Moin!
Nein, dass ist keine Suchanzeige! Ich will nur auf eine Entwicklung aufmerksam machen. Ihr habt es vielleicht schon gehört, die geburtenschwachen Jahrgänge kommen. Man hört auch von einem kommenden Facharbeitermangel. Dieses Jahr ist es nu soweit. Die Anmeldezahlen für die Ausbildung zum Land-/bzw. Tierwirt hat sich halbiert (zumindest bei mir in der Gegend ). Es wird allen bewußt, man muss in die allgemeinbildenden Schulen gehen und für diesen Berufsstand werben. Es ist ja nicht notwendig, dass man Landwirt lernt, um später den elterlichen Betrieb zu führen. Es werden gut geschulte Fachkräfte z.B. in den Lohnunternehmen gesucht. Leider ist das Image des Landwirten/Bauern ( Googelt mal den Unterschied!) durch die dämliche Fernsehserie "Bauer sucht Frau" geschädigt. Auf eine Serie "Mechatroniker sucht Frau" würden die Sender nicht kommen. So glaubt die Jugend, als Landwirt lebt man im Dreck, ist doof und muss sogar ins Fernsehen, um überhaupt eine Frau ab zubekommen. -- Übrigens gibt es auch Landwirtinnen!
Nun bin ich Tischler und sollte wohl für den eigenen Berufsstand werben -da sieht es mit den Azubis ähnlich aus. Aber wir sind hier in TH und ich bin schon von kleinauf mit der Landwirtschaft verbunden.
Heute hatte ich wieder das Glück bei der Prüfung der Berufsfachschüler ( schulisches 1. Ausbildungsjahr) für Land- und Tierwirte zu unterstützen.
Jedesmal bin ich überwältigt, wie breitgefächert die Ausbildung ist. Vom Futterabwiegen mit der guten alten Dezimalwaage (Sackwaage ) bis zum Computergesteuerten Düngersteuer wars heute. Die Azubis haben fantastische Leistungen erbracht. Die Prüfer ( auch ich ) konnten sich oftmals nur um die Zahl hinter der Kommastelle der Note "Eins" unterhalten. Ein sehr hohes Ausbildungsniveau! Und das auch noch trotz eingebauter Schwiegigkeiten. Z.B. wurde die Waage nicht zuvor auf Null gebracht, oder der Schlepper mit dem Streuer stand mit einem Hinterrad auf einige Steine - also schief!
Schade, dass das Ganze so wohl nicht mehr weiter gehen wird. Hintergrund ist die schulische Ausbildung im ersten Ausbildungsjahr (die Berufsfachschule - BFS. Früher Berufsgrundbildungsjahr - BGJ ).
In der Landwirtschaft ist die schulische Ausbildung schwieriger im Vergleich zu Tischler, Farbtechnik, Elektro usw.. Berufsschulen haben Tischlereien usw. mit entsprechenden Räumen und Maschinenausstattungen. Einen landwirtschaftlichen Betrieb schulisch zu führen, würde jeden Kostenrahmen sprengen. Deshalb wurden Betriebe in der Landwirtschaft gesucht und gefunden, die im Rahmen der schulischen Ausbildung den fachpraktischen Teil übernehmen. Unser Staat sparte dadurch satt Geld und bezahlte entsprechende Betriebe. Die sehr gute Arbeit, die von diesen Betrieben geleistet wurde, ist schon aus den Prüfungsergebnissen ersichtlich. Das Kulutusministerium wird nun nach Beendigung des BGJs und der zweijähriger BFS - Zeit besagten Betrieben kein Geld mehr Zahlen. Ein Schlag ins Gesicht! Reden doch unsere Politiker von Geld für die Bildung. Warum sollen sich Betriebe jetzt noch diesen Aufwand stellen? Vielleicht noch für die Versorgung für eigene Kräfte. Aber Praktikanten sind billiger.
Die nun eigenständigen Schulen - ja, jede Schule ist nun eigenständig und bezahlt nicht nur die Lehrer wie ein normaler Wirtschaftsbetrieb, selbst, ist finanziell nicht in der Lage, diesen Betrieben zumindest eine Aufwandsentschädigung zu zahlen!! -- Alles für die Bildung????!
Chereeo