Allradantrieb ZF A-210 oder A-212 reparieren

  • Hallo,

    mein Name ist Wolfgang und habe vor kurzem einen Lindner 620 Allrad erstanden, wo sich jedoch der seitlich am Getriebe angebrachte Allrad nicht ausschalten lässt. Vermutlich hat sich ein Sicherungsring gelöst, sodass das Druckring leer durchgeht und das Druckstück nicht mehr mitnimmt. So drücken die Tellerfeder auf das Druckstück bzw. die Kupplungslamellen und der Antrieb bleibt eingekuppelt.

    Ich möchte dies nun zerlegen und reparieren. Hat jemand Erfahrung damit bzw. weiß in welcher Reihenfolge dies geschehen soll bzw. was man beachten muss.

    Vielen Dank für eure Hinweise!

    Liebe Grüße,

    Wolfgang

  • Moin,

    ja das habe ich, und das ist nichts für schwache Nerven. Die Kupplung muss im Gehäuse mit Sonderwerkzeugen gespannt, besser gesagt überspannt, entsichert und langsam geöffnet werden. Anschließend kann man die Einzelteile entnehmen. Soweit, so einfach. Der Zusammenbau gestaltet sich schwierig, da alle Teile im Gehäuse aufeinander gefummelt werden müssen. Anschließend wird die Kupplung wieder mit Spezialwerkzeug von außen überspannt, gesichert und entspannt. Zusätzlich dazu wird ein Sonderwerkzeug zum Abziehen eines (Timken-)Lagers gebraucht.

    Müssen Teile der Kupplung getauscht werden, darf das Abreissmoment eingestellt werden. Da es die Lager i.d.R. nicht überleben, ist im Anschluss eine Grundeinstellung beider Wellen nötig, diese müssen ein bestimmtes Axialspiel einhalten.

    Wenn du nicht über einschlägige Erfahrung im Bereich Lamellenkupplung und Getriebe, sowie über nötige (Spezial-)Werkzeuge verfügst, solltest du das einer ZF Vertretung oder einschlägig bekannten ZF-Spezialisten überlassen.

    Viele Grüße

    Eicher EKL15/II
    Eicher 3085 mit FH Synchron
    Eicher 3???

    Machen wir uns nichts vor: Saugmotoren haben leider keine Turbolader...

  • Vielen Dank für die rasche und hilfreiche Antwort!

    Auch wenn es nicht unbedingt das ist, was ich hören wollte :)

    Ich dachte mir bereits, dass die Welle nicht als ganzes heraus zu bekommen ist.

    Ich habe die Hoffnung, dass sich lediglich der Sicherungsring gelöst hat, der das Schrägkugellager samt Druckring auf dem Druckstück fixiert.

    Wenn ich den Hebel nach oben ziehe, bewirkt dessen Nocke, das die Ausrückegabel den Druckring samt Lager und Abstandsscheibe Richtung Tellerfedern bewegt und diese leicht anspannt bzw. die Kupplung entspannt.

    Das Druckstück bewegt sich dabei nicht mit, da vermutlich der Sicherungsring fehlt.

    Gebe ich den Hebel nach unten, gibt die Nocke die Ausrückegabel und Druckring frei und ich kann diese einige Millimeter nach vor und zurückschieben, weil die Tellerfedern ohnehin bereits voll auf das Druckstück/Kupplung drückt.

    Beim Bremstest ohne eingeschalteten Allrad blockieren die Vorderräder nicht mit, ist er eingeschalten, dann schon.

    Beim Kurvenfahren reicht diese leichte Auskupplung jedoch nicht und es verspannt sich alles wie eben bei eingeschalteten Allrad.

    Meine Hoffnung ist, durch Ausbau der Nocke samt Hebel soweit Zugriff zu erlangen um den Sicherungsring wieder auf seine Position zu bekommen.

    Nochmals vielen Dank und beste Grüße,

    Wolfgang

  • Meine Hoffnung ist, durch Ausbau der Nocke samt Hebel soweit Zugriff zu erlangen um den Sicherungsring wieder auf seine Position zu bekommen.

    Netter Gedanke, aber in der Praxis nicht möglich. Zum Einen lässt sich die Schaltgabel erst nach Ausbau der Kupplungswelle entnehmen, zum Anderen zerstörst du beim Ausbau der Schaltwelle eine Nadelhülse, deren Einzelteile sich im Gehäuse verteilen.

    Das Ding muss ab und komplett zerlegt werden.

    Das Druckstück bewegt sich dabei nicht mit, da vermutlich der Sicherungsring fehlt.

    Das wäre zwar durchaus eine Erklärung, aber: Wo soll der Sicherungsring denn geblieben sein? Der springt ja nicht einfach so aus seinem Sitz und sucht über die Getriebeentlüftung den Weg ins Freie. Ich halte das für unrealistisch.

    Viele Grüße

    Eicher EKL15/II
    Eicher 3085 mit FH Synchron
    Eicher 3???

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  • Danke, ja, ich denke nun auch, dass am zerlegen kein Weg vorbeiführt.

    Ich hab irgendwo gelesen, dass der Sicherungsring gerne mal rausspringt.

    Eigentlich sollte er sich dann noch auf der Welle befinden, aber eben nicht mehr in der Nut, wo er den inneren Teil des Schrägkugellagers auf dem Druckstück in Position hält.

    Dafür spricht auch, das sich die Schaltgabel inklusive Druckring bei eingeschalteten Allrad ca.5-7mm Millimeter vor und zurück bewegen lässt. Was sonst ja nicht sein kann, wenn die Tellerfedern das Druckstück inkl. Druckring gegen die Lamellen presst.

    Ich spüre beim Ausschalten immer noch einen Totpunkt, wenn auch schwächer als gewohnt. Anstatt dem Druckstück, drück mM. nun der Druckring oder das darin angebrachte Schräglager auf die Tellerfedern.

  • Hallo,

    meine Befürchtungen wurden nun durch eine Endoskopkamera (siehe Bilder) bestätigt.

    Warum auch immer, dass Druckteil ist lose und verschiebbar.

    Bei ausgeschalteten Allrad drückt die Nocke die Schaltgabel nach vorn und

    die Schaltgabel das Druckteil nach hinten gegen die Federn und reibt daran.

    Ich werde bis zur Reparatur nur mehr mit eingeschalteten Allrad fahren.

    Auch nicht optimal, aber besser als wenn es Druckstück und Tellerfedern noch mehr verreibt.

    Hab im Deutzforum eine gute Anleitung für´s zerlegen und montieren gefunden, ich werd mich wohl selber drüber trauen.

    Bin Werkzeug- und Werkstattmäßig dafür eingerichtet und hoffe das Beste! :)

    Anbei, falls die Tellerfeder oder Reiblamellen zu sehr beschädigt wären, kannst du mir einen Tipp geben wo ich diese Teile her bekomme?

    Danke und viele Grüße,

    Wolfgang

  • Lesestoff:

    Ponchen
    6. Dezember 2011 um 22:04

    und

    Ponchen
    17. April 2011 um 21:22

    Ist schon älter, die Bilder nicht mehr sichtbar, aber sehr informativ!

    Gruß,

    Martin

  • Anbei, falls die Tellerfeder oder Reiblamellen zu sehr beschädigt wären, kannst du mir einen Tipp geben wo ich diese Teile her bekomme?

    Besorge dir zuerst mal eine ZF-Ersatzteilliste mit Werkstatthandbuch für dein Getriebe, ein guter Ansprechpartner dafür wären z.B. die Eicherfreunde Schwarzwald http://www.eicherfreunde-schwarzwald.de (anrufen!). Mithilfe dieser Liste kannst du die ZF-Teilenummern bestimmen, ohne diese kommst du nicht weiter.

    Ich halte es für denkbar, dass die Teile noch lieferbar sind. Versuche es mal mit den ZF-Teilenummern bei deiner nächsten ZF-Niederlassung, alternativ sind Eicher (http://www.eicher.de), Egelseer (https://www.egelseer-traktoren.de) oder Stefan Had (https://schlueter-ersatzteile.de) gute Ansprechpartner. Wenn du ein Landmaschinenhändler mit guten Lageristen hast, kannst du es auch dort via Granit versuchen.

    Die Tellerfedern sind nicht ohne weiteres zu wechseln, hier müsste das Abreissmoment eingestellt werden. Da würde ich dir jetzt schon viel Spass wünschen.

    Viele Grüße

    Eicher EKL15/II
    Eicher 3085 mit FH Synchron
    Eicher 3???

    Machen wir uns nichts vor: Saugmotoren haben leider keine Turbolader...

  • Update:

    Das Kugellager wars!

    Die Kugeln zerfressen und fast einen Zentimeter Axialspiel.

    Dadurch drückte anstatt des Druckstücks nur mehr der Druckrinf auf die Tellerfedern und hast sich mit diesen verrieben.

    Der Tausch des Kugellager wird jedoch genügen um das Problem zu lösen.

    LG

    Wolfgang

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