Moin Zusammen,
es kommen ja immer wieder einige Anfragen zum Eicher ED1, bzw. technische Fragen zu EKL15/II, sowie ED16/II und ED22. Ich werde da ja nicht müde, immer wieder folgende Maßnahmen anzudrohen:
1. Ölfilterumbau auf Wechselpatrone
2. Kontrolle des Ölmessstabs
3. Kontrolle der Ringmutter im Getriebe (Hurth G76 und G85)
Leider verstecken sich die nützlichen und wichtigen Informationen immer wieder zwischen etlichen Beiträgen, deren Verfasser von Eicher so viel Plan wie ich z.B. von Güldner oder Hanomag habe: Gar keine.
1. Ölfilter:
Über Spaltfilter und dessen weitestgehende Nutzlosigkeit findet man hier im Forum etliche Beiträge. Der ED1 (Ausführungen a, b, c, d, e) ist hier auch betroffen, werksseitig war ein Ölspaltfilter eingebaut. Seit einigen Jahren bietet Eicher daher einen Ölfilterumbau an, hier wird der bisherige Ölspaltfilter gegen eine moderne Wechselpatrone getauscht. Diese gibt es für um 15 bis 20 Euro im Netz, bzw. direkt bei Eicher in Ganacker (ET-Nr.: ED15708).
Entgegen vieler mehr oder weniger gut umgesetzten Umbauten wird hier nur der Filtereinsatz getauscht. Sprich: Ölfilter demontieren, Spaltfilter raus, Gehäuse reinigen, Papierfilter rein, Gehäuse mit neuem Dichtring (liegt bei) einbauen, fertig. Damit ist der Umbau von außen nicht zu erkennen, außerdem kostet der Spaß im Gegensatz zu hässlichen Ölfilterumbauplatten, welche für Eicher ED1-Motoren total überteuert in der Bucht angeboten werden, nur wenige Euro.
Hier der Vergleich beider Filter, neuer Papierfiltereinsatz (links) und alter Spaltfilter (rechts):
Und hier schon alles zusammengebaut:
2. Motorölfüllmenge und -Sorte:
Am 31. Januar 1957 reichte Eicher ein Rundschreiben an alle Händler aus, die Ölfüllmenge des ED1 wurde rückwirkend in allen Ausführungen von 6,5 Liter auf 5,5 Liter (incl. Ölfilter) reduziert. Eicher Werkstätten mussten daraufhin alle Ölmessstäbe der bisher gefertigten ED1-Motoren ändern. Die Max-Markierung wurde entfernt, die alte Min-Markierung wurde zur neuen Max-Markierung, im gleichen Abstand der beiden bisherigen Markierungen erfolgte eine neue Min-Markierung, bzw. je nach Länge des Ölmessstabs ist das Stabende die neue Min-Markierung.
Viele sind entsprechend abgeändert, einige aber auch nicht. In jedem Fall gilt aber: Motoröl-Füllmenge für alle ED1-Motoren = 5,5 Liter!
Der hier gezeigte Schlepper war bereits mit neuen Markierungen ausgerüstet, bzw. die alte entfernt (s. Pfeil):
Nebenbei sei erwähnt, dass Eicher für den ED1 nachträglich eine Freigabe für 15W40 erteilt hat, damit gehört SAE30 aus den Köpfen und vor allem dem ED1-Motor verbannt. Was Schmierwirkung und Viskosität angeht erzielt 15W40 deutlich bessere Werte. 15W40 ist gegenüber 30er Öl im kalten Zustand deutlich flüssiger (=viskoser), was sich bei steigender Öltemperatur umdreht. Während bei etwa 40 Grad Öltemperatur beide Öle eine ähnliche Viskosität aufweisen, ändert sich der Effekt bei 80 Grad deutlich. 15W40 ist dann nämlich steifer als SAE30. Ähnlich sieht es mit Schmierwirkung aus: Kaltes und heißes 30er Öl schmiert schlechter als vergleichbar temperiertes 15W40.
Wer also meint, man müsse dickflüssige 30er Brühe verwenden weil 15W40 im warmen Zustand viel zu flüssig sei, sollte zuerst einmal peinlich berührt zu Fachlektüre greifen und Stammtischweisheiten abschwören. In den ED1 gehört – wie auch in jeden anderen Eicher-Motor – 15W40. Gleichsam sollten diejenigen, die nun mit Halbwissen mit irgendwelchem unlegiertem SAE30 ankommen, besser direkt die Klappe halten und ebenfalls einen Blick in Fachbücher und vor allem ihre Betriebsanleitung werfen. Unlegiertes Öl fand in keinem Eicher-Motor Verwendung.
3. Ringmutter Kegelradwelle
Das wohl einzig größere Problem am EKL15/II, bzw. ED16/II / ED22 sind die Kegelrad-Ringmuttern der Getriebe Hurth G85 und G76. Diese lösen sich trotz Sicherungsblech gerne mal von selbst, Ergebnis ist eine nicht befestigte Kegelradwelle im Gehäuse, hier gibt es regelmäßig heftige Getriebeschäden...
Dabei ist die Kontrolle so einfach: Getriebedeckel entfernen, Schaltgabeln ausbauen, Ringmutter kontrollieren. Ist diese lose und merkbares Axialspiel in der Lagerung der Welle, nützt einfaches anziehen nichts mehr. Das Getriebe muss zerlegt werden und benötigt auch dringend neue Lager.
Übrigens: Dieser Schaden ist für Kenner hörbar. Ist das Getriebe im 5. Gang leise, 4. laut, 3. laut, aber leiser als Gang 4, sollte man sich getreu dem Motto „gehen Sie nicht über Los und ziehen sie keine 2000 Euro ein“ sofort an die Kontrolle der Ringmutter machen. Erfahrungsgemäß ist es dann für einfaches Anziehen der Ringmutter zu spät, die Geräusche werden durch defekte Lagerungen verursacht, später auch durch Verschleiß der Gangräder, welche sich aufgrund der defekten Lagerung nicht richtig aufeinander abrollen.
Hier schon mit abgenommenem Getriebedeckel (4x M8 Schrauben), die Ringmutter ist in Fahrtrichtung hinten, s. Pfeil.
Und hier mit demontierten Schaltgabeln (6x M8 Schrauben). Die Ringmutter kann dann leicht auf festen Sitz überprüft werden (per Hand).
Und was soll ich sagen? Natürlich lose und Spiel in den Lagern der Kegelradwelle. Hier muss wohl nachgearbeitet werden, aber das ist nicht Teil dieses Threads.
Ist die Mutter fest, kann man in umgekehrter Reihenfolge zusammenbauen, der Getriebedeckel muss natürlich mit Dichtmasse eingesetzt werden.
Soweit mal die allgemeinen Dinge bei EKL15/II, ED16/II und ED22, das Thema lose Ringmutter betrifft natürlich alle Traktoren mit Hurth G85 und Hurth G76 Getriebe.