Eicher 3105 bzw. MF 1102 6 Gang gesperrt.

  • Servus zusammen,

    Ich habe die Möglichkeit einen MF 1102, welcher ja fast baugleich mit dem Eicher 3105 ist zu kaufen.

    Nur ist ja bei diesem Roten "Eicher" der 6. Gang in der Schnellen Gruppe gesperrt, da er ursprünglich von Frankreich stammt.

    Weiß einer von euch wie bei dem verbauten ZF T3319 Getriebe der 6. Gang gesperrt ist, bzw. ist es ein großer Aufwand die Sperre auszubauen?

    Wenn es etwas mit dem Schlepper werden würde, bin ich am überlegen einen Restaurierungsbericht hier im Forum zu machen.

    Falls das überhaupt gewünscht ist, bei einem im vergleich zu anderen Oldtimern recht modernen Traktor.

    Danke

    Gruß Christian

  • Moin,

    für einen Fachmann ist der Ausbau der Sperre ein klacks. Nach Ausbau des Stifts muss die komplette Gang- und Gruppenschaltung des Getriebes neu grundeingestellt werden. Hier wird's knifflig, daher haben fast alle T-3000 nach einem solchen Eingriff einen Getriebeschaden.

    Nur damit wir uns nicht falsch verstehen: An dieses Getriebe sollten nur absolute Fachleute ran. Nicht Onkel Otto der früher Käfer geschraubt hat, nicht der Bekannte vom Nachbar oder jemand der auch Trecker hat. Hier gehts zur Sache. Wer hier ohne explizites Fachwissen arbeitet ruiniert das Getriebe nach nur zwei Minuten.

    Für dich auch wichtig: Grundlegend ist vom Kauf eines 1102 abzuraten. Die Dinger sind Brei.

    Viele Grüße

    Eicher EKL15/II
    Eicher 3085 mit FH Synchron
    Eicher 3???

    Machen wir uns nichts vor: Saugmotoren haben leider keine Turbolader...

    • Offizieller Beitrag

    Wenn es etwas mit dem Schlepper werden würde, bin ich am überlegen einen Restaurierungsbericht hier im Forum zu machen.

    Falls das überhaupt gewünscht ist, bei einem im vergleich zu anderen Oldtimern recht modernen Traktor.

    Sollte es tatsächlich zu dem Kauf kommen, was ich nach der getätigten Einschätzung von 3085 bezweifle, freuen wir uns selbstverständlich über einen Bericht zur Restauration des MF 1102. Bei einem Baujahr in den 1970er ordne ich den Schlepper persönlich schon bei den Oldtimern ein.

  • Danke für die Antwort 3085,

    Der Stift sitzt dann wahrscheinlich unterm Getriebedeckel, im Schaltgestänge oder?

    Meinst du das Einstellen der Schaltung ist für einen normalen Landmaschinenmechaniker mittels Handbuch möglich?

    Weil einen Spezialist für diese Getriebe zu finden, wird sich wahrscheinlich mittlerweile schwer gestalten.

    Und ja der Zustand ist nicht der beste.....

    Der Motor ist Platt und einige andere Dinge sind auch zu machen. Aber wenn man sieht was ein überlackierter Eicher 3105 mit über 10000Stunden mittlerweile kosten soll, hätte ich selbst mit einem Austauschmotor von Eicher noch gute 10.000 Euro übrig um anderes am Schlepper zu reparieren, bis ich an den kosten angelangt bin, was ein 3105 mit über 10.000 Stunden, der gerade im Netz angeboten wird kosten soll.

    Die Entscheidung fällt uns wirklich nicht einfach, zumal wir schon immer einen Eicher 6Zylinder haben wollten...

  • Erst mal zum Thema:
    eine gute Landmaschinenwerkstatt, bestenfalls IHC oder Fendt, bekommt das locker hin. Dort hat man mit T-3000 durchaus einige Erfahrungen, die Getriebe müssen schließlich öfters schon mal wegen Verschleiß am Getriebeeingang zerlegt werden.

    Zweitens:

    Ich kann ausnahmslos vom 1102, sowie frühen 3105 abraten. Diese Kisten sind noch im Prototypenstadium in Serie gefertigt worden. Einzig die Vorderachse ist unproblematisch.

    Von vorne angefangen:

    Motor -> Probleme mit Kolbenfressern und Blockrissen

    Kupplungsglocke: 95% aller Glocken sind gerissen

    Kupplungsbetätigung: schwergängig, störanfällig

    Getriebe: Ärger mit Lagerungen der Gangräder

    Hinterachsen: Risse in etwa 95% der Aggregate

    Zu den Kosten:

    Motor: Mindestens 10 Scheine, ich würde eher 15 kalkulieren. Die Dinger müssen umgebohrt werden, wer dir was anderes sagt hat keine Ahnung von Eicher-Motoren

    Kupplungsglocke: 4900 Euro neu, gebraucht nicht mehr verfügbar

    Getriebe: wenns dir eines der Nadellager zerfetzt reichen 5000 Euro nicht ansatzweise

    Hinterachsen: Falls verfügbar schnell 1500 Euro pro Seite, Fendt, IHC und Schlüter haben gleiche Probleme, Achsen sind untereinander nicht oder nur teilweise austauschbar

    3105 Allrad sind erst ab Fahrgestellnummer 148037 brauchbar, dann gibt es nämlich kein Kummer bei Getriebe und Hinterachse. Erkennbar an der neuen Frontmaske, diese Version ist als MF nicht mehr gefertigt worden. Weitere Änderungen an Kupplungsbetätigung und Kupplungsglocke kamen später, dazu gibt es aber keine Fahrgestellnummer. Ab Mitte 1981 treten zudem verstärkt Motorblockrisse auf (neuer Motorblock).

    Als ob das alles schon nicht schlimm genug wäre möchtest du dir ein 1102 kaufen, also ein Schlepper der in Frankreich ausgeliefert, gequält und "gewartet" wurde. Was schlimmeres gibt es nicht. Die meisten sind derart verbastelt, dass man Originalteile vergeblich suchen muss. Dazu kommt die Phantasie der Mechaniker. Ich hab noch keinen einzigen roten Sechsender gesehen, welcher ordentlich repariert wurde. Da ist Murks und Fusch der allerschlimmsten Sorte an der Tagesordnung (Beispw. abgedrehte Kurbelwellen, verschweißte Ringmuttern auf der Kurbelwelle, fehlende Zahnräder in Vorderachsen,...).

    Wer sich einen 1102 oder einen 1132 kaufen möchte, sollte nicht nur vom Fach sein, sondern auch Ahnung von der Technik und vor allem die Problemen dieser Schlepper haben. Dazu muss man in der Lage sein, alle Reparaturen selbst durchzuführen. Selbst dann bleibt der MF gegenüber einem blauen kritisch - der blaue kostet zwar mehr Geld, ist aber fast nie derart abgewirtschaftet und daher nach Abschluss aller Arbeiten meist günstiger.


    Die beiden anderen Eicher-Spezis hier, Markus und Tobias, werden dir das hier sofort bestätigen.

    Viele Grüße

    Eicher EKL15/II
    Eicher 3085 mit FH Synchron
    Eicher 3???

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  • Danke für die ausführliche und hilfreiche Antwort.

    Ich bin begeistert von deinem Fachwissen......

    Ich werde wohl nochmal eine Nacht drüber schlafen, aber das reicht mir eigentlich zu dem Schlepper....

    Nur Interessehalber für die nächsten Kaufbesichtigungen, gibt es eine bestimmte Stelle an der die Kupplungsglocke und Hinterachse reißt oder treten die Risse immer unterschiedlich auf ?

  • Nein, das ist immer die gleiche Stelle.

    Kupplungsglocke: Flansch zum Getriebe, beide Seiten von oben nach unten

    349-3e81bf22.jpg

    Hinterachse: Ganz schlecht zu erklären, im Übergang vom Planetengehäuse zum Achsrohr, jeweils unten, vorne und hinten.

    350-46d7cb33.jpg


    Generell sind alle Eicher-Sechsender mit Ausnahme des Wotan I und II als problematisch anzusehen, daher rate ich dringend vom Kauf ab insofern der Geldbeutel nicht gut gefüllt, Fachwissen und Möglichkeiten oder noch besser gleich alles zusammen vorhanden ist. Zudem sind die Probleme recht unterschiedlich: 105er und 133er bereiten andere Sorgen als 3108/3125/3145. Aber problematisch sind Sie schon, bzw. waren dies als die Schlepper vom Band liefen. 3125/3145 sind mittlerweile fast alle an den kritischen Stellen verstärkt, schlimm ist die Lage jedoch immer noch bei frühen 3105 und 1102, sowie 3133 auf EDK, sowie allen MF 1132.

    Viele Grüße

    Eicher EKL15/II
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    Eicher 3???

    Machen wir uns nichts vor: Saugmotoren haben leider keine Turbolader...

    Einmal editiert, zuletzt von 3085 (30. Juli 2019 um 15:57)

  • Bilder sagen mehr als 1000 Worte.....

    und der Motorblock ? Reißt der wie die 3Zylinder an der Ölbohrung hinter der Einspritzpumpe?

    Danke dein Beitrag ist sicherlich auch für viele Hilfreich die einen großen Eicher Schlüter usw. kaufen möchten...

  • Das Thema Motorblock ist mittlerweile in einer Fachzeitschrift, sowie im Vereinsmagazin der Eicherfreunde Schwarzwald recht ausführlich behandelt worden. Die Geschichte ist zu lang um hier alles aufzuführen.

    Kurzform: Risse auf der Einspritzpumpenseite hinten, sowie lüfterwellenseitig nahe der Lichtmaschine sind der Todesstoß für das Gehäuse. Sie sind die Folge eines inneren Schwingbruchs.

    Die Risse sind nicht schweissbar. Hier braucht jetzt auch keiner behaupten man könne ja Guss schweißen; das stimmt zwar, aber eben diesen Motorblock aufgrund der Schwingbrüche innen nicht.

    Risse an den Achsen gibt es bei allen ZF T-331X Getrieben bis Getriebenummer 8448. Die letzte Zahl in der Typenbezeichnung gibt den Traktorenhersteller an, Eicher wäre z.B. 3319.

    Edit:

    Ich hab noch was vergessen: Umgebohrte Sechszylinder-Motoren sind von der Rissproblematik nicht betroffen.

    Rissfreie Motorgehäuse können auch nachträglich verstärkt werden, ist aber eine Kostenfrage.

    Viele Grüße

    Eicher EKL15/II
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    Einmal editiert, zuletzt von 3085 (30. Juli 2019 um 19:40)

  • Hallo ins Forum,

    möchte dieses Thema nochmal hoch holen, gerade erst gelesen.

    Ich habe selbst einen Eicher 3105, Baujahr 1979, ca. 8500 Betriebsstunden, momentan zerlegt. Getriebe und Motor wurde gemacht. Dieses Zitat ist mir aufgefallen

    Risse an den Achsen gibt es bei allen ZF T-331X Getrieben bis Getriebenummer 8448

    Mein Getriebe hat die Nummer 8319, zumindest laut Typenschild.

    Aufgefallen ist mir, dass beim Getriebe T-3319 zwei Typen verbaut wurden. Eines mit grader und eines mit schräger Verzahnung.

    Wir haben es geöffnet und festgestellt, dass das Getriebe schräg verzahnt ist.

    Während der Getriebeüberholung wollte ich eigentlich einen 40 km/h Satz einbauen. Allerdings findet man im Netz nur Sätze für gerade verzahntes Getriebe. Deshalb habe ich es bei 32 km/h gelassen.

    Der 3105 muss bei mir nichts mehr leisten, ausser Brennholz ausfahren.

    Ich habe bei meinem schräg verzahnten T - 3319 keine Risse feststellen können.

    Hat vielleicht jemand eine Einschätzung, ob die schräg verzahnten Getriebe weniger anfällig sind ?

    Danke und Gruß ins Forum

    Thomas

  • Moin,

    ein Umbau auf 40 km/h unter Beibehaltung der Schaltsprünge ließe sich nur über einen Tausch des gesamten Gruppenpakets realisieren. Hier sind wir bei etwa 5000 bis 8000 Euro unterwegs, plus Arbeitszeit wohlgemerkt. Das gilt für schräg- und geradeverzahnte Getriebe gleichsam! Angebote von Schnellgangfirmen sind zumeist total bescheuert, da hier nur eine Gruppe beschleunigt wird. Damit ist aber dein halber Gang flöten und die Gänge 5 Schnell und 6 Langsam sind gleich schnell. Wer so was anbietet oder einbaut, gehört aus Sicht jedes Getriebekonstrukteurs geteert und gefedert.

    Weiter wird beim 40 km/h ein Getriebeölkühler benötigt.

    Die Achstrichter reißen bis zur genannten Getriebenummer, erst dann gibt es eine verstärkte Version. Wenn diese bei dir nicht gerissen sind ist doch alles gut.

    Viele Grüße

    Eicher EKL15/II
    Eicher 3085 mit FH Synchron
    Eicher 3???

    Machen wir uns nichts vor: Saugmotoren haben leider keine Turbolader...

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