Schleppertour durch Frankreich

  • Hallo Zusammen,

    im März diesen Jahres, genauer gesagt in der Woche vor Ostern war es endlich so weit. Danny und ich hatten uns einen lang gehegten Traum erfüllt. Nämlich Frankreich nach alten Schleppern abzusuchen. Vorwiegend lag unser Augenmerk natürlich auf deutschen Fabrikaten, aber auch andere Hersteller.

    Montags morgens ging es auch sogleich los. Einen kleinen Vorgeschmack fand ich schon in der Woche davor in Grenznähe, aber noch auf deutscher Seite.

    Die Aufregung stieg und wir waren guter Dinge als es dann endlich los ging. Erste Anlaufstelle war der Ort wo mein Vater wohnt. Dort "fanden" wir sogleich den vom Zustand her besten Schlepper der ganzen Tour, nämlich den Farmer 2 von meinem Vater.

    Nur wenige Meter entfernt, stand dieses knuffige Kerlchen, welches kurz zuvor vorm Verschrotten gerettet wurde, ein 12 PS Fahr.

    Ein Exemplar welches den typischen "französischen Zustand" hat, fand sich nur 50 m weiter.

    Soweit kannte ich mich noch aus. Doch dann begann die Tour ins Landesinnere. 80 km rein und am Stadtrand von Nancy fand sich dieser wohl noch in Gebrauch befindliche David Brown mit Betonmischer dran.

    Zum Glück haben wir uns in Nancy im Cora (großer Supermarkt, wie bei uns real usw.) eine Landkarte sowie eine französische Oldtimer-Traktor Zeitschrift (!) gekauft. Ein Ziel hatten wir nicht wirklich. Ok, nach Dijon sollte es gehen, doch mit der Landkarte in der Hand wurde uns dann bewusst dass dies doch etwas weit ist...So hieß unser Tagesziel dann irgendwann Neuf Chateau. Doch dazu später mehr.
    Alte Autos fanden sich unterwegs auch.

    auch einer von wenigen Unimogs auf der ganzen Tour.

    Für Freunde französischer Architektur bot sich auch so einiges, wobei dort jede Menge Häuser total verfallen waren, so auch dieses hier, welches gerade abgerissen wurde. Zum Abtransport stand natürlich auch ein Schlepper vor Ort, ein Deutz D8006. Irgendwo weiter drin in Frankreich waren am Straßenrand jede Menge Hecken zwischen denen Danny haufenweise alte Geräte entdeckte. Da wir schon vorbei waren wurde kurzerhand wieder umgedreht und es fand sich u.a. folgendes vor. Irgendwo fanden sich dann die Überreste dieses Lamborghini (oder Ford?) Traktors.

    Doch dann kam DER Fund überhaupt. Ein Scheuenfund wie aus dem Bilderbuch. Den Weg hierhin wies uns ein Zetor :lol: Nachdem wir die Hoffnung am ersten Tag schon ziemlich aufgaben, rettete dies uns doch noch den Tag. So wollte Danny eigentlich nur den Zetor knipsen und sah die riesige Scheune in der dieser Stand. Scheune wäre übertrieben, eigentlich ein offener Schuppen, nur recht groß. Wir fuhren die Straße rein und plötzlich : "DA :o "
    Noch relativ "Witterungsgeschützt" bot sich dieser Anblick. Wir dachten schon, wir würden träumen. Genau sowas hatten wir uns erhofft und es wurde wahr. Ein Kaelbe Verdampfer. Wir haben ihn gleich von allen Seiten fotografiert, doch leider sind fast alle Bilder verwackelt...Der Bauer dem das gute Stück gehörte bemerkte uns und kam raus...da ahnte ich schon dass wir gleich rennen müssten oder uns iwie rechtfertigen ohne wirklich französisch zu können :lol:

    Doch es kam ganz anders. Zunächst hat Danny ihm versucht zu erklären wo wir herkommen und dass wir schon 300 km gefahren sind heute. Das beeindruckte den Bauern, doch er sagte gleich "no a vendre, no a vendre" (nicht zu verkaufen, nicht zu verkaufen). Das dachten wir uns schon, aber wir waren ja auch nur für Fotos unterwegs. Natürlich erlaubte er uns den Schlepper nochmals von allen Seiten zu betrachten und zu fotografieren und er freute sich sichtlich dass sich 2 junge Menschen für so etwas doch interessieren. In den Matsch schrieb er mit seinem Finger 1952. Dies sollte wohl auf das Baujahr hindeuten, wobei wir eher auf 1942 tippen würden, denn der eckige Wasserkasten weist darauf hin dass es sich hier noch um einen Kaelble Verdampfer handelt, noch nicht um einen Allgaier ! Er signalisierte dass er sogar noch laufen würde. Unfassbar :o
    Nunja, dann führte er uns seinen Zetor vor, lies ihn laufen, und zeigte Danny was er alles knipsen soll. Dann erklärte er auf französisch "es ist kein guter Traktor, aber besser als zu Fuß zu gehn !" :lol:
    Er zeigte uns noch seine uralten Maschinen, so eine Drehbank, eine Ständerbohrmaschine und eine kleine Dreschmaschine. Nachdem wir uns freundlich verabschiedet hatten ging es dann weiter.

    so fand sich am gleichen Tag noch ein deutscher Traktor, ein Güldner G30. Einen Vierzon mit sehr interessantem Antrieb konnte ich auch kurzerhand erblicken und bretterte mit fast voller Geschwindigkeit (60 km/h etwa) in den Feldweg zum Bauernhof wo dieser stand. In der Dämmerung fand sich in einem der Landstraße parallel verlaufenden Dorf noch dieser Hela.

    Die nächst größere Stadt hieß Neuf-Chateau und dort sollte es hingehn. Mittlerweile war es stockdunkel, wenn auch noch nicht spät, erst kurz vor 20 Uhr. Gott sei Dank fand sich hier ein Mc Donalds, wenn auch mit teils völlig anderen Produkten und vor allem weitaus teurer, ein Cheeseburger 1,70 € ! Danny hat dann auf deutsch, französisch und english 2 Maxi Menüs bestellt und so hatten wir wenigstens etwas "vertrautes" auch im Ausland :wink: Wiegesagt, viel später war es auch nach dem Essen nicht, doch wir entschieden uns dann auf dem Parkplatz des Supermarktes nebendran das Auto zu parken und fertig zu machen für unsere erste Übernachtung darin. Die Scheiben vorne und hinten habe ich diesen Antrifrostfolien verdeckt und die Seitenscheiben haben wir mit Wolldecken abgehangen. Es war zwar soweit ganz ok, doch ich mit meinen 1,90 m konnte nicht grad die Beine ausstrecken und nach der ganzen Fahrerei war das sehr unangenehm...Nichts desto trotz bin ich auch irgendwann eingeschlafen und hab nichtmal mitbekommen dass nachts die Gendarmerie (franz. Polizei) da war und mit ihren Scheinwerfern ins Auto leuchtete :lol:
    Ärger gabs Gott sei Dank keinen und so machten wir uns gegen 6 Uhr wieder auf den Weg.
    Weiter ohne Ziel führte es uns in eine sehr abgelegene Gegend. Dörfer, völlig ausgestorben, wie man das sonst nur aus Western kennt...Eine Kirche gab es trotzdem überall, meist mit 'nem Dutzend Grabsteinen drumherum, mehr Einwohner gabs wohl nie. In dem Dorf, in dem das extrem auffiel und wo wohl wirklich NIEMAND mehr wohnte fand sich dieses Fahrzeug :

    Kilometerweit fuhren wir und genau so weit konnte man auch blicken. Nur Ackerland so weit das Auge reichte. Ab und zu riesige Getreidesilos. Meist begegneten uns auch nur Traktoren mit riesigen Spritzen dran, teilweise auch selbstfahrende Spritzen. Autos gibt es in der Gegen wohl keine...

    Die Siedlungsdichte wurde höher und so fand sich irgendwann Ortseingangs ein Schrottplatz. Der dritte auf unserer Tour und der zweite mit Traktoren ! Diesmal nur einer, soweit man das sehen konnte. Hier nahm jemand den Begriff "John-Deere Lanz" etwas zu wörtlich. Fragt sich nur wo der Volldiesel mit den Johnny Kotflügeln steht. Die zweite Übernachtung fand dann wieder auf einem Supermarkt-Parkplatz statt, diesmal aber in Luxemburg. Nach einer halben Europa Reise (ein Stückchen Belgien war noch dabei) hatten wir uns den Schlaf verdient. Nachdem das Auto wieder schlaffertig gemacht war und ich diesmal auf der Beifahrerseite schlief hatten wir eine echt gute Nacht. Wollten gar nicht aufstehn am nächsten Morgen. Beim Aussteigen lag auch noch Schnee auf dem Dach...

    An der Grenze vorbei (wo wir komischerweise mehr Schlepper fanden als tief im Land drin) ging es wieder heimwärts.

    Dies ist natürlich nur eine kleine Auswahl an Bildern. Insgesamt haben wir etwa 700 Fotos gemacht. Davon sind leider nicht alle etwas geworden und auch jede Menge Bilder der Landschaft und von Gebäuden dabei, welche aber nicht weniger interessant waren !
    Ursprünglich wollten wir die besten Bilder (etwa 500 schätze ich mal) auf eine DVD packen und hier zum Kauf anbieten. Denn wir hatten auf der ganzen Tour 120 € Benzinkosten...aber es ging uns ja nicht drum mit der Fahrt ein Geschäft zu machen, sondern dass wir einfach unvergessliche Erlebnisse und tolle Bilder haben. Dazu waren wir in 3 Tagen 1400 km unterwegs ! All das bleibt euch erspart und ihr könnt bequem die Bilder vom PC aus anschauen.
    Doch Danny und ich haben nicht genug ! Im Herbst soll es eine weitere Tour geben, diesmal 4 oder 5 Tage ! und natürlich eine andere Gegend, aber dennoch Frankreich.
    Doch nochmal solch eine Tour alleine finanzieren können wir uns nicht leisten. Daher würden wir hier gerne nachhören wer denn bereit wäre etwas zu spenden ! Muss ja nicht viel sein. Als Belohnung gibt es für alle Spender die mindestens 10 € gespendet haben eine Gratis CD mit den Bildern der Herbsttour ! Ansonsten bieten wir die Bilder der vergangenen Tour auch noch zum kauf an, ebenso die der kommenden Tour für alle die nicht spenden können/wollen/dürfen. Für 4 € pro Tour CD seid ihr dabei.

    Wir würden uns freuen eure Meinung zu hören und ob ihr bereit zu spenden seit. :D

    Gruß

    Nils & Danny

    "... und Gott fragte die Steine: "Wollt Ihr Dieselross-Fahrer werden?" Und die Steine antworteten: "Nein, dafür sind wir nicht hart genug."

    Viele Hobbies auf dieser Welt,
    kosten eine Menge Geld,
    doch mit den höchsten Kostenfaktor,
    hat das Hobby : "Alter Traktor" :D

  • Zitat von holzyarry

    Sind wirklich interessante Maschinen dabei. Was hat z.B der Vierzon für seltsame Teile als Antrieb?

    Das frag ich mich auch die ganze Zeit schon,vorallem wie das funktionieren soll,bei normalen Ketten läuft das ganze ja relativ "rund" aber da,schauts ja fast aus als würde sich bei der Drehbewegung auch der Schlepper immer auf und ab bewegen? :?

    Fahr D88
    Fendt Farmer 1
    IHC D3439

  • Kann mir das auch nicht so recht erklären. Ich meine, ich habe schon in irgendeinem Buch mal Bilder gesehen von so einem Antrieb. Muss mal nachschauen ob ich dazu was finde.

    Gruß Andi

    Meine (kleine) Sammlung:
    Fordson Dexta (Bj. 1962)
    IHC D-430 (Bj. 1961)
    Schmiedag Hansa D 50 (Bj. 1952)
    Fendt Farmer 3S (Bj. 1969)
    Lanz LHR 35 (Bj. 1920/30)
    I.A.M.E. Pampa T 01 (Bj. ca. 1954)

  • Das ist nichts anderes wie die normale Gleiskette bei einer Raupe - nur das lediglich 6 Glieder vorhanden sind. Da jedes Glied aber entsprechend gross ist, benoetigt man nur ein Zahnrad ("Turas"), welches Antrieb und Fuehrung gleichzeitig erledigt.
    Das sieht beim Fahren ganz witzig aus, weil die Glieder so langsam vorne Ueberklappen.

  • Zitat von holzyarry

    Hey - verrückte Idee, aber cool.

    Sind wirklich interessante Maschinen dabei. Was hat z.B der Vierzon für seltsame Teile als Antrieb?


    Was mich ja natürlich interessieren würde - wie sieht es mit dem französischem Linzensbau von Lanz - dem Le Percheron aus? Habt ihr da welche zu Gesicht bekommen?

    Hi
    Einen Percheron haben wir leider nicht entdeckt. Das schlimme ist auf dem Weg waren so viele heruntergekommene Häuser, alle mit großen Scheunen...
    Aber man kann ja nicht einfach mal anhalten und da rein gucken... Wenn denn mal ein Besitzer kommt, glaube ich nicht das dieser sehr erfreut ist.
    Und mit den tollen französischkenntnissen von uns beiden lässt sich da schlecht was erklären XD

    Nächstes mal müssen wir uns nen Franzosen mitnehmen XD

    Naja ich will gar nicht wissen an was wir allem einfach vorbeigefahren sind, weil es hinter den Scheunentoren noch versteckt stand...

  • Ganz toller Bericht und Bilder!

    Ist ja wahnsinn was man dort noch alles entdecken kann.


    Der Verdampfer müsste ein Allgaier/Kaelble R18 sein.Selten nur noch zu sehen.
    :o

    Viel Spaß und Erfolg bei der nächsten Tour !

    Würd sowas auch mal gern machen ...

  • Ok, dann käme das Baujahr ja doch noch hin ! Er wäre somit einer aus dem letzten Produktionsjahr.

    "... und Gott fragte die Steine: "Wollt Ihr Dieselross-Fahrer werden?" Und die Steine antworteten: "Nein, dafür sind wir nicht hart genug."

    Viele Hobbies auf dieser Welt,
    kosten eine Menge Geld,
    doch mit den höchsten Kostenfaktor,
    hat das Hobby : "Alter Traktor" :D

  • .....ich fahre auch immer gaaaanz langsam durch die kleinen französischen Käffer.Gut ist, das der franz. Bauer alles aufgehoben und nichts weggeworfen/verschrottet/verkauft hat - das eigentliche Problem ist wahrscheinlich ihn davon zu überzeugen es jetzt zu tun,man muß wohl erst die "Gewohnheit",den "Altersstarrsinn" usw in einem langen, schier aussichtslosen Kampf besiegen.Da klappt auch der Trick nicht : An der Tür des Bauern klingeln ( am besten der erste Kontakt mit dessen Frau,der der "Schrotthaufen" schon lange ein Dorn im Auge ist),einen Preis vorschlagen und das Geld bar auf den Tisch zu legen.Dann wird wohl etwas diskutiert werden ( am besten sich langsam aus der Situation entfernen,seine Adresse hinterlassen) bis es zum Ehestreit kommt.Tage danach wird man wohl angerufen.
    Gruß Clemens
    P.S CD würde ich kaufen,super Bericht

    Lieber haben und nicht brauchen als brauchen und nicht haben!

  • Hi
    Ich war vor kuzem für eine verlängerte Woche im Urlaub in Nordfrankreich. Es ist wirklich faszinierend welch hohe Anzahl an Traktoren dort noch einfach herumstehen und vergammeln.
    Immer wieder ist auch der eine oder andere deutsche Traktor dabei.

    ich konnte z.B. wieder einen Bilderbuchscheunenfund machen. Direkt an der Hauptstraße eine alte halb zerfallene Scheune mit fehlendem Tor. Dahinter ein MF 35 mit einer dicken Staubschicht, die von einer langen Standzeit zeugt. Und der Traktor sah (für Frankreich eher unüblich) noch sehr gut aus und war vor allem komplett im Originalzustand.

    Leider konnte ich nicht alles fotografieren, was ich gesehen habe, so fand ich zb direkt an einer Schnellstraße gelegen einen kleinen Schuppen, in dem von hinten ein Bautz 200 oder 300 zu sehen war. An einer ehemaligen Tankstelle waren ca 6 Traktoren zu sehen, die leider bereits zu sehr vergammelt waren.

    Einige Bilder habe ich allerdings, zb von einem Hof, auf dem vom weiten ca 10 Traktoren unterschiedlichster Firmen zu sehen waren, auch ein Güldner war dabei, auf einem ehemaligen Industriegelände fand sich ein sehr heruntergewirtschafteter Deutz F2L oder F3L514. Aneinem Hafengelände fanden sich einige Same und Zetor mit überbreiten Reifen (sehr interessant), leider sind diese Schlepper meist vom Salzwasser geradezu zerfressen gewesen.

    Sobald ich die Bilder habe, gibt es sie natürlich auch hier zu sehen ;)

    Auf jeden Fall gibt es auf der nächsten Reise noch viel zu entdecken ;)

    Gruß
    Danny

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