Nach Hochglanz kommt Patina: Ein AP17 der anderen Art

  • Hallo zusammen,

    ich habe den Traktor vergangene Woche wieder zu mir heim geholt. Hier bleibt zwar nur an der frischen Luft Platz zum Schrauben, dafür bin ich deutlich flexibler wenn der Patient vor der Tür steht.
    Dort macht er sich als platzsparende Fuhrparksergänzung sogar bei der Familie beliebt, denn das Auto passt trotzdem noch in den Carport:
    :)


    Am Wochenende habe ich mit der Elektrik begonnen. Mir ist es wichtig, möglichst viel original zu halten. An dem Traktor sollen keine neuen Instrumente oder sonst was glänzen. Darum begann ich, die noch vorhandenen Instrumente zu prüfen. Der Glühstartschalter tat seinen Dienst zuverlässig, das Zündschloss eher weniger.
    Eine Kur verhalf zur Besserung, wer sagts denn:



    Der Glühüberwacher kommt neu mit gebrauchtem Salzstreuerdeckel, Hupenknopf und Kontrollleuchte verrichten ihren Dienst zuverlässig nach einem Rostlöserbad.
    Also ran an den Speck:



    Um die Nachrüstung der Blinkanlage komme ich nicht rum. Das Loch für den üblichen Blinkerschalter hat schon ein Franzose in das Armaturenbrett gebohrt, also nutze ich das eben weiterhin dafür. Den Warnblinkerschalter möchte ich aber nicht sehen, das stört...also überlegen, wie ich den möglichst unsichtbar unterkriege...
    Das kleine Armaturenbrett ist enorm ungeschickt zum verdrahten, da es sehr eng hergeht und auch kaum Platz für Nachrüstungen bietet. Da ich durch den Einsatz von Stabglühkerzen immerhin den Vorwiderstand wegrationieren konnte, bleibt mir etwas Freiraum. Der wird für einen größeren Sicherungskasten, Blinkrelais, Massepunkt und Warnblinkerschalter genutzt, wie auf dem Bild oben sichbar ist.

    Einen halben Tag später:



    Kabelsatz fertig, alles schön aufgeräumt.
    Gestern gings dann direkt ans Objekt zum aufteilen der verschiedenen Äste.



    Original war der Kabelbaum in gelbem Bougierschlauch verlegt, der bei der Lackierung orange übertüncht wurde. Nun gibt es den Schlauch wohl auch in orange zu kaufen, aber das sticht dann vermutlich doch sehr hervor. An meinem Ferguson habe ich Textilschlauch verwendet. Cool, aber an dem Allgaier irgendwie nicht passend. Also bleibt schwarzer Schrumpfschlauch oder Bougierschlauch, die Optik ist beinahe die selbe. Ersteren hatte ich ohnehin auf Lager, zweiterer ist recht teuer; die Entscheidung war einfach.

    Zum Einbruch der Dunkelheit war gestern alles "eingeschlaucht". Heute sollte das Verlegen folgen. Ein weiterer meiner Ticks machte mir dabei aber das Leben recht schwer.
    Ich finde im sichtbaren Bereich haben Kabelbinder nichts an einem Traktor von 1951 zu suchen. Das Verlegen findet also mit (selbstgemachten) Blechschellen statt, oder in Ausnahmefällen mit Blech-Kabelbindern oder echt bäuerlich mit einer Sisalschnur. Bis die Schellen aus einem Stück Blech gefertigt sind geht dann doch etwas Zeit vorbei.
    Aber Schritt für Schritt. Ein letztes Mal die Räder ab.



    Und erneut pünktlich zum Eintritt der Nacht alles fertig verlegt.



    Nun steht das anschließen der Verbraucher an.

    Gruß
    Maik

    Allgaier: erprobt-bewährt, beliebt-begehrt

  • Weiter im Kontext:

    Ich hätte es ja kaum für möglich gehalten, dass meine Verdrahtung auf Anhieb funktioniert. War aber so! :o Das ist mir noch nicht oft passiert.
    Alles leuchtet, blinkt und hupt genau so wie es soll. Und wahrlich hatte ich "dieses unglaubliche Gefühl, wenn die Elektrik zum ersten Mal funktioniert", das Kollege Hinnerk auch kennt.
    Auch meine Warnblinkschaltung Marke Eigenbau mit einem Kippschalter funktioniert astrein. Spart Geld und Platz für einen gekauften Warnblinkerschalter und sieht besser bzw. wenn versteckt "gar nicht" aus :wink: Als Ergebnis erscheint das kleine Armaturenbrettchen also fast wie 1951 bei der Auslieferung.


    Fast, weil der Blinkerschalter ja mal vom Franzosen in das freie Feld links neben der Lenksäule gebohrt wurde...warum ist mir nicht klar, denn der Schlepper hatte weder Blinker noch ein Blinkrelais. Immerhin bin ich aber ohne neue Bohrungen ausgekommen.

    Nun bleiben noch Details...Lenkrad fest montieren, Batterien samt Batteriehalter (ein-)bauen,...
    Aber auf die ein odere andere Detailarbeit möchte ich hier eingehen:

    Zunächst hatte ich geplant, dem Kleinen stilgetreu zwei 6V 88Ah Oldtimer-Batterien zu spendieren. Diese haben mir dann aber aus verschiedenen Gründen nicht zugesagt, weshalb ich zur günstigeren Variante mit zwei 12V 44Ah Batterien gekommen bin. Zwei deshalb, weil die beiden in Reihe geschaltenen originalen 6V Batterien durch einen Trennsteg separiert waren. Viele schneiden den Trennsteg heraus. Das habe ich bei anderen AP17 auch schon gemacht. Weil dieser Schlepper aber sehr selten ist, fällt mein Originalitätsfimmel deutlich ausgeprägter aus. Der Trennsteg soll drin bleiben. Die kleinen 44Ah Batterien passen hervorragend in den vorgesehenen Rahmen und sind parallel geschalten auch bestens geeignet. Nur sehen sie immer sehr modern aus und dem will ich Abhilfe schaffen.
    Einige Stunden mit der Amateur-Bildbearbeitung später war meine Lösung fertig:



    Bosch-Aufkleber im originalen Stil für die Seiten, die Füllschrauben-Aufkleber für oben und die Varta-Aufkleber für meinen Ferguson. Die Eurostart-Beklebung der Batterie weicht kurzerhand und das Ergebnis lässt sich sehen:



    Die Batteriehalterung ist Marke Eigenbau. Wie die original mal aussah weiß ich nicht, laut Explosionszeichung in der ETL kommt das hier der Sache aber nahe und erscheint zeitgemäß.
    Pünktlich zur Fertigstellung der Elektrik meldet sich auch mein TÜV mit einem Termin für den folgenden Morgen. Hervorragend!

    Zum schlafen geht es nach ziemlich genau anderthalb Jahren wieder ins neue alte Quartier zu den anderen Kollegen



    Der nächste Morgen ist kalt und verschneit. Super Bedingungen für die Fahrt auf Achse durchs Tal zur 10 Kilometer entfernten Prüfstelle.



    Dank sorgfältiger Vorbereitung der ABEs von 1950 bzw. 1951, vergleichbarem Fahrzeugschein und dem guten Draht zu Prüfer und Zulassungsstelle im Voraus lief die Begutachtung sehr schnell und problemlos. Nach einer halben Stunde war ich 170€ ärmer und hatte mein Gutachten nach §23 sowie eine Fahrzeugdatenermittlung für die Ausstellung neuer Papiere in der Hand. Dann steht auch der Eintragung auf mein 07er nichts mehr im Wege.

    Auf der Rückfahrt war es dann doch schon angenehmer, aber der Schmalspur stellt sich eindeutig als Schönwetterfahrzeug heraus. Mangels Kotflügeln an den Vorderrädern spritzt das Wasser exakt in Richtung der hinteren Kotflügel. Soweit nichts ungewöhnliches mag man nun denken. Aufgrund der geringen Breite und meiner Körpergröße befinden sich aber genau vor den hinteren Kotflügeln meine Beine....shit happens :D
    Die Fahrt habe ich dennoch genossen und mit Freude festgestellt, dass vor Allem der Motor auch unter Betriebstemperatur noch dicht ist.



    Zum Abschluss des erfolgreichen Tages noch ein kleines Schmankerl für den Traktor...oder den Fahrer...



    Wenn man bei einem Schäfer arbeitet, darf auf keinem Traktor ein Lammfell fehlen. Da mir die bekannten Sitzkissen nicht gefallen und schon gar nicht zum "Urzustand" dieses Traktors passen, wird dieses Fell ab jetzt stilecht den Fahrkomfort erhöhen. Nur die Patina fehlt noch...

    Fortsetzung folgt, denn noch bin ich nicht ganz fertig!

    Gruß
    Maik

    Allgaier: erprobt-bewährt, beliebt-begehrt

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!