Entscheidungshilfe und Erfahrungen bei Winterdiensten

  • Hallo und guten Tag!

    Dies ist mein erster Beitrag, also stelle ich mich erstmal ein wenig vor:

    Ich bin 40 Jahre alt, besitze ein Dienstleistungsunternehmen, in dem ich den Wintermonaten auch Winterdienste durchführe. Vornehmlich geht es dabei um Parkplatzflächen und Privatstraßen.

    Bisher hatte ich dafür einen Unimog U1400 im Einsatz mit kommunaler Ausstattung, mit Schmidt-Schild, ohne Streuer, aber da das gute Stück etwas in die Jahre gekommen ist, versuche ich derzeit eine neue Lösung für diese Sache zu finden.

    Soviel zum status quo.

    Man sollte ja bei solchen Investitionen immer herausfinden, ob man sich grundsätzlich noch auf dem "richtigen Weg" befindet oder ob man das Konzept seines Arbeitsgerätes noch einmal überdenkt.

    Kurzum: ich überlege derzeit daran, den Unimog durch einen Schlepper zu ersetzen. Das ist insofern ein Problem, dass ich mich als "Nicht-Landwirt" mit den Marken und Baureihen relativ schlecht auskenne.

    Ich habe mittlerweile einige Zeit mit Recherchen verbracht, im Internet, aber auch im "real life", habe mir diverse Geräte angesehen und auch schon Probe gefahren (New Holland und Claas Arion 400er-Reihe)

    Ich stelle mir jetzt ungefähr sowas vor:

      -Schlepper mit ca. 100 PS (zu wenig / zu viel ?)
      -Allrad (weiß nicht, ob das heute normal ist?)
      -Wendegetriebe, das unter Last ohne Kupplung zu schalten ist
      -Hydraulik vorne für das Schneeschild sollte einhändig per Joystick zu steuern sein
      -Schnellwechselsystem für Hydraulik
      -Frontlader mit Universalschaufel u. Palettengabel
      -Klimaanlage, damit die Scheiben nicht beschlagen
      -elektrische Motorvorwärmung
      -kleiner Streuer von ca. 2-3 m³

    Jetzt sind allerdings für mich noch ein paar Fragen offen geblieben:

      1) welche Marke kann diese Ansprüche ordentlich bedienen? Das Fahrzeug muß zuverlässig laufen, sonst werden saftige Konventionalstrafen fällig. Ist der NewHolland eine Alternative zum Claas, denn da liegen ja etliche TEuros dazwischen. Ist eine andere Marke viel besser?
      2) ist ein Schlepper überhaupt wendig genug für den Winterdienst?
      3) verwende ich besser eine kommunale Anbauplatte oder einen Frontkraftheber zur Befestigung des Schneeschildes?
      4) bekomme ich die Kraft bei Schnee ordentlich auf den Boden? Reifenempfehlung? Ketten nötig?
      5) kann man mir einem Schlepper auch täglich 10 km Distanzen zwischen 2 Einsatzstellen zurücklegen oder muß man wegen der 40 km/h schmerzfrei sein?
      6) wenn ich den Frontlader im Sommer mit einer Palettengabel versehe, kann man damit erträglich einen LKW entladen?

    Ihr habt sicher reichlich Erfahrungen auf diesen Gebieten sammeln können, wenn nicht auf jedem, dann aber doch in Teilbereichen. Es wäre für mich sehr hilfreich, wenn Ihr von Euren Erfahrungen berichten könntet.

    Und seid ein bißchen nachsichtig, wenn Euch die eine oder andere meiner Fragen total dämlich vorkommt. Ich bin kein "Trecker-Freak", sondern möchte noch einer werden - das heißt natürlich nicht, dass ich keine Kritik vertragen kann :)

    Jedenfalls danke ich Euch schonmal für Eure Wortmeldungen ...

    Viele Grüße
    Paul

  • Hallo Paul,

    herzlich willkommen hier im Forum. Ich habe mir Deinen Beitrag gerade mal in Ruhe durchgelesen, und werde mal den Anfang machen, auf Deine Fragen zu antworten. Du wirst sicher noch viele andere Antworten erhalten, die mitunter auch nicht mit meinen übereinstimmen werden. Dann kannst Du Dir ja nach reiflicher Überlegung ein Bild machen und eine Entscheidung fällen.

    zu 1) neben den von Dir aufgeführten Marken gibt es auch noch zig andere. Jede hat Ihre Vor- und Nachteile, zuverlässig sind sie aber eigentlich alle, denn sonst würde sie in der freien Marktwirtschaft nicht zu finden sein. Preisunterschiede sind mitunter heftig, das stimmt. Ich werde aus oben genanntem Grund dazu keine Emphehlung abgeben, aber meine persönliche Meinung sagen: bei mir würde es ein Fendt oder IHC.

    zu 2) ja, auf jeden Fall, kein Vergleich zum Unimog. Andererseits aber auch kein Vergleich zu einem Radlader!

    zu 3) Frontkraftheber / -hydraulik

    zu 4) ja, notfalls muss halt noch ein Glykol-Wassergemisch in die Reifen, das bringt noch mal einiges an Zusatzgewicht. Schneeketten sind im Normalfall nicht nötig.

    zu 5) das ist kein Problem, selbst wenn es 20 oder 30 km wären.

    zu 6) funktioniert einwandfrei, hat aber nicht die manchmal gewünschte Wendigkeit eines Staplers

    Fendt F20GH 1952; Fahr D90H 1956

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Paul,

    ich finde, für eine Entscheidung und die Hilfe dazu solltest Du ein paar Bilder von Eurem durchschnittlichen Schneeaufkommen einstellen.

    Biedenkopf kann ich mir zwar auf der Karte anschauen, weiß aber deswegen noch lange nicht, wie heftig Ihr Schnee habt, oder eben nicht.

    Und davon hängt auch Deine weitere Planung und unsere Tipps ab.

    Hast Du genügend Stauraum für den Schnee, oder mußt Du Häufen bauen? Ist genügend Platz, um den Schnee in benachbarte Wiesen oder dergleichen zu schleudern?

    Gruß
    Michael

    "'And all those exclamation marks, you notice? Five? A sure sign of
    someone who wears his underpants on his head.'"
    (Terry Pratchett in "Maskerade")

  • Hallo!

    zunächst schon einmal "Danke" für die ersten beiden Rückmeldungen!

    F20GH: Fendt sagt mir natürlich schon etwas :) Die sind meines Wissens sehr hochpreisig, wenn auch qualitativ gut. IHC macht mich neugierig, da schau ich gleich mal nach.

    Michael: Unsere Landschaft ist eine Mittelgebirgslandschaft. Vielleicht sagt Dir Siegerland/Sauerland etwas? Höhenlagen sind zwischen 300 und 800 m. In den letzten zwei Wintern waren wir reichlich mit Schnee gesegnet. Bei 20-30 cm Neuschnee ist man dankbar, wenn die Leistung des Räumfahrzeuges paßt. Insbesondere, wenn es draufgeregnet hat.

    Bei meinen Aufträgen habe ich Flächen zur Verfügung, an denen ich den Schnee zusammenschieben kann. Wenn es zuviel wurde, wurden Radlader und LKW organisiert, um die Berge abzufahren.

    Das war auch der Grund, warum ich die Ausrüstung mit einem Frontlader überlegt habe: Schneepflug ab, Frontlader dran, Berge abtragen! So war die Idee dabei. Außerdem kann man mit dieser Möglichkeit Neukunden bedienen, bei denen man "nur mit Schneeschild" an seine Grenzen stößt.

    Gruß
    Paul

  • Hallo Paul,

    ich selbst wohne zwischen Köln und dem Sauerland auf 360 ü.NN. Und Biedenkopf kenne ich, bin zu meinen Aussendienstzeiten häufig dadurch gekommen, wenn ich aus dem Waldecker Ländchen zurück nachhause gefahren bin, und keinen Bock auf A44 und A1 hatte ... .
    Da war ich schon manchesmal ganz schön überrascht, wieviel mehr Schnee ihr hattet als wir.
    Ein Bekannter von mir macht das Gleiche, was Du vorhast. Er hat Verpflichtungen für die örtlichen Strassen und die Parkplätze von Aldi, Rewe, Lidl und einigen kleineren.
    Er fährt mit nem Fiat 140-90 DT, (glaube, die 140 stehen für die Leistung in PS, kenne mich bei Fiat nicht so aus),Frontlader, Fronthydraulik mit Schneeschild und Streuer im Dreipunkt. Für unsere Verhältnisse hier ist das mehr als ausreichend, er kommt ohne Schneeketten zurecht, auch diesen Winter, wo wir ca, 50 - 60 cm Schnee hatten.

    Fendt F20GH 1952; Fahr D90H 1956

  • Hallo,
    also wir fahren auch Winterdienst auf öffentlichen Straßen der Gemeinde und auf vielen Parkplätzen und Firmengeländen. Für die Gemeinde fahren wir mit nem Allrad LKW (Ateco). Für den Rest sind wir bisher mit Unimogs gefahren, allerdings ist die Wendigkeit und die Wendeschaltung auf dauer sehr stressig. Kein Vergleich zu einem Traktor mit Wendeschaltung ohne Kupplung.
    Wir werden jetzt einen John Deere 4zyl. kaufen. Entweder 5R oder 6030 Serie. Bei der 6000er serie ist noch die Option Autopowr also stufenlos.
    Zur Fronthydraulik oder Anbauplatte kann man sagen das eine Fronthydraulik nicht optimal ist. Damit baut das Schild zu weit vor den Traktor und ein ganz großes Problem ist die Stabilität einer FH. Eine Anbauplatte sitzt oft am Rahmen des Traktors.
    Das sind meine Erfahrungen.

    nein,ich bin nicht die signatur ich putze hier nur

  • Nehm ein Lamborghini die sind Günstig haben eine Gute Hydraulik Steuerung und die VRT sind stufenlos und du kannst jeden STOLL Frontlader ranbauen (natürlich mit Vorrichtung)

    MFG MANU
    ....Lebt der Bauer, lebt das Land....
    MAN 4P1
    Fendt F 225 GT
    Schlüter AS 15L
    Deutz D15

  • Hallo Paul,

    Ich fahre als Bauhofmitarbeiter Winterdienst.

    Von 2001-2006 mit einem Fendt GT. Super übersichtlich mit der Salztruhe vorne drauf - zurückfahren bis 2cm vor Ackerschiene aber Schaltgetriebe - kuppeln ohne Ende (bin 1,96m groß da ist die Sitzposition nicht ganz optimal) am Feierabend spürt man das Knie!

    Seit Herbst 2006 Fendt 411Vario - die Kupplung trittst du nur zum Motorstarten. Vorwärts-Rückwärts schalten mit eienm Fingertip. Vernünftige Heizung. Modernere Steuerung - guter Schlepper zum Räumen/Streuen.

    Kauf dir was stufenloses Neueres oder höherwertiges Älteres. Beim Fendt wird die Schubkraft vom Schild durch einen Schubrahmen bis auf die Hinterachse (HA)abgeleitet. Die Fronthydraulik(FH) hebt und senkt nur, horizontal pendelt der Pflug in der FH und ist an der HA fixiert. Bei einem JohnDeere oder anderem würde ich nur mit Kommunalplatte arbeiten. Wenn Kanaldeckel aus der Straße wachsen und du mit 40km/h dagegenrumpelst hilft auch ein wegklappender Pflug nicht viel. Bei modernen Schleppern würde ich nicht unter 100Ps gehen bei älteren 80PS. Rechne bitte mal die Gewichte von Traktor + Schneepflug + Streugerät + Salz zusammen und schau dir das zulässige Gesammtgewicht vom Schlepper an - du willst 10km auf der Straße fahren, bei schlechter Witterung.

    Gruß Christian

    [Holder A12
    Pöttinger Heuraupe 160

  • Ich fahre auch als Bauhofmitarbeiterin Winterdienst.

    Ich kann dir nur sagen das wir mehrere Fahrzeuge im Einsatz haben.
    Unser Haupteinsatz-Fahrzeug ist ein Lindner Unitrac, der allerdings leider ein Montagsfahrzeug ist. Andere Gemeinden die den auch benutzen sind aber total begeistert.
    Dann haben wir noch einen Atego mit Anbauplatte der allerdings nur mit Schild unterwegs ist.
    Ein UX100 ( ich find den zum Winterdienstfahren aber nicht geeignet= sehr gewöhnungsbedürftig und schwer zu handhaben) und ein Unimog( da weiß ich leider die Seriennummernicht) ist auch noch unterwegs.
    Für die Gehwege benutzen wir John Deer Kleinschlepper und seid 3 Jahren auch einen Kuboter Kleinschlepper.

    Du mußt aber auch schaun, zwecks Versicherungsschutz für dich= Haftungsübernahme usw.
    Du mußt auch schaun das du der Räumpflicht nachkommst wenn du öffentliche Wege und Plätze räumen willst= Uhrzeit bis wann geräumt sein muß usw.

    Halt uns doch auf dem Laufenden für was du dich jetzt entschieden hast.

  • Hallo Paul ,

    ich würde einen 60 nPS Schlepper kaufen . Dieser muss ja nicht gut
    aussehen , sollte aber zugelassen sein und TÜV haben .
    Nach 4-5 Jaheren wirst du sowieso etwas den Schlepper überholen
    müssen , wenn du den Streuer hunten in der Dreipunktaufhängung
    befestigst . Mancher Schlepperfahrer hat das mit dem Winterdienst
    nach wenigen Jahren bereut .

    Gruß Jürgen

    :trecker6:

    Einmal Güldner , immer Güldner .
    Unsere Fahrzeuge :
    Güldner Burgund Tragschlepper Bj. 1961
    Deutz D 4006 Bj.1973
    Fahr C30 Fahrgestell
    Bauwagen Bj. 1976 Hersteller W.Kleusberg
    PKW Anhänger Pongratz

  • Hallo Paul,

    wenn du länger vom Traktor haben willst musst du ihn nach jedem Winterdiensteinsatz penibelst mit dem Dampfstrahler reinigen! bei einem Hochdruckreiniger ohne Heizung wirst du möglicherwise Probleme mit Einfrieren bekommen.

    Gruß Christian

    [Holder A12
    Pöttinger Heuraupe 160

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