Super im Dieseltank

  • Hallo Leute,

    dem Nachbarn ist es jetzt schon zum zweiten mal leider passiert, dass er seinen kleineren, modernen Schmalspur mit 55 Liter Super statt Diesel aufgefüllt hat – und einige Kilometer später in der freien Landschaft stehen blieb. Ich hab ihn dann abgeschleppt, die Werkstatt den Schlepper abgeholt und hergerichtet. Zu allem Überdruss hat der Schlepper (wegen der Enge) 2 an verschieden Stellen eingebaute Tanks.

    Frage: Was passiert eigentlich alles, wenn man Super einfüllt, bis zu welchem Mischungsverhältnis tut's der Motor noch? Geht die ESP kaputt? Kann man die Brühe nicht einfach ablassen (und leider entsorgen!) und dann die Leitungen mit der Handpumpe durchpumpen und den Rest so lange orgeln, bis er wieder anspringt?

    Hier, nach den Regeln der Kunst, waren es jedes Mal 400€!

    Und dann wäre dann noch leider die off topic Frage: Wann darf man einen Traktor über mehrere Kilometer abschleppen und warum darf man das bei bestimmten (handgeschalteten!) nicht? Auch nicht meinen Eicher? Wenn wir zu Traktortreffen fahren, hat man immer eine Abschleppstange dabei.

    Grüße von Johannes

  • Im Winter kann man bis zu 5% Super zum Diesel geben, dass verhindert das Ausflocken des Diesels. Mehr sollte es aber wohl nicht sein.

    Zum Reinigen kann ich nichts sagen, sollte aber doch auch in Eigenregie gelingen. Dazu muss das Super aus den Leitungen, der ESP und den Druckleitungen raus.

    Gruß Andreas

  • Im Winter kann man bis zu 5% Super zum Diesel geben, dass verhindert das Ausflocken des Diesels. Mehr sollte es aber wohl nicht sein.

    Heutzutage sollte man das ganz und gar lassen.

    Einerseits, weil der Effekt nicht wirklich existiert, andererseits weil man sich damit bei moderneren Fahrzeugen die Kraftstoffanlage ruiniert.

    Schon die Verteilereinspritzpumpen bei den Schleppern der 60er Jahre sind ausschließlich durch Kraftstoff geschmiert. Benzinbeimischungen auch in kleinen Mengen setzen die Schmierfähigkeit deutlich herunter. Früher wurde im Winter vermutlich häufiger der Bauernregel gefolgt, wenn nun heute die Verteilereinspritzpumpen nach 60 Jahren Dienst krepieren ist plötzlich der ach so böse moderne Diesel schuld.

    Dieser moderne Diesel schmiert jedoch Hochdruckpumpen in CommonRail-Anlagen mit einigen tausend Bar Einspritzdruck, dementsprechend höher sind auch die Anforderungen an die modernen Kraftstoffe.

    jweitzel

    Wenn das nun ein modernerer Schmalspurschlepper ist, wird er wohl einen CommonRail-Motor haben. Da ist dann aus oben beschriebenen Gründen besondere Vorsicht gefragt.

    Und dann wäre dann noch leider die off topic Frage: Wann darf man einen Traktor über mehrere Kilometer abschleppen und warum darf man das bei bestimmten (handgeschalteten!) nicht? Auch nicht meinen Eicher? Wenn wir zu Traktortreffen fahren, hat man immer eine Abschleppstange dabei.

    Bei Getrieben die eine Ölpumpe für die interne Versorgung haben ist das Abschleppen in der Regel untersagt. Denn die Pumpen sitzen an der Getriebeeingangswelle, damit sie stets eine Ölversorgung herstellen wenn der Motor läuft. Im Normalfall sind dann alle Bedingungen erfüllt, dass sich der Schlepper auch (von selbst) bewegt. Beim Abschleppen sieht das eben anders aus, der Motor ist aus und kein Gang ist drin.

    Bei sämtlichen Lastschaltgetrieben wie auch deinem Multipower-Getriebe ist das Abschleppverbot zu finden, Ausnahmen sind mir nicht bekannt, möglicherweise aber existent.

    Bei LKWs und Bussen wird aus dem gleichen Grund beispielsweise vor dem Abschleppen die Kardanwelle demontiert. Die Hinterachse dreht sich dann, aber das Getriebe steht komplett still.

    MfG

    Fabian

  • Hallo Fabian,

    super Dank für Deine Ausführungen! Mit dem Abschleppverbot fürs Lastschaltgetriebe muss ich dann nochmal in der BA schauen.

    Ich frage aber nochmal nach aus technischem Interesse: Muss man dann bei so einem Schmalspur (oder allgemein) die komplette Dieselanlage zerlegen, oder reicht ab einem gewissen Punkt auch "orgeln"? Die Dieselfilter wird man wohl ersetzen müssen.

    Grüße

    Johannes

  • Hallo Johannes,

    das ist recht einfach.

    Manche Hersteller haben im Werkstatthandbuch oder ähnlichen Unterlagen aufgelistet, was in solch einem Fall zu tun ist. Die Werkstatt wird sich peinlich genau daran halten.

    Und selbst wenn entsprechende Unterlagen herstellerseitig nicht existieren, wird die Werkstatt denkbar gründlich vorgehen. Denn sie leistet dort eine Arbeit, bei der sie jedes Risiko auf entsprechend hohe Folgeschäden ausschließen muss. Würden Folgeschäden auftreten und eine Nachlässigkeit der Werkstatt wäre nachweisbar, wird es teuer für die Werkstatt...

    Bei Stundenverrechnungssätzen von 70-80 € ist man zudem ganz schnell bei den 400€ angekommen!

    Einmal sämtliche Dieselleitungen öffnen, Pumpen säubern sowie die Tanks ablassen ist da eigentlich obligatorisch. Wobei "Tank ablassen" einfach klingt, manch Tank lässt sich nicht restlos entleeren, sondern muss dafür auf den Kopf gestellt werden. Dass der Schlepper dabei auf allen Vieren stehen bleibt, liegt auf der Hand ;) Das wiederum steigert den Arbeitsaufwand...

    MfG

    Fabian

  • Hallo Johannes und Fabian,

    der Knackpunkt bei der Sache sind vor allem die Einspritzpumpe und ggfs, auch die Düsen. Das Spülen der Leitungen, Ersetzen der Filter wird da ehr zur Nebensache.

    Es geht darum, dass begutachtet werden muss, ob die Pumpen- und Düsenbauteile durch die Mangelschmierung einen Schaden erlitten haben.

    Wie oben schon geschrieben werden die Teile alle durch Diesel geschmiert und ich vermute, dass die heutzutage verbauten Pumpen -bedingt durch bessere Fertigungsmöglichkeiten und vermutlich engere Toleranzen - noch anfälliger gegenüber Mangelschmierung geworden sind.

    Ist diese Begutachtung bei der Maschine Deines Nachbarn geschehen? Wenn ja, mit welchem Ergebnis?

    "Mut zur Lücke" hatte ICH hier nicht!

    Mein Kollege hat in seinen G220 CDI auch mal versehentlich Super getankt, ich meine er hätte gesagt, der mit Abstand größte Posten auf der Rechnung war die

    Entsorgung des Diesel-Super-Gemisches, kann gut sein, dass das Richtung 8 - 10 Euro pro Liter ging. Das hatte er wohl auch von der Rechnung abgezogen und

    ist dann noch zur Werkstatt gefahren und hat die "Brühe" abgeholt und dann stückweise dem Rasenmäher "zu fressen" gegeben.

    Aber die oben genannten 400 Euro waren es bei ihm nicht, er sollte über 1000 Euro bezahlen.

    Gruß, Jörg.

    Fendt F20GH 1952; Fahr D90H 1956

  • Der Schlepper steht noch in der Werkstatt. Mal sehen, ob der Nachbar hernach mit dem Ergebnis rausrückt ;) Ich hätte aber nie gedacht, dass das so massiv sich auswirkt. Schau'n mer mal ...

    Man ist an der Tanke es halt so gewöhnt den Super-Schnörpel in den Tank zu stecken. Und nur alle Monate dann mal Diesel.

    Grüße von Johannes

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