Hallo zusammen,
da das Forum nicht zum 1.1. geschlossen hat, habe mich jetzt doch dafür entschieden einen Restaurationsbericht/DIY-Anleitung zu verfassen.
Wie fast alle in Deutschland gebauten Schlepper bzw. Fahrzeuge der 50er bis 90er, hat auch mein IHC im Original ein Plastiklenkrad der Aschaffenburger Firma Petri verbaut gehabt. Die Firma belieferte neben BMW und Mercedes unter anderem VW, mit Lenkrädern für den Käfer, aber auch die Firma ZF mit zu ihren Lenkgetrieben passenden Lenkrädern.
Diese Lenkräder gab es in verschiedenen Variationen. Während anfänglich die Lenkräder flach, mit Metallspeichen und einer ringförmigen Plastikummantellung produziert wurden, kamen später tulpenförmige, komplett ummantelte Lenkräder mit und ohne herausstehender Nabe zum Einsatz.
Als letzte Variante wurden so Mitter der 70er die Ummantellung der Lenkräder, die vorher komplett glatt und lackiert war, mit einer Struktur versehen und nicht mehr lackiert. Außerdem wurde der Durchmesser etwas vergrößert.
Eben diese Variante, wird heute noch von Granit als Hartplastikteil mit verschiedenen Alu-Naben und -Aufnahmen reproduziert. Bei den meisten Oldtimer-Schleppern sind diese aber erstens nicht wirklich original und zweitens sind die Nachbauten, zumindest meiner Meinung nach, von eher schlechter Qualität. In anderen Fällen, wie z.B. beim Deutz D50, gibt es keine Replikas zu kaufen.
Da die Originale über die Jahre meist spröde und rissig werden, werden sie bei Restaurationen, sofern möglich, oft durch die billig wirkenden Nachbauten ersetzt und landen im Müll.
So auch das Lenkrad meines D-326. Es wurde mit irgendeinem Griffband umwickelt, die die einzelnen Fragmente der Ummantellung zusammenhielt. Und hier an dieser Stelle muss ich eine einzige Einschränkung bei der Restauration von Lenkrädern einwerfen. Wenn sich die Ummantellung schon komplett vom Metallkern gelöst hat, ist eine Restauration nicht empfehlenswert und vor allem auch ein Mangel beim TÜV (wenn der Prüfer erkennt, dass Teile zusammengeklebt wurden)!
Da ich mich nicht mit dem Nachbau von Granit zufriedengeben wollte, musste ich also irgendwie an ein Original herankommen. NOS-Teile sind extrem teuer, vor allem aber sehr sehr selten. Also blieb mir nichts anderes übrig, als ein Originallenkrad zu restaurieren.
Das kann ich jedem nur empfehlen. Man benötigt natürlich etwas Zeit, die kann man, wenn man einen Traktor restauriert, dann aber auch noch aufbringen. Als Ergebnis wird man ein sehr schönes, originales Lenkrad erhalten.
Wenn ihr nun schon ein Lenkrad habt, ganz im Gegensatz zu mir, nehmt ihr euch einen Dremel und fräßt die Risse bis zum Metallkern auf. Dann füllt ihr die gefräßten Spalte mit 2K-Epoxid-Putty auf. Wichtig ist es, dass ihr keine Hohlräume lasst und das Zeug schön fest reinpresst. Am besten nehmt ihr etwas mehr Putty als nötigt, so, dass ein kleiner Hubbel auf dem Lenkrad zu sehen ist.
Nach dem trocknen des Puttys, könnt ihr mit Schleifpapier die Form des Lenkrads wieder herstellen. Da hat man dann, wie gesagt, lieber etwas mehr Material, als zu wenig um die eigentliche Form nachzubilden. Im Endeffekt wie bei Karrosseriearbeiten auch.
Ich hatte kein Lenkrad und musste mir also eines suchen. Dabei bin ich auf den Traktorhof gestoßen und dank einer Liste mit Schleppern, die das ZF Gemmer GD28a Lenkgetriebe benutzen, konnte ich meine Suche auf andere Marken ausweiten.
Ich hatte wirklich viel Glück und konnte ein rissfreies Lenkrad von einem Güldner G25 erwerben. Der Bauer war sehr schlau und hat um den Lenkfix anzubringen nicht Stücke aus dem Lenkrad geschnitten sondern längere Schrauben verwendet. Also waren davon nur 3 kleine Dellen im Plastik vorhanden.
Über die Zeit ist es trotzdem stumpf geworden und der Lack hatte sich an den Stellen, an denen man das Lenkrad häufig anfasst, gelöst.
Als nächster Schritt steht also nun die Vorbereitung zur Lackierung an. Zuerst schleift man das Plastik leicht mit der Hand an. Schleifmaschinen haben an Lenkrädern nichts zu suchen. Nun klebt man mindestens den Konus oder die Verzahnung ab, wenn man den Hupenknopf im Lenkrad hat, sollte man auch den inneren Teil der Nabe abkleben, dass der Hupenschalter noch Masse bekommt.
Dann folgt die Grundierung mit 2K-Epoxy-Primer. In meinem Fall waren 2 Schichten passend.
Nach dem Trocknen folgt nun das Auftragen der Farbe. Dazu habe ich mir ein NOS-Lenkrad angeschaut. Es war ab Werk glänzend schwarz lackiert:
3-4 Schichten normaler schwarzer Lack haben für eine neue Lackierung gereicht.
Bei MAN wurden die Lenkradspeichen sowie die Lenkradunterseite nachträglich noch in Fahrzeugfarbe lackiert. Auch die angeblich weißen Lenkräder im D-324 waren ursprünglich schwarz lackiert, nur das Plastik darunter war weiß-gräulich.
Ist der Lack trocken, kann man Klarlack auftragen. Empfehlen würde ich Klarlack für Alufelgen. Dieser ist relativ säurebeständig und besonders kratzfest. So hat auch Handschweiß schlechte Chance den Lack anzugreifen.
Auf meinem Lenkrad sind 7 oder 8 Schichten davon.
Noch einmal warten und trocknen lassen, dann kann man das Endergebnis begutachten:
Und natürlich auch gleich montieren
Alles kein Hexenwerk also. Und auch optisch im Gegensatz den Nachbauten ein echter Hingucker. Und für die Interessierten, die Materialkosten, ohne neues Lenkrad aber mit Putty, belaufen sich auf etwa 50€. Ein Lackierer verlangt, mit Rechnung, für die Arbeiten ca. 100€. Die Nachbauten gibts ab ca. 60€. Sie sehen halt aber auch so aus und fühlen sich auch so an.
EDIT: Im Internet ist immer wieder zu lesen, dass die Metallkränze durch Wassereintritt rosten würden. Das stimmt nicht. Es handelt sich um Zink und da rostet garnix. Die Leute, hatten wohl eher Probleme mit der Zinkpest. Ist das der Fall, lässt man die Restauration besser sein. Auch die Annahme bei der Ummantellung würde es sich um Bakelit handeln, ist nicht korrekt.