Fließfett wechseln - wie ?

  • Hallo,
    der Händler, bei dem ich meinen Kleinen gekauft habe, hat das Getriebeöl im Differential der Vorderachse vorbeugend durch Fließfett auf Lithiumbasis ersetzt (vor Auslieferung). Bei Öl sammelt sich der Abrieb am Boden, aber wie ist das bei Fließfett? Muss man zum Wechseln des Fließfettes das Gehäuse erwärmen um es heraus zu bekommen? Ich las irgendwo das es bei ca. 140°C flüssig wird. In einem anderen Beitrag las ich hier das Fließfett generell keine gute Alternative gegenüber Öl sei. Was ist da dran ?

    Gruß
    landbastler

    Jinma 164Y ; Baujahr 2016; 16PS/2400 u/min; 3 Zylinder Wirbelkammer-Dieselmotor; 2 Gruppen; je 3 Gänge vorwärts und 1x rückwärts; Allrad und Differentialsperre zuschaltbar; Zapfwelle 540, 720 und 1000 u/min; Servolenkung; Heckkraftheber ; Frontlader; Anhängerhydraulik; Überrollbügel mit Gurt;

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Landbastler,

    ich frage mich wieso der Händler ins Differenzial Fließfett eingefüllt hat? Fließfett hat dort überhaupt nichts verloren. Welche Vorbeugung wollte er Treffen?
    Sorry aber für mich hört sich das nach ziemlichem Murks an so mal du die Maschine ja Neu gekauft hast oder? Ich würde diese Fragen deinem Händler stellen der kann dir mit Sicherheit erklären wie er das Fließfett beim Kundendienst wechselt.
    Wenn du deine Achse erwärmst läufst du Gefahr deine Wellendichtringe zu beschädigen. Wenn du es richtig machen willst, zerleg deine Achse, mach alles sauber und füll dass von Werk vorgeschriebene Öl ein.


    Gruß Marco

    • Offizieller Beitrag

    Moin moin,

    grundsätzlich brauchst du dir jedoch keine Gedanken über Abrieb machen. Bei richtiger Schmierung können Differentiale auch nach 10 000 Betriebsstunden noch aussehen wie neu, da reibt sich nichts ab. Dementsprechend ist es erstmal auch egal was da eingefüllt ist, es gibt einfach nichts was sich am Boden sammeln sollte.
    Dreck sollte im Idealfall nicht hinein gelangen, und mögliche Anlaufscheiben aus Buntmetall sollten sich auch nicht gleich aufreiben - und wenn, dann sind Buntmetallpartikel harmlos.

    Bleibt die Frage, ob mit Fließfett wirklich alle Lagerungen so geschmiert werden, wie es konstruktiv eigentlich vorgesehen war. Da solltest du noch mal gründlich mit deinem Händler drüber sprechen.

    MfG
    Fabian

  • Hallo,
    die Frage nach dem warum hatte mir mal sein Schlosser beantwortet. Man wolle eventuellen Undichtheiten vorbeugen, die in der Garantiezeit dazu führen würden das man den Traktor wieder abholen und reparieren müsste. Das verursacht natürlich zusätzliche Kosten. Man verkaufe die Traktoren mit dem Fließfett seit Jahren. Ich überlege ob ich das Fließfett entferne. Bei meinem vorherigen Kleintraktor, einem 34 Jahre alten Yanmar, war alles voller Getriebeöl und da tropfte nichts.
    Mit dem Händler reden bringt nichts. Inzwischen weiß ich das der nur verkaufen wollte. Ich bin zufrieden das zum Ende der Garantiezeit noch die Mängel beseitigt wurden.

    Ich hätte nicht gedacht das Simmeringe oder Gummidichtungen schon bei 140°C Schäden bekommen.

    Gruß
    landbastler

    Jinma 164Y ; Baujahr 2016; 16PS/2400 u/min; 3 Zylinder Wirbelkammer-Dieselmotor; 2 Gruppen; je 3 Gänge vorwärts und 1x rückwärts; Allrad und Differentialsperre zuschaltbar; Zapfwelle 540, 720 und 1000 u/min; Servolenkung; Heckkraftheber ; Frontlader; Anhängerhydraulik; Überrollbügel mit Gurt;

  • Wäre es da eine Idee, das Ganze mit Diesel / Petroleum zu probieren? Also aufbocken, ins Gehäuse noch ein Glas Diesel rein und 5 Minuten unbelastet laufen lassen? Dann ablassen. Wahrscheinlich holt man erst im zweiten Durchgang auch die Ecken raus, aber das wär für mich ein vorstellbarer Ansatz. Vor allem Petroleum ist ein Wundermittel, und mild.
    Die Pulpe muss man dann aber auch nach Gesetz "entsorgen".

    Johannes

  • Musst wahrscheinlich schauen, wie du es geschickt und vor allem vorsichtig erwärmen kannst.

    Schon traurig, wenn man von Grund auf versucht mögliche Undichtigkeiten durch für den Zweck unübliche Schmiermittel zu umgehen. Entweder der Traktor ist ordentlich gemacht und ist dicht oder man muss eben ran... Möchte gar nicht wissen wie sich der genannte Abrieb im Gehäuse verteilt. Was ist eigentlich in der Betriebsanleitung als Schmiermittel empfohlen?

  • Bei nem alten Traktor hab ich schon alles gesehen. Aber ja, bei nem normalen, top eingestellten Getriebe darf das nicht vorkommen. Das ist mir auch geläufig.

    Ja, hast recht, hier von Abrieb zu reden ist unter normalen Verhältnissen zu weit hergeholt. Hatte eigentlich nur seine erste Aussage aufgegriffen, indem Er von Abrieb ausging... deswegen hatte ich "genannte" geschrieben.

  • Hallo,
    die Idee mit dem Abrieb hatte ich, da die Zahnräder sich erst aufeinander einlaufen müssen. Hier und da sicher ein Grat vorhanden war. Da sich meine Hydraulik mit aus dem Getriebeöl versorgt haben die Traktorbauer dort auch einen Ölfilter mit in die Leitung gesetzt. Im Differential laufen die Zahnräder im ungefilteren Öl und im ruhenden Zustand könnte dann ein eventueller Abrieb in Richtung Ablaßschraube sinken.
    So ich das Fließfett da herausbekomme, was würdet Ihr mir für eine Öl dann empfehlen ? Im englischsprachigen Handbuch zum Traktor sind Schmierstoffbezeichnungen mit denen ich nichts anfangen kann.


    Der Traktor soll nach Angabe des Händler mit Motorenöl 15W40 gefahren werden, aber auch diese Bezeichnung taucht im Handbuch nicht auf.

    Gruß
    landbastler

    Jinma 164Y ; Baujahr 2016; 16PS/2400 u/min; 3 Zylinder Wirbelkammer-Dieselmotor; 2 Gruppen; je 3 Gänge vorwärts und 1x rückwärts; Allrad und Differentialsperre zuschaltbar; Zapfwelle 540, 720 und 1000 u/min; Servolenkung; Heckkraftheber ; Frontlader; Anhängerhydraulik; Überrollbügel mit Gurt;

  • Jo, für solch ein Getriebe wird eher ein 80/90er Öl verwendet. 15W40 ist da echt unüblich, da es vergleichweise dünn ist.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Landbastler,

    Der Filter in deinem Hydraulikkreislauf ist ein Rücklauffilter, wie in 99% aller Hydrauliksysteme.
    Wenn Dreck im System wäre so müsste er zuvor einmal durch die Pumpe und die Ventile durch. Gäbe es ernsthaften Abrieb von irgendwelchen Graten, wäre dies das Todesurteil für die Hydraulikpumpe. Du kannst aber absolut beruhigt sein, dass es heute keine Grate an irgendwelchen Zahnrädern oder so gibt, die erst im Betrieb entfernt werden. Ganz unabhängig vom Ort der Herstellung, die Fertigungsverfahren bringen das so mit sich. Es wird schließlich kein Zahnrad mit dem Brenner oder einer Säge ausgeschnitten und dann eingebaut.

    Zitat von HanoSchlüter

    Jo, für solch ein Getriebe wird eher ein 80/90er Öl verwendet. 15W40 ist da echt unüblich, da es vergleichweise dünn ist.


    Deswegen wird heutzutage recht weit verbreitet STOU-Öl 10W40 in Getriebe und Motor gekippt. Mit offiziellen Herstellerfreigaben:
    https://www.ravenol.de/produkte/verwe…sae-10w-40.html
    Und ja, im Werkstatt-Alltag ist das flächendeckend in Benutzung. Da es abwärtskompatibel ist, kann und wird es auch in Fahrzeugen der letzten 30 Jahre ausgiebig verwendet.

    Die hunderttausendfach gebauten grauen Ferguson sowie ihre Nachfolger hatten ganz nebenbei schon immer ab Werk in Motor und Getriebe dasselbe Öl - seit den 1940er Jahren. John Deere wünscht dies bei allen Schleppern mit gemeinsamem Getriebe/Hydraulikhaushalt übrigens auch.

    Landbastler: Du kannst bedenkenlos Motoröl in der Vorderachse fahren. Oder auch das STOU-Öl. Es wird hunderttausendfach erfolgreich verwendet ;)

    Das ist jetzt kein Plädoyer für die Verwendung eines STOU-Öles in Oldtimern!

    MfG
    Fabian

  • Deswegen auch für "solch ein" Getriebe...

    Fahre in meinen Schaltgetrieben auch Stou bis auf den 501, dort ist das 90er empfohlen.

    • Offizieller Beitrag

    Kleiner Exkurs zu den Viskositätsklassen:
    Motoröl 0 (sehr dünnflüssig) bis 50 (dickflüssig)
    Getriebeöl 70 (sehr dünnflüssig) bis 250 (sehr dickflüssig)
    Wer nun die Viskositätstabellen von Motoröl und Getriebeöl vergleicht:
    https://de.oelcheck.com/wiki/Viskosit%C3%A4t
    wird feststellen, dass 80er Getriebeöl und 30er Motoröl in ihrer Viskosität weitgehend deckungsgleich sind ;)
    Und eben nicht 80er Getriebeöl mehr als doppelt so Viskos ist...


    Was meinst du mit "solch ein" Getriebe?
    Es ist ein Schaltgetriebe, aus dem sich auch der Hydraulikkreislauf speist. Ansonsten kein Unterschied zu deinen Getrieben.

    Zitat von HanoSchlüter

    Jo, für solch ein Getriebe wird eher ein 80/90er Öl verwendet. 15W40 ist da echt unüblich, da es vergleichweise dünn ist.


    Wenn du meinem Link von oben:
    https://www.ravenol.de/produkte/verwe…sae-10w-40.html
    folgst, siehst du dass das STOU 10W40 absolut im Viskositätsbereich von 80W-90er Getriebeöl ist. Damit erübrigt sich ein "vergleichsweise dünn" da ein Unterschied nicht vorhanden ist.

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