Nach Hochglanz kommt Patina: Ein AP17 der anderen Art

    • Offizieller Beitrag

    In den letzten beiden Wochen ist nicht arg viel passiert. Viele Kleinigkeiten, aber wenig Bilder gemacht.

    Den Regler habe ich zusammengebaut, aber mich beschleicht ein Gefühl, dass da was noch nicht stimmt. Beim Probelauf werd ichs sehen...
    Bei der Reinigung des Tanks ist mir ein klitzekleines Loch aufgefallen. Forenkollege und Kumpel Marco hat mir das geschweist. Und weil ich eh bei ihm war, habe ich mich dem festgerosteten und ausgeleierten Dreipunktgestänge gewidmet.


    Sämtliche ovalen 15er Bohrungen habe ich auf 18 aufgebohrt und neue Bolzen angefertigt. Die Form der Unterlenker ist aber komisch. Sobald ich sie mal montiert habe, seht ihr was ich meine. Die sind viel zu lange. Vermutlich müssen die nachher noch gekröpft werden. Soalnge warte ich auch noch mit dem erneuern der Kat.1-Augen.

    Ein weiterer Dorn in meinem Auge war das Zugmaul. Dieses ist im Deckel der Rucksackhydraulik gelagert. Leider war keiner der Ingenieure bei Allgaier so clever, dort eine Schmierbohrung einzuplanen. Entsprechend verschlissen war die 40er Bohrung. Beim örtlichen Zerspaner wurde auf 43mm aufgefräst und ein Bekannter hat mir einen neuen Bolzen gedreht.





    Das Zugmaul ansich hat in einer Bohrung eine Feder und eine Kugel, die in Nuten am Gehäuse einrastet. Die Kugel war allerdings nach 70 Jahren 36-eckig und die Feder zur Hälfte abgerostet. Mit viel Rostlöser und einigen Tagen Zeit habe ich beides rausgbekommen.



    Eine neue Feder muss ich noch organisieren. Dann beide Flächen etwas eben schleifen und neue Rast-Nuten einfräsen, dann kann das ganze hoffentlich wieder zusammen.

    Zu guter Letzt noch eine Seitenansicht vom derzeitigen Stand:



    Ich bin dabei eine provisorische Elektrik zu verdrahten für einen Probelauf. Der soll nämlich diese Woche noch erfolgen. Die Hydraulik dürfte diese Woche auch fertig werden.

    • Offizieller Beitrag

    Ein kurzes Update am Wochenende:

    Zunächst mussten Tank und Auspuff korrekt montiert werden, dann vervollständigte ich die Kraftstoffleitung. Nachdem 20l Sprit den Weg in den Tank gefunden haben, begann eine meiner unbeliebtesten Arbeiten: Pumpen entlüften. Nach etlichen Schleppern mit diesen Bosch-Einspritzpumpen habe ich dieses Thema als leidig aber unvermeidbar abgespeichert. Auch nach mehreren Probeläufen war bei jedem Traktor noch Luft in einer Pumpe, was zu Zickereien führte. Ganz überrascht war ich deshalb nun hier: Entlüftungsschraube kurz auf, einige Male Vorpumpen, Leitungen zur Düse dran, wieder vorpumpen und schon knarzten die Düsen. Traumhaft! Ein erstes Anorgeln konnte versucht werden.

    Mein Verdacht hat sich aber leider bestätigt:

    Den Regler habe ich zusammengebaut, aber mich beschleicht ein Gefühl, dass da was noch nicht stimmt. Beim Probelauf werd ichs sehen...

    Die Einspritzpumpen konnten gar nicht bis Vollgas regeln. Die Ursache war mir zunächst unklar. Also Reglerdeckel wieder runter und überlegen....
    Die Kugeln, die als Fliehgewichte fungieren haben den richtigen Durchmesser....Am Deckel oben stößt auch nichts an.

    Mehr aus langer Weile als aus einer Vermutung heraus habe ich die kürzlich erst eingelegten Distanzscheiben zwischen Deckel und Reglerwelle herausgenommen. Diese habe ich eingelegt, weil es so im WHB vorgegeben wird. Ohne die Scheiben regelt er aber bis Vollgas. Anscheinend muss sich die Reglerwelle bei der Drehung leicht nach oben schieben können.

    Jetzt konnte der Probelauf also erfolgen. Ohne Mucken kam der Motor sofort. Er läuft noch etwas zäh und sägt, aber ich hoffe, dass sich das nach dem ersten Mal richtig warmlaufen gibt.

    Weil die Wedis für den Rucksack immer noch nicht gekommen sind, gehts an dieser Stelle nur bedingt weiter.
    Und zwar mit dem Zugmaul im Deckel des Rucksacks.
    Ich habe sowohl das Zugmaul als auch den Deckel etwas plan geschliffen und im Deckel neue Rastnuten eingeflext, wie man auf dem Bild erkennen kann. Außerdem habe ich einen Schmiernippel eingesetzt...ich werde zwar seltenst an dem Zugmaul drehen und die Erstfüllung an Fett verbrauchen, aber so ist es eine ordentliche Sache.



    Für das Zugmaul hat mir mein Bekannter Jürgen von Biegex-Federn neue Druckfedern besorgt. (Übrigens eine empfehlenswerte Anlaufstelle für Federn aller Art, auch für Sonderanfertigungen).



    Zusammen mit der Kugel konnte nun alles wieder an seinen Platz:



    Was soll ich sagen, ein Gedicht! :love: Dank der größeren Bohrung und dem Bolzen von meinem Bekannten Marcus ist alles spielfrei und sitzt stramm. Das Einrasten und Drehen klappt auch hervorragend.

    Nebenbei habe ich heute noch die Scheinwerfer mit neuen Leuchtmitteln bestückt. Eigentlich sollen da ja gelbe Birnen rein, aber der TÜV mag das ja nicht so...



    Die Streuscheiben sind recht alte von Bosch mit senkrechten, dicken Linien und dem alten geschwungenen Bosch-Schriftzug...solche Details mag ich besonders gerne.

    Im Hintergrund seht ihr auf den Kotflügeln eine erste Lösung für Blinker. Ich möchte die Blinker eigentlich so unauffällig wie möglich verbauen, da sie ja 1951 noch nicht zum Erscheinungsbild des Schleppers gehörten. Allerdings ist es gar nicht so einfach, weitestgehend unsichtbare Blinker an einem Schmalspurschlepper anzubringen. Es ist einfach alles viel zu eng. Auf den Kotflügeln waren rot-weiße Positionsleuchten der französischen Firma Seima montiert. Nach etwas Recherche fand ich heraus, dass es für diese Fassung auch orangene Gläser gibt. Auf dem Gebrauchtmarkt unserer Nachbarn konnte ich solche auftun und nun probeweise montieren.



    Ich bin noch nicht ganz zufrieden mit der Optik dieser "Höcker", aber ich find sie auch nicht so schlecht. Außerdem habe ich dadurch keine unschönen Löcher im Kotflügel wo die Positionsleuchten montiert waren und spare mir dank der kleinen Abmessungen des Schleppers und der Position der "Höcker" ein zweites Blinkerpaar. Ich lasse das Ensemble mal noch auf mich wirken, bevor ich eine Entscheidung fälle.

    Was denkt ihr zu den Seima Blinkern?

  • Erstmal Glückwunsch zum laufenden Motor. Das Entlüften empfand ich am AP 16 am einfachsten. Beim JDL300 ist das eine Katastrophe, da er keine Förderpumpe hat. Und auch beim AF15 ist das Entlüften der Natterpumpe keine Freude.

    Zu deinen Blinkern und der Position. Entschuldigung, aber ich finde so sieht der schöne Schlepper wie ein Müllwagen aus (Orangerundumleuchte auf dem Fahrerhaus). Ich würde das klassisch machen. Entweder vorne und hinten an den Kotflügeln. Oder die vorderen irgendwie an die Lanpenhalter machen. Ich bin mir auch nicht sicher, ob der TÜV deine Lösung gut finden würde.

    Gruß Andreas

    • Offizieller Beitrag

    Ende Januar muss ich meine gemietete Werkstatt räumen und umziehen in meine Autogarage. Ziel war es, den Schlepper mit sämtlichen schweren Anbauteilen auf Achse zu überführen.
    Zur Ziellerreichung fehlte also nur noch der Kraftheber.
    Darum ging es an dieser Stelle weiter.

    Als das Gehäuse komplett ausgeräumt war suchte ich vergeblich das Ölsieb unter der Pumpe. Scheinbar wurde es von den Franzosen irgendwann mal entfernt.
    Also geht es eben ohne Sieb weiter. Der Wellendichtring in der Pumpe wollte so gar nicht weichen. Einen Ansatzpunkt zum heraushebeln gibt es nicht, sämtliche Tricks sind gescheitert. Da hilft nur noch radikale Zerstörung. Irgendwann gewann ich den Kampf endlich...



    Sowohl die Steuerschieberwelle, als auch die Zapfwelle waren leicht eingelaufen:



    Eigentlich wollte ich die aufschweißen und abdrehen lassen. Der Einfachkeit halber habe ich sie jedoch nur nur poliert und an der Zapfwelle einen niedrigeren Dichtring verbaut. Dicht wird das so auch.
    Alle Komponenten sind also für den Einbau bereit. Der erfolgte dann auch wesentlich schneller als der Ausbau.
    Da ich schon öfter lernen musste, dass es am Schmalspur wirklich überall eng zugeht, montierte ich den Kraftheber zur Probe, bevor ich die Kraftheberwelle endgültig einsetzte. Weise, weise, denn hier passte natürlich gar nichts.

    Die Kotflügel stehen viel zu eng, die Kraftheberwelle streift schon, sobald die Hubstreben montiert wären, könnte ein Anheben nicht mehr erfolgen.

    Beim Auseinanderbau fielen mir selbstgebaute Distanzstücke an den Kotflügelverschraubungen auf. Da hat Bauer Mathis wohl mal irgendwas rumgepfuscht. Ich habe diese Distanzstücke bewusst entfernt, damit die Kotflügel nicht schräg zu den Reifen stehen, das würde die Optik stören. Dass das Probleme am Kraftheber geben wird, ahnte ich natürlich nicht. Mit dem Richtzylinder vom örtlichen Karosseriebauer waren die Kotflügel aber schnell einige Zentimeter zur Seite gebeten:




    Jetzt passt alles. Die restliche Montage kann erfolgen.



    Das Gestänge wurde mit neuen, selbstgefertigten Bolzen montiert und ist nun spielfrei...herrlich!
    Auch das gekürzte Winkelgetriebe kollidiert nicht mit den Hubstreben, prima :)

    In der Front setzte ich noch das schwere Frontgewicht ein und fixierte es mit einem passenden Rohrstück:



    Insgesamt könnten vier Gewichte montiert werden, lenkbar wäre der Schlepper dann aber kaum. In der Praxis wurde das wohl nie so angewendet. Bei mir soll das eine Gewicht dem vorne recht leichten Schlepper zu ruhigerer Lage auf unebenen Straßen verhelfen.
    Nun konnte auch die Haube ein erstes Mal aufgesetzt werden. Fertig zum Umzug!



    Die Fahrt zum neuen Heim stellte mich nicht zufrieden.
    - Im unteren Drehzahlbereich ist der Motor wahnsinnig träge und will auch kaum anspringen. Hier muss ich den Förderbeginn wohl vorverlegen.
    - Die Einspritzpumpen lecken an der Reglerstange. Auch das muss nochmal überarbeitet werden.
    - Die Bremsen ziehen kaum, das Nachstellen ist aber kein großer Akt.
    - Der Öldruck sinkt bei angewärmtem Motor von 3,8 bar auf 1,5-3 bar je nach Drehzahl. Ob mir der wert so gefallen soll, weiß ich noch nicht recht.
    - Bei Schubfahrt melden sich die Achsen unschön mahlend zu Wort...das war vorher nicht so! Einziger Unterschied sind die Portalräder, die ich von links nach rechts getauscht habe....gut gemeint, aber wohl nicht zielführend. Auch da muss ich nochmal ran.



    Aber immerhin: ich bin ohne ernsthafte Komplikation angekommen. Okay, es waren ja auch nur 600m....
    Ein Schrauberparadies ist die kleine Garage sicher nicht, aber jetzt kann ich auf jeden Fall ohne Zeitdruck arbeiten, hab alles direkt am Haus und muss mir nicht bei Eiseskälte den Allerwertesten abfrieren...es hat eben alles Vor- und Nachteile.

    mal schauen, wann es hier weitergeht...

    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen,

    hier ist lange nichts mehr passiert.
    Ich möchte den Bericht dennoch updaten auf den aktuellen Stand.

    Direkt nach dem Umzug habe ich wie schon angekündigt die Schubkarrenreifen vorne getauscht.


    Statt 4.00-15 sind nun 5.00-15 drauf. Der Vergleich der beiden Reifen zeigt, dass das einiges ausmacht in Breite und Höhe:

    Die Höhe war wichtig. Nun steht er gerade. Auf die Breite hätte ich verzichten können. Da gefällt mir das schmale zum einen optisch sehr gut, zum anderen streiften die schmalen Reifen bei Volleinschlag nicht an der Verkleidung unterhalb des vorderen Zugmauls. Das tun die breiten nun wieder. Zwar nicht so schlimm wie die ganz alten 16", die drauf waren, aber voll einschlagen sollte ich trotzdem nicht.

    Fertig montiert sieht das ganze sehr passabel und vor allem viel weniger nach Schubkarrenrädern aus:

    Was mich Ende Januar auch noch beschäftigte, war die Einstellung des Förderbeginns bzw. das schlechte Anspringverhalten und die Trägheit im unteren Drehzahlbereich. Ich habe den FB also nochmals kontrolliert und nachjustiert. Wirklich besser wurde das Startverhalten aber nicht. Es war zwar recht kalt damals, aber ein komplett überholter Motor sollte mit den Temperaturen trotzdem kein Problem haben. Das Problem muss also noch wo anders liegen.
    Eine Kompressionsmessung ergab 20 und 21 bar. Das hat mich erstmal komplett demotiviert. Ich hatte seither aber auch keine Zeit mehr für den Allgaier.

    Mir erklärt sich nicht, warum die Kompression so niedrig ist. Wie ihr wisst, ist wirklich alles an dem Motor überholt. Mal schauen, wann ich der Sache auf den Grund gehe....und wie...

    Bis dann ;)

  • - Bei Schubfahrt melden sich die Achsen unschön mahlend zu Wort...das war vorher nicht so! Einziger Unterschied sind die Portalräder, die ich von links nach rechts getauscht habe....gut gemeint, aber wohl nicht zielführend. Auch da muss ich nochmal ran.

    Moin Maik,

    bei meinem Eicher Puma ES200 hab ich genau das gleiche Problem. Bei meinen Portalachsen waren auf beiden Achsen die Radlager sehr stark verschlissen. Hinzu kam, das die Radlager bei meinen Eicher Kugellager sind und nicht wie bei dem Nachfolgemodel Schrägrollenlager. Daher ist ein nachstellen nicht möglich. Ob das der Grund für die Geräusche ist, hab ich noch nicht herausfinden können. Oder die Zahnräder sind zu lange mit den verschlissenden Kugellager gelaufen und machen deswegen jetzt Geräusche...Nach dem Verschleiß, scheint der Puma etwas länger mit dem defekten Kugellager gefahren worden zu sein.

    Ich werde es noch untersuchen.

    Grüße aus dem recht warmen Norden

    Uwe

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Uwe,

    ich vermute bei mir, dass es die Laufeigenschaften der Zahnräder sind, die das Geräusch verursachen. Vor der Restauration gab es das Geräusch auf jeden Fall nicht. Wenn ich mal Zeit, Platz und Muse habe, zerlege ich die Achse nochmals und drehe die Portalräder wieder. Dann bin ich schlauer. Ich Berichte auf jeden Fall davon!

  • Hallo Maik,

    bzgl. des Motors würde ich den Öldruck prüfen und eine Druckverlustprüfung machen. Evtl sind die Ventile nicht dicht, andereseits schreibst du auch von 0,4mm Längsspiel der KW, unterschiedlich langen Pleuel und oder Laufbuchsen, die auch noch nicht richtig in die Motoröffnung gepasst haben. In der Summe könnte das auch einen extremen Verschleiß begünstigen.

    Gruß Andreas

  • Hallo Uwe,

    ich vermute bei mir, dass es die Laufeigenschaften der Zahnräder sind, die das Geräusch verursachen. Vor der Restauration gab es das Geräusch auf jeden Fall nicht. Wenn ich mal Zeit, Platz und Muse habe, zerlege ich die Achse nochmals und drehe die Portalräder wieder. Dann bin ich schlauer. Ich Berichte auf jeden Fall davon!

    Moin Maik,

    das vermute ich bei mir auch. Na mal sehen, ob ich das bei meinem kleinen herausbekomme. Hört sich bei der Straßenfahrt nicht schön an. Hilft nix...

    Grüße aus dem Eicher Puma Norden

    Uwe

  • Hallo zusammen,

    hier hat sich lange nichts getan. Zum Jahreswechsel sollte sich das endlich ändern.
    Folgende Probleme galt es in dieser Reihenfolge zu beheben:
    1. geringe Kompression

    2. mahlendes Geräusch in den Achsportalen bei Schubfahrt
    3. schlecht einrückender Anlasser

    4. schlechtes Startverhalten, träger Motorlauf

    Wo geht die Kompression verloren? Viele Möglichkeiten gibt es nicht. Ventile und Zylinderkopf. Das Ventilspiel passte, aber beim nachziehen der Köpfe fiel eine lockere Verschraubung auf. Die Identifikation war ebenso einfach wie das Beheben des Problems. Der von mir liebevoll mit Flüssigmetall eingeklebte Stehbolzen hielt dem Zug nicht stand. Ich hätte wissen müssen, dass dieser Murks nicht hält.

    Dieses Mal wurde die Reparatur vernünftig vorgenommen: Das Sackloch wurde auf den nächsten Kernlochdurchmesser aufgebohrt und ein neues Gewinde geschnitten. Darin wurde eine Gewindebuchse eingesetzt, deren Innengewinde dem des Stehbolzens entspricht.



    Alles wieder zusammen, Kompressionstest: 24/ 25 bar. Besser, aber nicht so gut wie erhofft. Außerdem erklärt der lockere Stehbolzen auch nur den Kompressionsverlust auf dem 1. Zylinder, nicht aber auf dem zweiten. Warum nach der Reparatur beide Zylinder gleichmäßig bessere Werte aufweisen, erschließt sich mir nicht. Beim langsamen Durchdrehen fiel mir aber immer noch ein Luftstrom auf, der schwer zu lokalisieren war. Nun kam Lecksuchspray zum Einsatz. Zwischen Kopf und Zylinder warf es Blasen...hier muss also der Kopf nochmals besser auf den Zylinder eingeschliffen werden. Außerdem möchte ich die Dichtheit der Ventile noch überprüfen. Mangels Zeit wurde das aber aufgeschoben.

    Da die Arbeiten für Punkt 2-4 in der Autogarage mangels Platz nicht durchgeführt werden konnten, stellte mir erneut Kollege Marco Hilfe in Aussicht.

    Zwischen Weihnachten und Neujahr durfte ich in seiner Werkstatt schalten und walten.


    Vor der Restauration sind mir keine Geräusche aus den Portalen aufgefallen. Weil ich im Zuge der Überholung auf einen Tipp hin die leicht verschlissenen Vorgelegeräder links und rechts vertauschte, konnte das der einzige Grund für die Geräusche sein. Ein Zurücktauschen stand also an. Das war auch fix erledigt, auch wenn das erneute Reinigen der Dichtflächen Zeit und vor allem Nerven beanspruchte.


    Weil der Anlasserkranz des Schleppers sehr mitgenommen war, besorgte ich bei einem Porsche-Diesel Teilehändler einen neuen "passend für AP17". Am 25.07.2020 postete ich hier noch ein Bild von neu und alt. Was mir dabei nicht aufgefallen war, ist, dass der Kranz eben nicht für den AP17 passte, der den Anlasser auf der Getriebeseite hat, sondern für spätere Porsche, die den Anlasser auf der Motorseite haben. Da der Kranz die schräge der Verzahnung nun auf der falschen Seite hatte, krachte es bei zahlreichen Versuchen bis das Ritzel den Weg in den Kranz fand. Wirklich unschön. Einen passenden gebrauchten Kranz operierte ich mit Kollegen Thomas kurzerhand aus einem Teileträger. Danke dafür. Zur Montage musste der Motor also wieder vom Getriebe getrennt werden. Gesagt, getan.



    In der Hoffnung, den Kranz irgendwie im eingebauten Zustand der Kupplung abziehen zu können, begann ich zu hebeln....aber Fehlanzeige. Es musste also das Öl der hydraulischen Kupplung abgelassen und der Deckel abgenommen werden. Nervig, aber machbar. Der Tausch verlief auch hier zügig, das anschließende Kratzen und Schleifen der Dichtflächen weniger.
    Nun nutzte ich das offene Schwungrad, um die Steuerzeiten der Ventile zu kontrollieren und nehme euch damit auf eine Fehlersuche mit Höhen und Tiefen, eine wahre Odyssee:

    Den trägen Motorlauf konnte ich mir nur noch durch falsche Steuerzeiten erklären. Alles andere war mehrfach überprüft: Es kam genug Sprit an, die Pumpen förderten luftfrei, der Förderbeginn stimmte exakt mit der Markierung auf dem Schwungrad überein, das Ventilspielt passte und auch die Kompression sollte mittlerweile ausreichend für einen guten Motorlauf sein. Im Datenbuch für Allgaier und Porsche Diesel sind die Öffnungs- und Schließzeitpunkte der Ventile in Grad vor/nach OT/UT vermerkt und können anhand eines Umrechnungsfaktors auf Milimeter am Schwungradumfang umgerechnet werden. Und das wollte ich nun kontrollieren.
    Schon die erste überprüfte Steuerzeit stimmte nicht...das zweite nicht....die dritte nicht....nichts stimmte. Dass ich manche als zu früh und manche zu spät verbuchte, schrieb ich einem Denkfehler zu. Ein solches Fehlerbild kann nur durch eine um einen Zahn versetzte Nockenwelle verursacht werden. Der Verdacht wurde auch schon von einigen Bekannten geäußert. Ich war mir zwar sicher, dass mir aufgrund der eindeutigen Markierung der Zahnräder kein Fehler bei der Montage unterlaufen war, ein Beweisbild hatte ich aber nicht. Und man kennt sich ja....manchmal ist man doch ein Dackel (wie man auf schwäbisch zu sagen pflegt). Euphorisch, das Problem endlich gefunden zu haben, vereinte ich Motor und Getriebe wieder und demontierte den Vorderwagen, um an den Stirndeckel zu kommen.



    Inzwischen passieren alle Handgriffe beinahe routiniert, der Deckel war also schnell entfernt. Und dann: Ernüchterung:


    Die Position stimmt. Auch die Keilnut des Nockenwellenrades war einwandfrei und nicht ausgeschlagen, was bei anderen Porsche schon zu ähnlichen Problemen führte.
    Nun musste also mit System vorgegangen werden. Das hätte bis hierher viel Arbeit erspart, aber manche Fehler muss man eben machen um zu lernen.

    Ich begann die Steuerzeiten auf dem Gucklock an der Kupplungsglocke mit weißem Edding zu markieren. Nicht ganz einfach, denn ein kleiner Fehler bei der beobachteten Steuerzeit macht eine riesige Abweichung auf dem Schwung. Um ein Gefühl für die eigene Messungenauigkeit zu bekommen, machte ich einen zweiten und dritten Durchgang. Die Werte stimmten aber sowas von überhaupt nicht miteinander überein, dass nur ein Schritt blieb:
    Ich trennte den Motor erneut vom Getriebe:

    Schönes Puzzle. Nun markierte ich mit weißem Edding die beobachteten Steuerzeiten auf dem Schwungrad. Der zweite Durchgang bestätigte die Werte.



    Folgendes Bild ergab sich bei der Auswertung auf einem Stück Karton:



    Zu früh - zu spät - zu früh - zu spät - zu früh - zu spät - zu früh - zu spät. Mein allererster Eindruck war also doch kein Denkfehler.

    Seltsam.
    War hier die falsche Nockenwelle verbaut? Möglich, aber der Schlepper lief vor der Restauration damit. Außer einer Reinigung habe ich nichts damit gemacht.
    War die Nockenwelle sehr verschlissen (spitzere Nocken)? Auch das würde zum Fehlerbild passen, aber auch hier ist einzuwenden: Vor der Restauration lief er gut und spritzig, was ich mir mit alten Videos selbst noch einmal versicherte.

    Durch Zufall sah ich im Tabellenbuch, dass der Förderbeginn in Milimeter vor OT für verschiedene Schleppertypen vermerkt ist. Und dieser Wert unterscheidet sich von Schlepper zu Schlepper, bei ansonsten baugleichem Motor. Nachmessen ergab: 131mm vor OT an beiden Markierungen, obwohl laut Tabelle 111mm für den AP17 vermerkt sind.

    Das erste beratende Gespräch mit meinem AP17-Kollegen ergab: Die Motoren waren alle verschieden, ob es also daran liegt? Die Kontrolle aller spontan verfügbaren AP17-Motoren ergab jedoch immer FB bei 111mm. Ein zweites seelsorgerisches Gespräch mit Marco führte dann zum Entschluss, dass die beobachteten Symptome gut zu einem frühzeitigen FB und damit frühzeitigen Einspritzzeitpunkt passen.

    Zunächst mussten also die 111mm möglichst genau ausgemessen werden um dann möglichst genau und deutlich in den Schwung eingeschlagen zu werden.
    Die letzten Arbeiten im Jahr 2021 sollten die Montage von Motor an Getriebe und das Schaffen von Ordnung rund um die kleine Großbaustelle sein.



    Einigermaßen zufrieden und hoffnungsvoll verabschiedete ich mich bis ins nächste Jahr. Die restliche Montage und das Einstellen des korrekten FB sollten überschaubarer Aufwand bleiben und die Hoffnung, das Problem endlich gefunden zu haben, war groß.

    Gruß
    Maik

    Allgaier: erprobt-bewährt, beliebt-begehrt

  • Nun setze ich die Berichterstattung bis zum aktuellen Stand fort:

    Bevor ein Probelauf erfolgen konnte, mussten Stirndeckel, Gebläse und Vorderachse wieder an ihren angestammten Platz gebracht werden.
    Weil wir während der Arbeiten Spiel in der Vorderachse aufgefallen ist, nutzte ich die Gelegenheit um Tank, Ballast und Frontbock zu entfernen und die nötigen Ausgleichsscheiben zu unterlegen:



    Schön stramm und spielfrei alles wieder zurück an seinen Platz, Spurstangen wieder mit den Reifen verbunden, Schlepper abgebockt und Förderbeginn einstellen.
    Vor allem der letzte Punkt ist deutlich schneller geschrieben als getan.
    Laut Werkstatthandbuch geht das justieren der Stößelschrauben zwar im eingebauten Zustand, doch die nötige Präzision um die tatsächlich benötigten 0,05 - 0,4mm Verlängerung oder Verkürzung zu erreichen, hat man in der Enge mit zwei Schraubenschlüsseln dicht aneinander einfach nicht.
    Ich demontierte also die Vorpumphebel, was für den linken Hebel leider bedeutet, dass der Reglerdeckel nochmals geöffnet werden muss. Nochmal DIchtflächen putzen... :roll:
    Nunja, was solls, es muss eben genau werden. Anschließend kann der Stößel einfach herausgenommen werden und die vorgenommene Justierung mit dem Messschieber genau kontrolliert werden.
    Danach: Pumpen wieder drauf, Spritleitung dran, Schwungmasse bis zum neu eingezeichneten FB drehen und gucken wann der letzte Tropfen an der Leitung auf der Pumpe hängen bleibt. Dann Stellung der Schwungmasse kontrollieren. Wie soll es anders sein, passt noch nicht. Prozedur der Stößeleinstellung wiederholen. So ging das ingesamt 3 mal, bis ich zufrieden war und die Markierung an Schwung und Gehäuse mehrmals hintereinander genau übereinstimmten.
    Das anschließende Pumpen entlüften ging nur bei einer Pumpe zügig. Die andere ärgerte mich eine halbe Stunde mit immer wieder auftauchenden Luftblasen im Gehäuse...ich kenne es ja, man braucht einfach Geduld.
    Zuletzt mussten Anlasser, Batterie, Kabel und der Deckel des Reglergehäuses wieder an Ort und Stelle. Motoröl einfüllen nicht vergessen!

    Also, der große Testlauf...etwas gebangt habe ich schon, ob das Problem nun endlich behoben war. Aber seht selbst:
    https://www.youtube.com/watch?v=bJxDEtipxT8
    (Leider Hochkant gefilmt, da hab ich im Eifer des Gefechts nicht drauf geachtet)

    Ein Glück! Die Probefahrt bescheinigte: Alle Probleme behoben. Der Schlepper hängt gut am Gas und aus den Portalen hört man keine Geräusche mehr. Der Anlasser rückt auf Anhieb ein. Welch Zufriedenheit in mir!

    Einige letzte Bilder in der Dunkelheit des Kellers:







    Feierabend. Nun wartet das Bier.

    Gruß
    Maik

    Allgaier: erprobt-bewährt, beliebt-begehrt

  • Hallo Andreas und Andreas,

    danke für die Blumen! Noch ist der Schlepper nicht fertig. Es fehlen noch Kleinigkeiten und die Elektrik. Beides wird in den nächsten Wochen angegriffen.

    Zu den Steuerzeiten: Nein, das habe ich nicht. Es gibt mehrere Möglichkeiten:
    1. Allgaier hat verschiedene Nockenwellen verbaut, im Datenbuch steht aber nur eine der Varianten
    2. Der Motor hat mal eine neue Nockenwelle von einem anderen Porsche 2-Zylinder bekommen

    3. Die Nocken sind enorm verschlissen

    Für die Punkt 1 und 2 spricht, dass ich durchaus schon von verschiedenen Nockenwellen im AP17 gehört habe. Dagegen, dass im Datenbuch nur eine andere Variante an Steuerzeiten genannt wird für diesen Motorentyp (Porsche Standard) und die passt überhaupt nicht zu meinen beobachteten Zeiten. Außerdem sind meine beobachteten Zeiten bzw. die Abweichungen vom Soll ja sehr unregelmäßig, was auch gegen eine so gefertigte Nockenwelle spricht. Das wiederum spricht für Punkt 3. Die Nockenwelle war nicht beim Instandsetzer. Ich habe sie nicht genau inspiziert, mir ist aber kein Verschleiß aufgefallen. Um beurteilen zu können, ob solch unregelmäßiger Verschleiß realistisch ist oder ob das Verschleißmaß für diese Abweichungen realistisch ist, fehlt mir die Erfahrung.
    Ich will an der Stelle aber auch die Kirche im Dorf lassen: Der Schlepper lief und läuft damit für mein Dafürhalten sehr gut. Versierte Schrauber, Perfektionisten, PD-Spezialisten oder Motoreninstandsetzer mögen da vielleicht noch Optimierungspotential sehen oder hören oder gar meine Arbeit als inkosequent oder Pfusch bezeichnen. Damit kann ich aber leben. Ich bin zufrieden und für weitere Optimierung an der Nockenwelle fehlen mir Ehrgeiz, Fähigkeit und das passende Kosten-Nutzenverhältnis.

    Gruß
    Maik

    Allgaier: erprobt-bewährt, beliebt-begehrt

  • Hallo,

    den Verschleiss festellen ist nicht so schwierig.

    Nockenhöhe Soll ist mit 8,1 angegeben. Direkt messen geht nur ausgebaut.

    Eingebaut: Messuhr auf die Stösselstange

    Hub der Ventile bei Spiel 0 = 9,6-10

    Natürlich vorrausgesetzt das noch die AP17 Köpfe drauf sind.

    Da beträgt das Übersetzungsverhältnis der Kipphebel 1,2 zu 1

    Es gibt auch spätere Porscheköpfe mit Übersetzung 1,5 zu 1.

    Vielleicht liegt da der Hase im Pfeffer?

    Zudem haben die AP 17 Köpfe auch ein kleineres Volumen der Wirbelkammer.

    mfg Andreas

    PD Junior 108

    Einmal editiert, zuletzt von PD108 (9. Januar 2022 um 15:42)

  • Servus Andreas,

    Interessante Gedanken, danke dafür!
    Nockenwelle ausbauen kommt nicht in Frage, denn ich bin froh, dass der Schlepper wieder zusammen ist. Aber ich lerne daraus: beim nächsten gleich kontrollieren.
    Messuhr auf Kipphebel könnte ich rein interessehalber mal machen, das ist richtig. Zeit, Werkstatt und Werkzeug dafür habe ich allerdings nicht, was also wieder etwas mehr Aufwand bedeutet, als nur mal eben messen...dazu kommt, dass noch genug Baustellen auf ihre Kur warten... :mrgreen:
    Die Köpfe sind nicht mehr die originalen, sondern Tauschköpfe. Sollten aber vom AP17 sein, da ich sie von der Werkstatt bezogen habe, die sämtliche A/PD-Köpfe für Granit, Senger,... überholt. Nichts desto trotz kann auch hier ein Fehler vorgefallen sein und ich kontrolliere die Köpfe...tatsächlich eine Schande, dass ich das bisher noch nicht habe :mist!:
    Kipphebel und Kipphebelschale sind aber die alten, von daher ist das Übersetzungsverhältnis das alte.
    Aber selbst wenn hier die falschen Teile verbaut wären: die so stark unterschiedlichen Steuerzeiten erklärt das auch nicht...

    Wie gesagt: Solange der Schlepper gut läuft, bin ich sehr zufrieden. Sollte ich mal Gelegenheit dazu haben, prüfe ich den Hub auf jeden Fall.

    Gruß
    Maik

    Allgaier: erprobt-bewährt, beliebt-begehrt

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