neue Kupplung beim Zoll abholen:

    Eingehende Kontrolle:

    Schaut gut aus. Sauber und gründlich aufgearbeitet. Man kann nicht erkennen, dass es eigentlich Altteile sind.


    Passt... nun konnte alles wieder montiert werden.


    Auch hier konnte ich als Zentrierdorn die geteilte Getriebeeingangswelle nutzen. Beim Oliver funktionierte es damals genauso. Praktisch!

    Und jetzt... abschmieren des Pilotlagers, durchs Schwungrad!

    Die Eingangswellenhälfte baute ich nun wieder in den Getriebetunnel, um den Motor endgültig wieder ans Getriebe flanschen zu können.

    Dank Hoftrac war die Aktion in zehn Minuten erledigt.

    Kontrollblick von unten, nachdem ich den Leerweg des Kupplungspedals auf das vorgeschriebene Mindestmaß eingestellt hatte:

    Das sieht doch alles schon sehr vielversprechend aus.

    Zum Testen benötigte ich die Hilfe meiner Frau. Sie drehte mit einem Schraubenschlüssel die Kurbelwelle, während ich bei eingelegtem Gang das Kupplunspedal betätigte. Und siehe da, es klappte, die Kupplung trennt sauber.

    Als nächstes nahm ich mir nun die Anbauteile des Motors vor. Zündung, Vergaser, Drehzahlregler...

    Gruß, Hendrik

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