Fragen zu "Patina"-erhaltender Restaurierung

  • Hallo und Servus!

    Ich habe ein Anliegen und zwar möchte ich gerne einen Kleinstschlepper so wiederaufbauen, dass die Patina erhalten bleibt.

    Technisch soll er einwandfrei werden, allerdings möchte ich nicht dass man sieht, dass er überholt wurde.

    Der "Schlepper" ist zum Großteil im Werkzustand, weswegen ich ihn ungerne Strahlen und Lackieren möchte.

    Nun meine konkreten Fragen:

    • Wie kann ich Roststellen entfernen, ohne den Lack ringsum anzugreifen oder zu beschädigen? Mechanisch oder chemisch und falls ja, wie?
    • Wie konserviere ich diese Stellen im Anschluss (bitte nicht sagen: Öl!)
    • Hat jemand Erfahrungen mit Leinölfirnis? Beugt dies Rost, Oxidation tatsächlich vor?
    • Hat jemand Erfahrung bzgl. Rost, wenn ich keine verzinkten Schrauben benutze? Hintergrund ist der, dass sie womöglich zu neu aussehen und damit unpassend.

    Vielen Dank im Voraus für euer Feedback!

    • Offizieller Beitrag

    Moin,

    wenn du hier in mein Album oder auf meine HP schaust, siehst du Schlepper, die sich Originalzustand mit Patina befinden. Alle habe ich mit Leinölfirnis konserviert.

    Wenn du unbedingt Rost entfernen möchtest, mach' es mit Drahtbürste oder Schmirgelpapier. Bei meinen Schleppern habe ich keinen Rost entfernt. Leinölfirnis dringt in die Rostporen ein und härtet aus. Ich konnte bei meinen Schleppern bisher nicht feststellen, dass es unter der Leinölschicht weiterrostet.

    Das Leinöl ist in den ersten Tagen und Wochen glänzend, stumpft dann aber von selbst ab und hinterlässt eine kräftig-dunkle Oberfläche.

    Hier siehst du meinen Fordson, frisch mit Leinölfirnis behandelt. Sieht hier, weil frisch, noch ein wenig speckig aus... mittlerweile schon längst matt, wie es sein soll.

    Das Zeug ist nicht teuer... probier's einfach mal aus!

    Thema blanke Schrauben: nimm einfach verzinkte Schrauben und besorge dir Brünierungsmittel, mit dem du vor oder nach der Montage die Köpfe und Muttern behandelst. Klappt super!

    Gruß, Hendrik

  • Vielen, vielen lieben Dank für deine Antwort!

    Das sieht soweit wirklich gut aus, bloß bin ich persönlich etwas misstrauisch, dass Leinöl bestehenden Rost vor seiner "Ausbreitung" stoppt bzw den Oxidationsprozess stoppt.

    Ich meine, wenn man Rost mit Lack luftdicht einschließt, kommt er dennoch wieder durch.

    Sicher also, dass der Oxidationsprozess tatsächlich zum Erliegen kommt?

    Oder ist es so, dass man jahrelange Rostprozesse einfach nicht sieht!?

    Ich weiß es nicht...

    Ich schätze, ich werde mit einem Messingdrahtbürstenaufsatz vorsichtig mit dem Akkuschrauber die hässlichen Stellen ausbessern und den Rest mit einer Messing-Wurzelbürste...

    Noch eine Frage:

    Ist Leinöl gleichbedeutend mit Leinöl-Firnis?

    • Offizieller Beitrag

    Da ich weder Karosseriebauer, Lackierer noch Chemiker bin, kann ich dir die Frage nach dem Korrosionsschutz nicht 100%ig beantworten. meinen Hanomag R22 habe ich nun vor mehr als zehn Jahren mit Leinöl behandelt. ich wage zu behapten, dass er seit dem nicht rostiger geworden ist.

    Natürlich kommt es auf den Einzelfall an. Steht der Schlepper trocken? wird er häufig im Regen gefahren? Oder gar mit einem Hochdruckreiniger gewaschen? etc. pp.

    Der Unterschied zwischen leinöl und Leinölfirnis ist ein Zusatz im Leinölfirnis, der es schneller trockenen lässt. Leinöl gibt's im Tiernahrungsgeschäft, Leinölfirnis im Baumarkt.

    Gruß, Hendrik

  • Hallo,

    hab mit Leinfirnis ebenfalls beste Erfahrungen gemacht.

    Vor dem Auftragen sollte der grobe Rost (Verkrustungen) und abblätternder Lack entfernt werden. Die Oberfläche sollte sauber sein.

    Bei leichtem Oberflächenrost konnte ich nach der Behandlung feststellen, dass der Oxidationsprozess zum Erliegen kommt.

    Zum Auftragen verwende ich eine alte Lackierspritze (dann kommst du auch ganz gut in die Ecken). Die Anwendung erfolgt bei mir gelegentlich alle paar Jahre.

    Du kannst aber auch Owatrol nehmen. Das gibt`s auch in Spraydosen.

    Gruß

    Thomas

    mein Pferd für den Winter: Fendt Dieselross, 24 Stärken
    mein Pferd für den Sommer: Yamaha FJR 1300, 142 Stärken

  • Hallo,

    ich habe meinen Schlepper auch mit Leinölfirnis konserviert und bisher ebenefalls nichts Negatives festgestellt. Allerdings fahre ich auch nur bei trockenem Wetter. Mit Waschen bin ich auch etwas nachlässig, von daher kann da bei mit nicht viel rosten, da kaum Wasser ans Fahrzeug kommt.

    Wenn er noch "richtig" genutzt werden soll, ist wahrscheinlich eine ordentliche Lackierung langlebiger.

    Gruß Andreas

    • Offizieller Beitrag

    Auf Oberflächen trage ich es sparsam mit 'nem Lappen auf, gründlich einreiben und dann nachwischen. Unter den Kotflügeln nehme ich eine Ölsprühpistole und 6 bis 8 bar... und dann "gib ihm!", bis es unten wieder raustropft.

    Der wesentliche Bestandteil von Owatrol ist übrigens Leinöl.

  • Brauchst du nicht. Das Leinöl kriecht so schon überall rein.

    Gruß Alexander

    Agria 1700 Berning DK6
    Agria 1700 Hatz E 75
    Eicher EM 235

    Eine Blondine neulich beim Autohändler.
    "Bitte?"
    "Ich brauche einen neuen Ölpeilstab, meiner reicht nicht mehr bis zum Öl.

    • Offizieller Beitrag

    Moin moin,

    bloß bin ich persönlich etwas misstrauisch, dass Leinöl bestehenden Rost vor seiner "Ausbreitung" stoppt bzw den Oxidationsprozess stoppt.

    Ich meine, wenn man Rost mit Lack luftdicht einschließt, kommt er dennoch wieder durch.

    Sicher also, dass der Oxidationsprozess tatsächlich zum Erliegen kommt?

    Oder ist es so, dass man jahrelange Rostprozesse einfach nicht sieht!?

    bei dünnem Autoblech mag es sein. Zudem ist Lack auf Rost nicht sonderlich haltbar, weshalb es schnell wieder aufblüht. Leinöl oder Leinölfirnis hingegen blüht oder blättert nicht wieder ab.

    Hier sind reihenweise Geräte und Schlepper schon seit über 20 Jahren mit Leinölfirnis behandelt. Während die Schlepper trocken in einer Scheune stehen, sind viele Geräte in einem alten Kuhstall, der durchaus mal rein aus der Luftfeuchtigkeit einen nassen Fußboden hat. An den Geräten ist keinerlei neuer Rost, kein Weiterblühen oder sonst irgendwas auffälliges zu beobachten.

    Wenn dein Schlepper jetzt immer trocken steht oder auf jeden Fall nach einem versehentlichen Regenschauer wieder abtrocknet, passiert ihm in den nächsten 50 Jahren nichts wesentliches mehr. Denn die letzten 50 Jahre hat er ja auch mit wesentlich weniger Pflege durchaus passabel und ansehlich überstanden. Da bräuchte es nicht mal unbedingt eine Konservierung, schaden wird sie aber auch auf keinen Fall. Hier gibts auch einige Schlepper, die seit 30 Jahren in Sammlerhand sind und regelmäßig bewegt werden, aber nie eine Konservierung erhalten haben. Im Vergleich mit den alten Fotos ist keine Veränderung des Zustandes festzustellen!

    MfG

    Fabian

  • fl237 du spritzt Leinölfirnis? Davon habe ich noch nichts gehört. Wie trägt es der Rest auf?

    ich hab eine alte Lackierpistole,

    mit wenig Spritzdruck leicht einnebeln:

    - gibt kleine Schlieren

    - kann gleichmäßig aufgetragen werden

    - du kommst auch an unzugängliche Stellen

    - ist sparsam im Verbrauch

    brauchst zwar nichts abdecken, bleibt aber trotzdem ein bisschen Aufwand,

    hat super funktioniert

    Im Gegensatz zum Lack, dringt das Öl in den Rost ein.

    Lack ist -laienhaft ausgedrückt- nur eine oberflächliche Isolierschicht. Der Rost darunter arbeitet weiter.


    Gruß

    Thomas

    mein Pferd für den Winter: Fendt Dieselross, 24 Stärken
    mein Pferd für den Sommer: Yamaha FJR 1300, 142 Stärken

    Einmal editiert, zuletzt von fl237 (2. April 2019 um 22:00)

  • Moin,

    ich verwende auch schon lange Leinölfirnis zur Konservierung. Es hat mehrere Vorteile. Es lässt sich leicht verarbeiten, kostet wenig und man kann neben Metall auch Holz mit behandeln. Gerade natur belassenes Holz ( z.B. von Aufbauten ) entwickelt nach Leinölbehandlung eine tolle Optik. Wichtig ist das man ca. 15 min nach Behandlung mit einem Lappen überschüssiges Öl abwischt, sonst bilden sich hässliche Tränen und die Oberfläche trocknet schlecht.

    Zum aufbringen verwende ich gerne eine Gloria Spritze. Geht wirklich gut und man braucht keinen Kompressor. Vorher stelle ich das zu behandelnde Gerät auf eine große Plane um Reste auf zu fangen.

    Gruß

    Ralf

    • Offizieller Beitrag

    Moin,

    ich glaube nicht. Mach' dein Schlepperchen gründlich sauber und lass' es trocknen. Ggfs. mit Druckluft nachhelfen. Mach' da keine allzu große Wissenschaft draus. Einfach machen! Der Schlepper soll ja schließlich seine Patina erhalten... also seine gebrauchte Optik.

    Gruß, Hendrik

    • Offizieller Beitrag

    Wie bereitet ihr die öligen Flächen z.B am Rumpf unten oder am Motor vor für die Konservierung mit Leinölfirnis?

    Penibel mit viel Bremsenreiniger oder Heisswasser-HD-Reiniger, oder nur grob mit Spachtel und etwas Bremsenreiniger?

    Ich werde in den nächsten Tagen auch mal meinen ersten Schlepper angehen. Das Material steht schon hier :)

  • Also ich zerlege das komplette Schlepperchen. Jede Schraube, wirklich alles.

    Normalerweise wurde jedes Teil mit Benzin gewaschen, sandgestrahlt, grundiert und anschließend lackiert.

    Dieses mal wird alles mit Benzin gewaschen, getrocknet, mit Leinölfirnis/ Balsam-Terpentin behandelt und dann getrocknet.

    Bei mir dauert dir Trocknung derzeit ca. 4-6 Tage, bis es wirklich richtig trocken ist.

  • Ich möchte die Gelegenheit nutzen, meine nun gewonnene Erfahrung mit dem Thema wiederzugeben.

    Wie bereits erwähnt, habe ich den Kleinschlepper komplett zerlegt. Jedes Teil wurde mechanisch von abblätterndem Lack und losem, Blätter dem Rost befreit und anschließend im Benzinbaden von Dreck, Öl, Fett etc befreit.

    Nach einer Trocknungszeit wurden die Teile dann mit meiner Tinktur behandelt. Diese habe ich aus je 300ml Leinölfirnis und 100ml Balsam-Terpentin/ Terpentinöl hergestellt. 3L LÖF und 1L BT haben mich inkl Versand ~25€ gekostet.

    Da wir hier von einem HAKOtrac T8 reden, wo alles Miniatur ist, habe ich das Öl mit Hilfe eines Pumpsprayers (altes Glas-Deofläschchen) aufgetragen.

    Danach mit Lappen verrieben.

    Der Ölnebel ist eine ziemliche Sauerei, weswegen man den Arbeitsbereich gut abdecken sollte!

    Ich schätze, dass ich das Ganze teils zu dick aufgetragen habe, weshalb bei mir die Trocknung echt lange dauert.

    So richtig trocken sind die Teile in der Regel erst nach 1-1,5 Wochen

    Des Weiteren gilt, wie auch beim Lackieren: Lagersitze, Gewinde etc abkleben!

    Ebenso gilt es mMn, für die Lagerung einen geeigneten, möglichst staubfreien Ort zu wählen, da die klebrige Ölbehandlung wirklich jedes Staubkorn einfängt...

    Hier noch ein Warnhinweis:

    Mit Leinölfirnis getränkte Lappen können sich selbst entzünden!

    Hierauf bei Lagerung und Entsorgung achten!

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