Güldner AK9 startet schlecht und nimmt kein Gas an

  • Guten Abend!

    Ich bin Daniel und wohne im schönen Westerwald. Ich habe ein Problem mit meinem Güldner AK9 aus dem Jahr 1959:

    Im Januar noch gefahren, dann in der Garage abgestellt. Vor zwei Wochen wollt ich den Schlepper wieder nutzen, springt aber nicht an.


    Was ich bisher versucht habe: Luft bekommt er, Vorglühdraht im Ansaugtrakt wird rot glühend, Auspuff ist frei. Vermutung: fehlende Kompression, also beide Köpfe runter, Ventile neu eingeschliffen und eingestellt, zwei neue Dichtsätze gekauft und alles wieder zusammen.

    Ergebnis: startet, läuft kurz bei niedrigster Drehzahl, qualmt tiefschwarz, nimmt kein Gas an, geht dann aus.

    Düsen überprüfen lassen, öffnen bei 120 bar (Soll laut Betriebsanleitung 125 bar), vernebeln fein und tropfen nicht. Auch an der ESP vom Schlepper geschaut, Sprühbild sieht gut aus, geben bei beiden Zylindern die gleiche Menge ab.


    An der Drehzahlregelung ist auch alles gängig und scheint so wie es sein soll.

    Was mich wundert ist, dass die Dekompression scheinbar arbeitet (zieh ich den Hebel ist eine minimale Bewegung am Ventil zu beobachten, aber ein wirklicher Unterschied beim Durchdrehen des Motors ist nicht spürbar - ??? )


    Mir gehen die Ideen aus woran es liegen könnte...

    Weiß hier vielleicht jemand Rat?


    Vielen Dank und beste Grüße

    Daniel

  • Hallo Daniel,

    aus welcher Ecke des Westerwaldes kommst du?

    Hast du eine Möglichkeit, die Verdichtung zu messen? 25 bar sollte er mindestens haben.

    Unser Deutz D30S hatte mal das gleiche Problem: Ist angesprungen, aber nicht auf Drehzahl gekommen. Hat nur sehr stark und sehr schwarz gequalmt. Am Ende war es dann doch der Auspuff, den ich vorher schon mal als unkritisch abgehakt hatte. Ein Schalldämpfer-Einsatz hatte sich gelöst und dicht gemacht.

    Gruß Reinhard, Ruppach-Goldhausen

  • Guten Morgen Reinhard!


    Ich bin aus Hartenfels (bei Selters).

    Das mit dem Messen der Verdichtung ist bei dem Motor wohl nicht so einfach wurde mir gesagt, da die meisten Messgeräte über die Aufnahme der Glühkerze montiert werden. Der 2LKN Motor hat aber keine Glühkerze, da die Vorwärmung über die Ansaugluft erfolgt.

    Wir haben bislang nur mal mit einfachsten Mitteln geschaut ob die Ventile schließen, in dem wir bei Zylinder im OT über die Öffnung der Einspritzdüse Druckluft drauf gegeben haben. Da der Motor anfangs an jeweils einem Ventil (Zylinder 1 am Einlass, Zylinder 2 am Auslass) ziemlich geblasen haben, haben wir die Köpfe überarbeitet wie im ersten Beitrag beschrieben. Danach war das auch viel besser und auch ins Kurbelgehäuse schien es relativ dicht zu sein. Die Kolben haben auch kein Spiel und die Zylinder keine Riefen oder sonstige Beschädigungen.


    Da wir auch schon Versuche ohne Auspuff, nur mit dem montierten (und definitiv freien) Krümmer gemacht haben, würde ich das als Fehlerquelle auch ausschließen.


    Vielen Dank und schöne Grüße nach Ruppach-Goldhausen

    Daniel

  • Hallo Daniel,

    Harbels kenne ich, unser jüngster Sohn arbeitet dort (bei der großen Firma mit 3 Buchstaben).

    Ihr habt jetzt auf der Auspuffseite alles geprüft, dort würde erst mal ich nicht weiter suchen.

    Wenn ein Diesel stark schwarz qualmt, stimmt das Verhältnis zwischen Kohlenstoff und Sauerstoff nicht. Entweder wird zu viel Kraftstoff eingespritzt, oder er bekommt zu wenig Luft. Bei einem Kaltstart ist es normal, dass eine sehr große Kraftstoffmenge eingespritzt wird. Sobald der Motor zündet und Drehzahl aufnimmt, wird vom Regler die Einspritzmenge verringert, das scheint nicht zu funktionieren. Du hast geschrieben, an der Drehzahlregelung sei alles gängig. Eine Reglerstange gammelt auch in ein paar Wochen nicht gleich fest, da würde ich auch nicht lange weiter suchen.

    Prüft mal den Ansaugtrakt, ob irgendwo die Luftzufuhr verringert ist. Da ist alles möglich, vom losen Filtereinsatz bis hin zu Vogel- oder Mäusenestern.

    Und bei Startversuchen unbedingt Werkzeug bereit halten, um notfalls Einspritzleitungen zu lösen! Falls der Motor doch hochdreht, und der Regler regelt nicht ab, kann er toben bis er platzt. Wäre nicht der erste alte Traktor, bei dem plötzlich ein Pleuelstumpf seitlich rausschaut.

    Gruß Reinhard

  • Hallo!

    Ja, das Unternehmen mit den drei Buchstaben ist quasi bei mir auf dee anderen Straßenseite ;)

    Ich schau mir die Ansaugseite nochmal an, die letzten Versuche waren mit angebautem Ölbadfilter, aber wir hatten auch schon Startversuche unternommen ohne den Filter und der Ansaugbogen, der die Luft auf beide Zylinder verteilt ist definitiv frisch gereinigt und frei...


    Dankeschön nochmal für deine Hilfsbereitschaft, das ist sehr nett!


    Schönen Sonntag noch!

    Gruß Daniel

  • Guten Abend!
    Es hat sich unerwartet was getan!
    Ein Kumpel und Landwirt im Nebenerwerb hat mir einen LaMa-Schrauber empfohlen, der sich mit so alten Schätzchen auskennt. Der gute Mann war heute da, wir wollen das Problem vorführen und was ist: er läuft als wäre nie was gewesen!
    Der Fachmann hat noch einiges nachgeschaut und ausprobiert, aber der Schlepper ist gesund. Erklärung bzw. Vermutung des Schrauberprofis: die alten Einspritzpumpen kommen mit den Additiven im heutigen Diesel nicht klar und nach längerer Standzeit kann es in der Pumpe zur Verharzung kommen, wodurch der Regelkolben fest wird. Soll man mit einem kleinen Zusatz von 2-Takt-Öl zum Diesel verhindern können.

    Das probiere ich nun mal aus und hoffe, dass es das damit war.
    Nun hat der Güldner noch ne kleine Undichtigkeit an der Hydraulikpumpe die Zuwendung bedarf und bekommt noch neue Keilriemen spendiert und dann ist er wieder voll einsatzbereit.

    Vielen Dank, insbesondere an Reinhard, für die Hilfe und den Austausch hier, bin von diesem Forum sehr angetan.

    Allseits gute Fahrt und beste Grüße!

    Daniel

  • Moin,

    !
    Der Fachmann hat noch einiges nachgeschaut und ausprobiert, aber der Schlepper ist gesund. Erklärung bzw. Vermutung des Schrauberprofis: die alten Einspritzpumpen kommen mit den Additiven im heutigen Diesel nicht klar und nach längerer Standzeit kann es in der Pumpe zur Verharzung kommen, wodurch der Regelkolben fest wird. Soll man mit einem kleinen Zusatz von 2-Takt-Öl zum Diesel verhindern können.


    Daniel

    Ich hatte einen Eicher aus einem Schuppen geborgen, der über 25Jahre dort stand und die Einspritzpumpe war auch verharzt. Aber es war kein neuer Diesel mit den "heutigen" Additiven, geschweige Bioanteilen im Tank. Es ist einfach die lange Standzeit, die den Einspritzpumpen nicht bekommt. Da hilft auch kein Zweitaktöl, das ist ehr kontraproduktiv, da der Dieselmotor nicht die Temperaturen erreicht und es dadurch zum Rußablagerungen kommt und Ölablagerungen im Filter und Einspritzpumpe kommt.


    Gruß

    Uwe

  • Guten Morgen!

    Diese Woche habe ich mich zufällig mit einem Kollegen bei einer Fortbildung über das Thema unterhalten. Er meinte Liqui Moli hätte ein Produkt im Sortiment, dass genau für das geschilderte Problem mit dem neuen Diesel gemacht ist. Den genauen Namen wusste er nicht. Ich hab mal gegoogelt und verschiedene Produkte von Liqui Moli gefunden mit ähnlichem Verwendungszweck, die also das System sauber halten sollen.

    Hat jemand damit Erfahrungen?


    Schönes Wochenende zusammen!

    Gruß Daniel

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