Wie ich weiter oben schrieb, funktionierten die neuen Bremsen des Farmall H ganz anständig, allerdings war der Nachstellbereich selbst mit den neuen Bremsbelägen schon fast ganz ausgereizt. Das konnte also keine dauerhafte Lösung sein. Die Ursache hierfür dürfte zum einen im Abdrehen der Bremsscheiben liegen, zum anderen könnten die neuen Belagträger minimal länger als die originalen sein.
Für die Lösung dieses Problems gab es zwei Möglichkeiten: erstens, einkürzen des Bremsbelagträgers. Zweitens, ich montiere einen stärkeren Bremsbelag. Ich entschied mich für die zweite Variante.
Die neuen für den Farmall H erhältlichen Bremsbeläge haben eine Stärke von 5mm. Ich besorgte mir Meterware in einer Stärke von 7mm. Bevor ich den neuen, stärkeren Bremsbelag mit Spezialkleber auf den Träger klebte, sägte ich ihn am inneren Umfang mehrfach ein, um ihn biegsamer zu machen. Das klappte gut. Beide nun mit stärkeren Bremsbelägen versehenen Bremsbänder konnten nun wieder montiert werden. Das geht beim Farmall H mit seiner Row-Crop-Bauweise glücklicherweise ganz schnell.
Das sah nicht nur vielversprechend aus, es funktionierte auch gut. Von nun an ist mehr als ausreichend Nachstellweg vorhanden.
Die zwei Millimeter stärkeren Bremsbeläge waren goldrichtig. Hätte ich nur einen Millimeter stärkeres Material genommen, hätten die Abdeckhauben nicht mehr über die Bremsen gepasst.
Nächster Schritt: Montage der "Lift-All"-Hydraulikeinheit.
Für die Farmall H und M gab es bereits bei Ihrer Markteinführung 1939 eine Hydraulik. Es war grundätzlich ein einfach-wirkendes Steuerventil, mit dem Anhängegeräte wie Pflüge und Grubber, aber auch am Schlepper montierte Geräte wie z.B. Kultivatoren ausgehoben werden konnten. Mit der Verbreitung der Dreipunkt-Hydraulik nach dem Auslauf des Harry-Ferguson-Patents konnte die Farmall-"Lift-All"-Hydraulik leicht zu zu einer solchen Dreipunkt-Hydraulik aufgerüstet werden.
...und so sieht die Farmall-Hydraulik aus. Ein schwerer Klotz, der alles beinhaltet: Tank, Pumpe, Steuerventil. So konnte er problemlos bei allen Farmall H und M blitzschnell nachgerüstet werden. Der Antrieb erfolgt von der Rücklaufwelle des Getriebes.
Ich beabsichtige nicht, die Hydraulik in der Zukunft einzusetzen, dennoch sollte mein Farmall H sie wieder zurückerhalten.
Ich beschränkte meine Arbeit an der Hydraulikeinheit somit auf eine gründliche Außenreinigung, einen Ölwechsel sowie das Entfernen von Gewinderesten einer vor Jahrzehnten abgebrochenen Hydraulikleitung.
Die Montage war jedoch, so simpel das Prinzip doch erscheinen mag, ein einziger Krampf. Der Klotz ist sau-schwer, zudem noch unförmig. Mit einer Unterkonstruktion aus Holz, einem Rangierwagenheber und Spanngurten versuchte ich, die "Lift-All"-Einheit von unten in den Getriebetunnel zu heben. Es brauchte mehrere Anläufe, in denen sich der Klotz verkantete oder gleich ganz vom Wagenheber purzelte, bis ich ihn endlich dort hatte, wo ihn ihn haben wollte.
Die Bedienung erfolgt vom Fahrersitz aus mittels einer Zugstange, die man hier gut erkennen kann. Ebenfalls kann man den Öleinfüllstutzen und einen seitlichen Hydraulikausgang erkennen. Auf der linken Schlepperseite gibt es zwei weitere.
Da ich, wie erwähnt, die Hydraulik nicht nutzen werde, ließ ich das Zwischenstück zwischen Getriebe und Hydraulikpumpe weg. So läuft nun im Betrieb die Pumpe nicht andauernd nutzlos mit. Sollte ich sie wider Erwarten doch nutzen wollen, kann ich das Zwischenstück ganz leicht von unten montieren.
Gruß, Hendrik