Mit diesem Beitrag möchte ich mal einen Stein zu einem Thema ins Wasser schmeißen, was mich nun schon ein paar Wochen beschäftigt. Es geht so allgemein um die Zukunft unserer Schätzchen Unmittelbarer Auslöser dazu ist ein Erlebnis vom letzten Freitag, als ich mit meinem Schätzchen unterwegs zur 4 km entfernten Tanke war, um für den Winter voll zu tanken und dabei auch eine Dose Diesel-Versulzungs-Schutz hinterher zu werfen.
Als defensiver Traktorist war ich da also auf dem Wirtschaftsweg neben unserer Bundesstraße unterwegs und tuckerte so gemütlich vor mich hin, als mich von hinten eine Fahrradfahrerin in besten Jahren leichtfüßig mit so einem sch... Elektrorad überholte. Als sie auf Höhe meines linken Vorderrades war, drehte sie sich zu mir um. Und mit demonstrativ weit ausgestrecktem Arm ausholend klemmte sie ihre Nase zwischen Daumen und Zeigefinger und bedeutet mir, wie sehr ihr ein Traktor (der *keine* blaue Fahne hinter sich herzieht!) stinke. Dann zog sie ab.
Nun sollte man wissen, dass ich mit meinem stinkenden Traktor in ziemlicher Nähe zur "grünsten Stadt Deutschlands" wohne, Freiburg. Dort haben sie gleich zwei völlig "grün" gebaute Stadtviertel, wo sich die Wollsocken- und Dinkelszene mit zahlreichen Kindern und Fahrradanhängern in nahezu zweiter Generation tummelt – und die, zumindest nach meinem Wissen von der Welt und wie sie derzeit funktioniert, bar jeglicher Sach-Einsicht mit Gewalt zum Halali auf jeden Diesel und dann auch auf jeden Verbrennungsmotor blasen. Und dies besser heute als Morgen.
Vielen dieser Leute unterstelle ich eine unendliche Naivität bis Unwissenheit, wie überhaupt aktuelle Landwirtschaft, Warenlogistik und der Energiemix funktionieren. Aber dies tun sie hier, wie auch in Stuttgart und anderswo mit Macht. Wir kleben ein paar Solarkollektoren aufs Verdeck des Traktors, legen einen Klingeldraht runter unter die Haube und schon wird der John Deer 9RX (googeln! meine ich neulich an der Ostsee gesehen zu haben) den 12-Scharpflug weiter locker hinter sich herziehen, um Maishäxel für das Biogas der ach so grün-idyllischen Ökoindustrie zu ermöglichen. Das geht dann weiter mit dem 32-Tonner auf der Landstraße, dem - batteriebetrieben - nach 1,5 km einfach die Ionen ausgehen und er drei Stunden an eine Steckdose muss, hinter der aber auf Jahrzehnte die Infrastruktur fehlt, um so viel Strom überhaupt heran zu schaffen.
Mit dieser "Realitätsbeschreibung" will ich keinesfalls leugnen, dass uns Oldtimer- und Vollerwerbs-Traktoristen ein rechter Dieselgestank oft herrlicher vorkommt, als Karl Lagerfeld aus der Flasche, dass Diesel-Ruß ungesund ist und möglichst gefiltert werden sollte – dass es aktuell aber kein "physikalisch Ding" gibt, das eine derart hohe, transportierbare Energiedichte hat, wie die fossilen Brennstoffe (bei "Stargate" haben sie dann die ZPM's, die alles in den Schatten stellen).
Vor meinem geistigen Auge sehe ich in der nahen Zukunft, dass (auch Oldtimer-) Traktoren – ganz gleich welche Unsummen an Restaurierungsarbeit und Geld sie gekostet haben mögen – einfach verboten sind, in der Öffentlichkeit in Betrieb zu setzen. Wir können sie dann beleidigt mit ins Wohnzimmer nehmen und beim Fernsehen die Hand auf den Kotflügel legen. Eingefallen hierzu ist mir aber schon eine Geschäftsidee! Genauso, wie es Indoor- (also: Hallen-) GoCart-Anlagen bei uns gibt, so machen wir Indoor-Traktorfahren!: In einer geschlossenen Halle mit aufwändigster Abluftreinigung dürfen "Tobi" oder "3085" für € 96,– auf die Stunde mal "echt" im Kreis rumfahren und einen Lanz bollern lassen. Wobei natürlich der Diesel, weil den sonst keiner mehr haben darf und die Raffinerien alle zu gemacht haben, in der Apotheke auf den Liter € 25,– kostet. Und damit sind wir wieder zurück bei Carl Benz, der auch den Sprit in der Apotheke holten musste.
Adieu.
Johannes